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Favoriten fürs Gelbe Trikot? Der Däne Jonas Vingegaard (l.) und der Slowene Tadej Pogačar

© picture alliance/dpa/BELGA/David Pintens/Bearbeitung Tagesspiegel

Die Favoriten der Tour de France 2024: Wer gewinnt die Frankreich-Rundfahrt diesmal?

Zwei Slowenen – einer in Topform, der andere mit mehr Erfahrung – oder ein Däne, den zuletzt das Verletzungspech plagte: Wer gewinnt die Tour? Die Tagesspiegel-Redaktion diskutiert.

Am Samstag startet die Tour de France zu ihrer 111. Ausgabe – traditionell mit einem Abstecher ins Ausland, diesmal im italienischen Florenz. Die legendäre dreiwöchige Rundfahrt durch Frankreich gilt als Höhepunkt der Radsportsaison. Welche Fahrer haben diesmal die größten Chancen auf das gelbe Trikot des Erstplatzierten? Drei Expert:innen geben ihre Einschätzung ab.

In unserer Rubrik „3 auf 1“ beantworten Fachleute aktuelle Fragen – alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.


Tadej Pogacar kann auf seine Physis und eine starke Mannschaft zählen

Wenn nichts dazwischen kommt, wird die diesjährige Frankreich-Rundfahrt Tadej Pogacar gewinnen. Der Slowene kann sich nicht nur auf eine starke Mannschaft, sondern auch auf seine physischen Fähigkeiten verlassen. Den Giro im Mai hat er sozusagen im Vorbeigehen und als Vorbereitung auf die Tour de France ohne Probleme gewonnen.

Sein einzig ernsthafter Konkurrent bei der in Florenz beginnenden Großen Schleife wäre der Däne Jonas Vingegaard gewesen. Der zweifache Toursieger hat seit seinem schweren Sturz Anfang April aber keine Rennen mehr bestritten und ist nach seinen schweren Verletzungen erst seit Anfang Mai wieder auf dem Rad. Vingegaard wird zwar starten, ein Tour-Sieg in diesem Jahr mit dieser Vorgeschichte würde jedoch einem echten Wunder gleich kommen.

Zu den Mitfavoriten gehören auch Primoz Roglic (Slowenien) und Remco Evenepoel (Belgien). Roglic ist für einen Podiumsplatz sicher gut. Der Slowene hat gegen seinen Landsmann in Topform aber ebenso kaum eine Chance wie Evenepoel, der sein Tour-Debüt gibt.


Die Zwangspause nach seinem Sturz könnte Jonas Vingegaard helfen

Der überlegene Sieger der vergangen zwei Jahre ist dieses Jahr zwar nur eingeschränkter Favorit – Jonas Vingegaard hat trotzdem gute Chancen auf das dritte gelbe Trikot in Paris und zahlreiche neue Löwen-Kuscheltiere für Tochter Frida. „Gesund und motiviert“ werde der Däne am Samstag an den Start gehen, sagte einer der sportlichen Leiter bei Visma-Lease a Bike.

Aber auch, dass die Vorbereitung „gelinde gesagt, alles andere als ideal“ gelaufen sei. Kein Wunder, Vingegaards Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt im April bescherte ihm zwölf Tage im Krankenhaus mit Rippenbrüchen und einer Lungenverletzung – keine guten Voraussetzungen für 21 Etappen Extrembelastung, die selbst kerngesunde Fahrer an die Grenzen bringt.

Rennergebnisse gibt es von Vingegaard deshalb aus diesem Jahr noch keine. Er könnte aber genug Kraft und Motivation aus dem Höhentrainingslager mitbringen. Die lange Pause weist außerdem auf einen gründlichen Erholungsprozess hin – und manchmal kann Ruhe bei Sportlern, die stets auf der dünnen Linie zwischen Optimum und Überlastung trainieren, die beste Vorbereitung sein.


2024 wird das Jahr von Primož Roglič – denn Erfahrung siegt

Erfahrung siegt. Primož Roglič ist schon 34 und die diesjährige Tour wird wohl seine letzte Chance, noch einmal ganz vorn zu landen. Dafür ist er extra zum deutschen Team BORA-hansgrohe gewechselt, das sich in diesem Jahr auch finanziell enorm verstärkt hat: Sponsor Red Bull soll „Flügel verleihen“.

Roglič hat Rundfahrtsiege in den Beinen. Das hat er beim Gewinn der Spanienrundfahrt 2019 bis 2021, seinem Beinahe-Toursieg 2020 und dem ersten Platz beim Giro d’Italia vergangenes Jahr bewiesen. Mit Alexander Wlassow und Jai Hindley hat er starke Fahrer im Team, die ebenfalls Classement fahren könnten, sich aber in seinen Dienst stellen werden.

Ja, normalerweise wären Jonas Vingegaard und Tadej Pogačar die klaren Favoriten. Aber diese Tour ist nicht normal: Pogačar hat diesmal schon die Italienrundfahrt in den Beinen. Vingegaard und sein Team sind schwer gebeutelt von Verletzungen. Roglič ist dagegen in Topform, hat die Dauphiné als wichtigstes Vorbereitungsrennen überlegen gewonnen. 2024 ist sein Jahr.

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