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Turbine Potsdam ist ab der kommenden Saison zurück im großen Geschäft.

© dpa/Michael Bahlo

Aufstockung der Fußball-Bundesliga der Frauen: Auf den zweiten Blick ist nicht alles positiv

Die Erweiterung des Teilnehmerfeldes um zwei Vereine wirkt nach dem gestiegenen öffentlichen Interesse einleuchtend. Die Maßnahme des DFB ist aber womöglich nicht zu Ende gedacht. Eine Analyse.

Ein Kommentar von Charlotte Bruch

Auf den ersten Blick kommt die Neuerung wie ein Schritt in die richtige Richtung daher. Das Interesse am Fußball der Frauen ist nicht nur in Deutschland seit der EM 2022 in England massiv gestiegen, sondern auch weltweit. Dass der Vorstand des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Sonntag im Rahmen einer Sitzung beschlossen hat, die Erste Bundesliga von zwölf auf 14 Teams aufzustocken, ist daher nur die logische Konsequenz.

Die Entscheidungsträger folgten der Empfehlung der DFB-Ausschüsse Frauen-Bundesligen (AFBL) und Frauen- und Mädchenfußball (AFM). Die Mehrheit der Vereinsvertreter hatte sich für eine Aufstockung ausgesprochen. Diese erfolgt nun zur Saison 2025/2026, die Qualifikation für die Spielzeit startet demnach bereits in der kommenden Spielzeit.

Das Vorhaben war bereits im Mai im Zuge des vom DFB ausgearbeiteten Wachstums- und Professionalisierungsplans thematisiert worden und nach dem verpassten Zuschlag der WM 2027 verschärfte sich der Handlungsbedarf im Verband, um für den deutschen Frauenfußball eine Perspektive vorweisen zu können.

Aus der Bundesliga wird es dann nur einen statt zwei Absteiger geben, aus der Zweiten Liga steigen die besten drei statt zwei Teams auf. Sollte einer der sportlich aufgestiegenen Klubs auf die Teilnahme verzichten, gibt es keinen Absteiger. „Ein breiterer Wettbewerb und mehr Sichtbarkeit für alle Teams werden den Fokus weiter auf die Liga richten“, sagte Sabine Mammitzsch, DFB-Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball. „Entsprechende Rahmenbedingungen sollen die Entwicklung unserer Spielerinnen fördern und die Bindung der Fans stärken.“

Wenn wir das jetzt nicht tun, werden wir nie den richtigen Zeitpunkt erwischen.

Ralf Zwanziger, Abteilungsleiter der TSG Hoffenheim

Mehrere Verantwortliche der Bundesliga-Klubs sprachen sich für eine Erweiterung des Teilnehmerfeldes aus. „Wir haben das lange genug herausgezögert. Wenn wir das jetzt nicht tun, werden wir nie den richtigen Zeitpunkt erwischen“, sagte etwa Ralf Zwanziger, Abteilungsleiter der TSG Hoffenheim, gegenüber dem ZDF.

Die Leistungsdichte in Liga eins könnte abnehmen

Tatsächlich könnte der Zeitpunkt der Aufstockung aber zu früh gewählt sein. Zudem wirkt die Maßnahme nicht vollends durchdacht. Während das Leistungsvermögen innerhalb der Ersten Liga bereits deutlich auseinanderklafft, ist der Unterschied zu Liga zwei nochmal deutlicher. Für die kleineren Vereine, die nicht wie der VfL Wolfsburg, FC Bayern München oder Eintracht Frankfurt auf für Profisport gerechte Rahmenbedingungen zurückgreifen können, fehlt weiterhin die finanzielle Unterstützung.

Erst in dieser Saison verkündete Aufstiegsaspirant SG Andernach kurz vor Ende der Spielzeit, aufgrund der Lizenzvorgaben nicht aufsteigen zu können. Selbst für einen Traditionsverein wie Turbine Potsdam, dem vor Kurzem der direkte Wiederaufstieg gelang, sind die monetären sowie infrastrukturellen Vorgaben kaum zu stemmen.

Hinzu kommt, dass die Belastung, über die Spielerinnen und Funktionäre zunehmend klagen, durch vier Spieltage mehr zwangsläufig weiter steigt. Vor allem dann, wenn im Winter Spiele aufgrund zu schlechter Platzverhältnisse, wie es in vielen kleinen Stadien der Fall ist, ausfallen und innerhalb eines kurzen Zeitraums nachgeholt werden müssen.

Zudem gibt es noch zu viele Spielerinnen, die den Spitzenfußball nur als Hobby ausüben, nebenbei aber einem Vollzeitjob nachgehen und damit nachweislich ein höheres Verletzungsrisiko tragen.

Vereinen, die langfristig nach ganz oben drängen, wie der Hamburger SV, der 1. FC Union oder Borussia Mönchengladbach, hätte mehr Zeit eingeräumt werden müssen, um die neu geschaffenen Strukturen weiter zu verfestigen und so langfristig auf höchstem Niveau wettbewerbsfähig zu sein.

14
Vereine werden weiterhin in Liga zwei an den Start gehen.

Die Zweite Liga bleibt von der neuen Regelung indes unberührt und wird weiterhin mit 14 Teams an den Start gehen. Profitieren könnten aus Berliner Sicht am Ende trotzdem die Regionalligisten. Denn in der kommenden Saison wird es drei Erstliga-Aufsteiger, aber nur einen Erstliga-Absteiger geben, sodass alle Meister aus den fünf Regionalligen direkt in die Zweite Liga aufsteigen werden.

Nachdem dem 1. FC Union in dieser Saison der Aufstieg in Liga zwei gelungen ist, könnten Viktoria Berlin oder Hertha BSC in einem Jahr folgen. Vor allem Viktoria dürfte das Ziel in der nächsten Spielzeit mit aller Kraft verfolgen.

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