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Para-Badmintonspielerinnen wie Valeska Knoblauch müssen schnell reagieren.

© Mark Phelan

Badminton bei den Paralympischen Spielen: Von null auf hundert in zwei Zügen

Viel Spielpraxis hatte die Badmintonspielerin Valeska Knoblauch in den vergangenen Monaten nicht. Doch die Pandemie hat auch einen positiven Effekt.

Am 24. August beginnen die Paralympischen Spiele in Tokio. Am Start wird auch die Berlinerin Maria Tietze sein. Die 32-Jährige begann einst mit dem Fußball als Sportlerin und ist nach einem Unfall und einer Amputation am linken Unterschenkel nun Paralympionikin. Anders als sonst schreibt sie diesmal in ihrer Kolumne über eine Para-Kollegin, die Badminton-Spielerin Valeska Knoblauch.

Während sich die deutschen Athleten nach Olympia nun eine wohlverdiente Pause gönnen, geht das Training für die Teilnehmer der Paralympics in die heiße Phase. So auch für Valeska Knoblauch, Para Badmintonspielerin für die Union Lüdingshausen. Auf der „Road To Tokyo“ stehen für sie und ihre Mannschaftskamerad:innen auf den letzten Metern noch zwei Lehrgänge an, bevor sie nach einer letzten Trainingswoche zu Hause dann auch in den Flieger nach Tokio steigen.

Knoblauch ist gespannt auf Tokio, nicht so sehr wegen der Stadt. Die kennt sie bereits und weiß vor allem die Barrierefreiheit der asiatischen Metropole zu schätzen. Dass die Menschen trotz der Massen auf den Straßen so sehr aufeinander zu achten scheinen, beeindruckt sie am meisten. Dieses gute Gefühl kann sie direkt als erstes aus dem Koffer packen und dann in ein erfolgreiches Turnier starten, bei dem Badminton seine paralympische Premiere feiert. Bis dahin bleibt es noch ein bisschen spannend.

Denn einerseits wird die Auslosung der Gruppen erst am 26. August bekannt gegeben, andererseits gab es pandemiebedingt kaum Turniere und gerade die sind für Valeska Knoblauch so wichtig. Seit Februar 2020 gab es nur ein einziges Turnier und das war zugleich die letzte Chance, sich für Tokio zu qualifizieren. Von viel Spielpraxis kann man da leider nicht reden.

Badminton ist ein Stop-and-Go-Spiel

Doch Corona hatte überraschenderweise im Fall Valeska Knoblauch auch einen wirklich positiven Effekt. Weil für ihre eigentliche Trainingshalle an der Kölner Sporthochschule eine Sondergenehmigung erforderlich war, wich ihre kleine Trainingsgruppe nach Mülheim an der Ruhr aus und trainierte dort am Bundesstützpunkt Para Badminton. Das Gute an diesem Umzug war, dass Knoblauch nun täglich statt, wie in Köln, drei bis viermal pro Woche trainieren kann.

Nun ist die Woche mit fünf Einheiten Feldtraining, also badmintonspezifischen Inhalten, sowie drei Einheiten Kraft und zwei Ausdauereinheiten am Hand-Ergometer oder mit dem Sportrollstuhl gefüllt. Natürlich arbeiten sie auch an der besonderen Herausforderung der Klasse WH1 im Para Badminton. Hier sitzen die Spieler:innen im Rollstuhl und trainieren in einer Kombination aus Fahren, Schlagen und Schulen speziell die Koordination der Muskulatur im Unterarm und in der Hand.

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Badminton ist schließlich ein Stop-and-Go-Spiel. Das heißt die Spieler:innen müssen explosiv von null auf hundert beschleunigen und haben dafür nur zwei bis vier Züge am Rad zur Verfügung. Sobald eine gute Position zum Ball erreicht ist, muss die Hand vom Reifen gelöst und binnen kürzester Zeit locker gelassen werden, damit der Schlag aus dem Handgelenk und den Fingern zielgerichtet übers Netz fliegen kann. Keine leichte Aufgabe, an der man aber arbeiten kann, wie Knoblauch schmunzelnd sagt.

Wie gut die Arbeit war, wird sich demnächst zeigen. Der Spielmodus beginnt in der Gruppenphase und geht dann in die K.o.-Spiele der Finals über. Weil das Teilnehmerfeld bei den Paralympics kleiner ist als bei internationalen Turnieren, könnte es in der Gruppe schon sehr spannend werden. Im Doppel möchten die deutschen Frauen die K.o.-Runde erreichen, Knoblauch schätzt die Konkurrenz als sehr stark ein. Im Einzel allerdings sieht es anders aus: „Ich hoffe, dass ich sehr weit kommen werde in Tokio.“

Und das, obwohl Valeska Knoblauch vor ihrem Unfall nie wirklich sportlich war und eher zufällig zum Para Badminton kam. Heute möchte sie gerade die zwischenmenschliche Komponente des Sports nicht mehr missen. Der Sport habe ihr persönlich sehr viel gegeben, wie zum Beispiel internationale Freundschaften. Auf dem Feld sei man zwar Konkurrenz aber daneben tauscht man sich aus. Wer nun auch seinen Weg starten möchte, schaut mal auf www.parasport.de vorbei.

Maria Tietze

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