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Max Nitschke, links neben dem Kind mit der großen „DB“-Aufschrift.

© Privat

Tagesspiegel Plus

Das „Jahrhunderttalent“ von Hertha BSC: „Ich wollte nur noch nach Hause, am Ende war ich krank“

Max Nitschke war elf Jahre alt, als ihn Hertha BSC nach Berlin holte. Ein halbes Jahr später war er nicht mehr gut genug. Eine Geschichte über den harten Umgang mit talentierten Kindern.

Max Nitschke ist mit 25 Jahren ein glücklicher Mann. Er ist verheiratet und vor wenigen Monaten Vater geworden. Er ist angestellt bei einer Bank und seiner Leidenschaft, dem Fußball, kann er beim Fünftligisten FC Grimma, wo er mit seiner Familie lebt, nachgehen. „Es läuft alles super. Die Wege hier in Grimma sind kurz, deswegen klappt das auch trotz der väterlichen Verpflichtungen, wenn wir viermal in der Woche trainieren“, erzählt er.

Nitschke hat ein feines Füßchen, wie man im Fußballerjargon sagt. Er spielt im offensiven Mittelfeld, er ist schnell und hat eine herausragende Technik. Dass er eine besondere Begabung hat, das ist vor vielen Jahren schon dem Berliner Traditionsverein Hertha BSC aufgefallen. Nitschke, der damals noch Kessler hieß, war gerade mal elf Jahre alt, als ein Hertha-Trainer bei einem Jugendturnier in Leipzig auf ihn aufmerksam wurde. Nitschke schoss reihenweise Tore für seinen damaligen Klub Lokomotive Leipzig.

Dann, im Jahr 2011, sollte schnell das folgen, was sich für Nitschke zu einer traurigen Episode in seinem Leben entwickelte: der Wechsel zu Hertha BSC. Wenn Nitschke heute zurückblickt, hat er eine ambivalente Sicht auf diesen Abschnitt seines Lebens. „Es war ja eine große Ehre für mich und meine Eltern damals“, sagt er. Hertha sei nun einmal eine große Adresse. Von daher könne er Hertha keinen Vorwurf machen. Nitschke sagt aber auch: „Für mich war das damals schon brutal. Mit elf Jahren habe ich wahrscheinlich nicht wissen können, was alles auf mich zukommen kann.“

Dieser Satz steht für die Kernproblematik im Umgang mit jungen Talenten, nicht nur im Bereich des Sports.

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