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Kultur: Neue Stimmen zur Gegenwart Zeitgenössische Dramatik bei „Wildwuchs“-Festival

Es gab sie bis 1999: die Potsdamer Werkstatt-Tage neuer Dramatik am Hans Otto Theater (HOT). Dann wurde die Finanzierung gestrichen.

Es gab sie bis 1999: die Potsdamer Werkstatt-Tage neuer Dramatik am Hans Otto Theater (HOT). Dann wurde die Finanzierung gestrichen. Mit „Wildwuchs“ soll die Tradition wiederbelebt werden, obgleich in neuer Ausrichtung. Bei „Wildwuchs“ reisen keine Theater mit Ur- und Erstaufführungen und mit Lesungen landesweit an. Aber auch hier geht es um neue Dramatik. Die kommt – jedenfalls in der ersten Auflage am Samstag, dem 16. Februar – ausschließlich von Studenten der Universität der Künste Berlin (UdK). Dort ist der Dramatiker John von Düffel, der für das Hans Otto Theater unter anderem die Spielfassung von Uwe Tellkamps „Der Turm“ schrieb, Professor für Szenisches Schreiben. Er brachte die gemeinsam mit Intendant Tobias Wellemeyer entstandene Festivalidee unter seine Studenten und die waren begeistert, dass ihre Texte auf die Bühne gelangen und von Zuschauern kritisch begleitet werden sollen. John von Düffel erhielt neun Texte, die eine Jury aus UdK und HOT näher beleuchtete. Drei Texte werden nun in nur wenigen Proben mit Schauspielstudenten der UdK einstudiert: jeweils auf 30 Minuten zurechtgestutzt. Einzig „Mensch Maschine“ von Konstantin Küspert, ein ScienceFiction-Comic, in dem der Versuch, künstliche Intelligenz zu vermarkten, grotesk auf die Spitze getrieben wird, ist in einer einstündigen Werkstatt-Inszenierung zu sehen. Während bei den Halbstündern Fabian Gerhard und Jessica Steinke Regie führen, übernimmt bei der einstündigen Aufführung Tobias Wellemeyer die Regie. Er arbeitet dabei mit seinen eigenen HOT-Schauspielern zusammen.

Chefdramaturgin Ute Scharfenberg betonte, dass bei der Auswahl der Texte sehr darauf geachtet worden sei, dass diese nicht daran zerbrechen, wenn man sie nur in Auszügen zeigt. „Wir sind sehr daran interessiert, die Gegenwart und Lebensrealität auf die Bühne zu bringen. Gerade an dieser Schule entstehen neue Stimmen und spannende Perspektiven.“ Wichtig für das Festival sei vor allem der Austausch mit dem Publikum. Und so werden die Autoren auch selbst zu ihren Texten Auskunft geben. Die werden auf ganz unterschiedliche Weise erzählt: mal rätselhaft-poetisch, dann wieder komödiantisch-saftig. Es geht um die skurrile Begegnung zweier Selbstmörder, um die seelische Auseinandersetzung mit der eigenen Familien-Mythologie und um das Verschwinden der Zeit. „Das Ausgreifen nach draußen ist wichtig für ein Stadttheater. Und in dieser größten künstlerischen Hochschule Deutschlands gibt es einen enormen Pool an Talenten. Es ist wunderbar, darauf zurückgreifen zu können“, betonte Ute Scharfenberg. Sie sieht das Festival, das mit einem Poetry-Slam einschlägiger Szene-Stars und einer Party endet, als Ergänzung zu bestehenden Festivals der Stadt, wie Unidram, die Potsdamer Tanztage und Localize. „Was fehlte, war die zeitgenössische Dramatik.“ Diese Lücke soll mit Wildwuchs nun geschlossen werden. Heidi Jäger

Samstag, 16. Februar, 18 Uhr, Reithalle, Schiffbauergasse. Karten für 15, ermäßigt 10 Euro unter Tel.: (0331) 98 11 8

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