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Waldemar Anton (l.) und Nico Schlotterbeck sind die möglichen Vertreter für Jonathan Tah und/oder Antonio Rüdiger in der Innenverteidigung.

© dpa/Federico Gambarini

Das Ende einer Serie: Julian Nagelsmann muss die Abwehr umbauen

In allen drei EM-Spielen hat Bundestrainer Nagelsmann dieselbe Startelf aufgeboten. Das ist im Achtelfinale ausgeschlossen. Schlotterbeck und Anton dürfen auf einen Einsatz hoffen.

In der kommenden Saison werden sie vermutlich Seite an Seite verteidigen. Nico Schlotterbeck links in der Viererkette bei Borussia Dortmund, Waldemar Anton, der Neuzugang vom VfB Stuttgart, rechts in der Viererkette. Aber das ist die Zukunft. Im Hier und Jetzt sind Schlotterbeck und Anton vor allem Konkurrenten. Konkurrenten um einen der raren Plätze in der Startelf von Bundestrainer Julian Nagelsmann.

Drei Spiele liegen bei der Fußball-Europameisterschaft hinter der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Dreimal hat Nagelsmann mit derselben Elf begonnen. Nimmt man den letzten Test vor der EM noch hinzu, sind es sogar vier Spiele mit ein und derselben Anfangsformation. Im EM-Achtelfinale aber wird diese Serie definitiv enden.

Das steht seit Sonntagabend fest – seitdem Jonathan Tah, einer der beiden Stamminnenverteidiger, für ein Foul am Schweizer Mittelstürmer Breel Embolo kurz vor der Pause zum zweiten Mal im Laufe des Turniers die Gelbe Karte gesehen hat. Der Leverkusen ist dadurch für das nächste Spiel gesperrt.

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Länderspiele hat Nico Schlotterbeck bisher bestritten.

Im Duell mit der Schweiz nahm Nagelsmann Tah, aus Furcht vor einem möglichen Platzverweis, schon in der zweiten Hälfte vom Feld – und ersetzte ihn durch Nico Schlotterbeck. Das dürfte auch ein erster Hinweis darauf sein, wer am Samstag in Dortmund an Tahs Stelle in der Startelf stehen wird.

Nur Schlotterbeck feierte sein EM-Debüt

Gegen die Schweiz war es laut Nagelsmann noch ein enges Duell zwischen dem Noch-Stuttgarter Waldemar Anton und dessen künftigem Dortmunder Teamkollegen Nico Schlotterbeck. „Beide haben’s verdient, weil es beide gut machen“, sagte er. Anton trainiere „herausragend gut“, ergänzte der Bundestrainer. Er gehe auch mit seiner Situation top um und „hätte schon längst einen Einsatz verdient“.

Obwohl Nagelsmann immer auf dieselbe Startelf gesetzt hat, gibt es nach drei Gruppenspielen nur noch drei Feldspieler aus dem 26-Mann-Kader, die bisher noch gar nicht bei der EM gespielt haben. Alle drei sind Verteidiger: Robin Koch von Eintracht Frankfurt, der Leipziger Benjamin Henrichs und eben Anton.

Eigentlich hatte Nagelsmann vor, am Sonntag gegen die Schweiz sowohl Anton als auch Schlotterbeck einzuwechseln, auch der Kaderhygiene wegen. Kein Spieler soll das Gefühl haben, komplett außen vor zu sein. Aber die Umstände des Spiels durchkreuzten seinen Plan. Der Bundestrainer musste angesichts des Rückstands vor allem offensiv wechseln, so dass schließlich nur Nico Schlotterbeck sein EM-Debüt feierte.

Der Dortmunder, 24, ist zwar drei Jahre jünger als Anton, 27. Er verfügt aber über mehr internationale Erfahrung. Während der Stuttgarter erst im März für die Nationalmannschaft debütiert hat und bisher zweimal zum Einsatz gekommen ist, hat Schlotterbeck bereits dreizehn Länderspiele bestritten. Er gehörte auch schon bei der WM 2022 dem deutschen Kader an und hat erst Anfang des Monats mit dem BVB im Finale der Champions League gestanden.

Nagelsmann lobt Schlotterbeck nach 1:1 gegen die Schweiz

„Nico hat’s heute wieder gut gemacht“, sagte Nagelsmann nach dem 1:1 gegen die Schweiz. Dabei seien die Umstände nicht einfach für ihn gewesen. Die Deutschen drängten auf den Ausgleich, die Defensive geriet zur Nebensache. Dafür, so der Bundestrainer, habe er super verteidigt.

Er hat sich sehr stabilisiert und gute Leistungen gezeigt.

Bundestrainer Julian Nagelsmann bei der Kaderbekanntgabe über Nico Schlotterbeck.

Allerdings hatte Schlotterbeck auch Glück, dass das vermeintliche 2:0 der Schweizer durch Ruben Vargas wegen einer minimalen Abseitsstellung nicht zählte. In der Entstehung des Treffers hatte er den Defensivblock für einen Zweikampf verlassen, diesen allerdings verloren.

Schlotterbeck dürfte auch für das Achtelfinale in seinem Heimatstadion in Dortmund die Nase vorn haben. Es wäre sein erster Startelfeinsatz in der Nationalmannschaft seit September des vergangenen Jahres – seit der 1:4-Niederlage gegen Japan, bei der Schlotterbeck wie viele andere seiner Mannschaft komplett neben sich stand und die Hansi Flick seinen Job als Bundestrainer kostete.

Von Flicks Nachfolger Nagelsmann ist Schlotterbeck in der Folge lange ignoriert worden. Er war weder im Oktober noch im November noch im März dabei. Erst zur EM ist Schlotterbeck erstmals wieder für die Nationalmannschaft nominiert worden. „Er hat sich sehr stabilisiert und gute Leistungen gezeigt“, hat der Bundestrainer bei der Bekanntgabe seines Kaders gesagt. Und auch, dass Schlotterbeck vor allem perspektivisch für die Nationalmannschaft wichtig werde.

Das schließt natürlich nicht aus, dass er auch jetzt schon, im Achtelfinale nämlich, gebraucht wird. So wie es nicht ausgeschlossen ist, dass Nagelsmann sich am Ende gar nicht zwischen Schlotterbeck und Anton entscheiden muss, sondern tatsächlich beide in der Startelf stehen werden.

Antonio Rüdiger, Nagelsmanns zweiter Stammverteidiger, hat sich gegen die Schweiz eine Zerrung im Oberschenkel zugezogen. Ob er am Wochenende spielen kann, ist nach derzeitigem Stand zwar fraglich, aber keineswegs ausgeschlossen.

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