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Wenn Phöben feiert. Mitglieder des Heimatvereins verkleideten sich bei der Krönung ihrer Sonnenblumenkönigin im Jahr 2008 mit Kostümen des alten Landadels.

© Stefan Gloede

Ortsjubiläum: Im falschen Jahr

Phöben feiert 2013 seinen 700. Geburtstag. Acht Jahre zu spät, meint der Historiker Lutz Partenheimer. Doch Phöben ist längst kein Einzelfall in Brandenburg

Werder (Havel) - Phöben hat sein Ortsjubiläum verpasst. In diesem Jahr wird der 700. Geburtstag des Dorfs gefeiert – acht Jahre zu spät, meint Lutz Partenheimer. Er ist zweifellos vom Fach, promovierter Mittelalter-Historiker an der Uni Potsdam mit den Schwerpunkten Mark Brandenburg und Fürstentum Anhalt. Und er versichert: „Phöben wird erstmals 1305 erwähnt, als Markgraf Hermann von Brandenburg dem Kloster Lehnin das Dorf Schmergow verkauft.“

Schmergow, so heißt es in der Urkunde, dehne sich bis zur „Vebene vort“ aus, der Phöbener Furt. Die ersten Siedler stammten aus Westflandern, von dort wurde laut Partenheimer auch der Ortsname entlehnt. „Die 700-Jahr-Feier hätte im Jahr 2005 stattfinden müssen, denn die Phöbener Furt ist natürlich nach dem Ort Phöben benannt worden“, so der Historiker.

Die Vorsitzende des Phöbener Heimatvereins, Elke Jäger, hatte sich schon 2011 zur Jubiläumsfrage mit Partenheimer ausgetauscht. Sie weiß von der Sache mit der Phöbener Furt – und meint dennoch, richtigzuliegen. Jäger beruft sich auf eine Urkunde von 1313, die auch Partenheimer kennt: Da erscheint Phöben als ein Ort, nach dem sich ein gewisser Herrmann nennt. „Hermannus dictus de Veyben“ – Hermann, genannt von Phöben. „Für uns ist das die erste richtige Erwähnung unseres kompletten Ortsnamens“, sagt Jäger.

Der ganze Heimatverein sei sich über diese Lesart einig, auch in der Vergangenheit sei in diesem Rhythmus gefeiert worden. „Wir beziehen uns damit auf eine Urkunde, in der auch Töplitz und Marquardt das erste Mal auftauchen“, sagt Jäger. „Wir verdrehen nichts, wir bewerten die Urkunden nur anders.“

Partenheimer kann das nicht ganz nachvollziehen. „Natürlich konnte es 1305 keine Phöbener Furt geben, ohne dass auch der Ort Phöben schon existierte“, meint er. Schwacher Trost: Mit dem Missgeschick steht Phöben nicht allein. 2011 haben laut Partenheimer zum Beispiel Nauen und Dahme das 825. Jubiläum ihrer Ersterwähnung verschlafen. Dafür beging die Liebfrauengemeinde Jüterbogs eine 850-Jahr-Feier, obwohl zum Jahre 1161 nicht eine einzige Kirche in Jüterbog erscheint.Überhaupt stehe es mit dem Feiern historischer Jubiläen in Brandenburg nicht zum Besten. Da selten, wie in Frankfurt (Oder), Gründungsurkunden überliefert sind, bleibe nichts übrig, als die Wiederkehr der Ersterwähnung zu feiern, sagt Partenheimer. Da nehme es mancher Ort nicht so genau.

So feierte 2003 Bergholz-Rehbrücke den 775., dabei verdanke Bergholz als älterer Ortsteil seine früheste Nennung dem Landbuch der Mark Brandenburg, das wahrscheinlich 1375 vollendet wurde. Eberswalde habe sich 2004 eine 750-Jahr-Feier gegönnt, doch die älteste Nennung sei erst 1276 erfolgt. „Zwar hatte kurz nach 1600 ein Schulrektor behauptet, dass Eberswalde 1254 gegründet worden sei“, so Partenheimer. „Aber wer weiß, wie leichtfertig die Gelehrten vor 400 Jahren mitunter zu ihren Erkenntnissen gelangten, kann nur den Kopf darüber schütteln, dass die Eberswalder dies für bare Münze nahmen.“

Den Vogel habe Zühlsdorf abgeschossen. Korrekt veranstaltete der Ort 1975 die 600-Jahr-Feier. 2005 beging Zühlsdorf dann bereits das 670. Jubiläum. Eine neue historische Faktenlage habe es nicht gegeben, wundert sich Partenheimer. Immerhin ließ man in einen Findling die Jahreszahl 1335 meißeln. „Was will man angesichts dieses schwerwiegenden Argumentes dagegen sagen?“

In Phöben nimmt man die Angelegenheit mit Humor. Man könnte das Jubiläum ja künftig zweimal feiern, witzelt Heimatvereinschefin Jäger, „wenn es nicht so anstrengend wäre“. Ob man den nächsten Geburtstag aufgrund der Erkenntnislage verschiebt, ließ Jäger offen. „Wir feiern jetzt erst mal und am 1. Juni sind alle zum Tag des offenen Dorfs eingeladen.“ Alles Weitere müsse bis 2055 die nächste Generation entscheiden.

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