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Sport: Arbeitsverbote für Nicht-EU-Sportler: "Nicht zu Ende gedacht"

Der Plan, Ausländer aus Nicht-EU-Staaten im deutschen Sport künftig nur noch in Ersten Ligen zuzulassen, hat am Montag viele Vereine aufgeschreckt. Der 1.

Von Karsten Doneck, dpa

Der Plan, Ausländer aus Nicht-EU-Staaten im deutschen Sport künftig nur noch in Ersten Ligen zuzulassen, hat am Montag viele Vereine aufgeschreckt. Der 1. FC Union und Tennis Borussia, zwei Berliner Fußballklubs, die von einer solchen Regelung betroffen wären, warnten vor einer weiteren Benachteiligung der Zweit- und Regionalligisten gegenüber den reichen Vereinen der Ersten Liga.

Heiner Bertram, Präsident des 1. FC Union, sagte, der Plan habe wegen der besseren Nachwuchsförderung "einen gewissen Charme", sei aber "nicht zu Ende gedacht". Bertram plädierte dafür, wegen der Chancengleichheit unter Profivereinen die ersten drei Fußball-Ligen von der Regelung auszunehmen. Für Tennis Borussia sagte Vorstandsmitglied Michael Plassmann, dass der Verein bessere Bedingungen für den deutschen Nachwuchs grundsätzlich begrüße. Gleichzeitig drohe aber im deutschen Fußball eine zu tiefe Kluft zwischen Erster und Zweiter Liga. Der Jurist Plassmann forderte den DFB auf, sich in dieser Angelegenheit klar zu positionieren.

DFB-Ligadirektor Wilfried Straub teilte dazu am Montag mit, der Deutsche Fußball-Bund habe sich im Dezember mit einem Brief an die Sportminister gewandt und um eine Ausnahme für die Zweite Bundesliga gebeten. Prinzipiell jedoch seien auch dem größten deutschen Sportverband die Hände gebunden. Über die Vergabe von Aufenthaltsgenehmigungen und Arbeitsgenehmigungen würde im Innenministerium entschieden. Bei der Sportverwaltung in Berlin hieß es am Montag aber, dass der Beschluss in Absprache mit Sportverbänden wie dem DFB gefällt worden sei.

Die Zeit für eventuelle Ausnahmeregelungen drängt: Nach Auskunft von Sportreferenten in Berlin und Brandenburg, die an der Ausarbeitung des bereits im Oktober gefällten Beschlusses beteiligt waren, könne der Plan noch im Frühjahr als Verordnung umgesetzt werden. (Siehe auch nebenstehenden Kasten.) Berlin werde mit der Umsetzung aber nicht vorpreschen wie Sachsen.

In Berlin wäre vor allem der 1. FC Union betroffen: Beim Regionalligisten, der um den Aufstieg in die Zweite Liga und den Einzug ins DFB-Pokalfinale kämpft, standen zu Saisonbeginn zehn Ausländer unter Vertrag, die aus Ländern außerhalb der EU kommen. Hinzu kommen vierzehn Deutsche und ein Österreicher. Beim DFB-Pokalspiel gegen den VfL Bochum etwa bestand mit Okeke (Nigeria), Isa (Albanien), Koilow, Zafirow (beide Bulgarien) und Balcarek (Tschechien) fast die halbe Anfangself des 1. FC Union aus Spielern, die nach der neuen Regelung künftig nicht mehr verpflichtet werden dürften. Bereits laufende Verträge würde die neue Regelung allerdings nicht betreffen.

Doch nicht nur der Fußball wäre von der neuen Regelung massiv betroffen. Marco Baldi, Vize-Präsident des Deutschen Basketball-Meisters Alba Berlin, sagte, der Ansatz gehe in die richtige Richtung. Denn die Ausbildung und die Entwicklung junger Spieler sei ein Kernproblem der Spielsportarten in Deutschland. "Ich bezweifele allerdings, ob sich nach Inkrafttreten der Regelung die unterklassigen Vereine tatsächlich mehr um den Nachwuchs kümmern", fügte Baldi hinzu. "Ich sehe auch juristische Schwierigkeiten dabei, unterschiedliche Regelungen beispielsweise für die Erste und Zweite Fußball-Bundesliga durchzusetzen. Das sind beides Ebenen für Vollprofis." Alba Berlin etwa unterhält mit dem Zweitligisten TuS Lichterfelde ein Nachwuchsteam, in dem auch Nicht-EU-Ausländer spielen. Der Plan sei noch nicht der Weisheit letzter Schluss, sagte Baldi. Er könnte aber eine Hilfe, ein Mosaiksteinchen in einer Gesamtstrategie sein.

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