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Maskottchen Ennatz zieht Duisburgs Torfrau Ena Mahmutovic auf die Füße.

© imago/Beautiful Sports/IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Wunderl

Doppelter Abstieg des MSV Duisburg: Das beste Beispiel für die strukturelle Diskriminierung von Fußballerinnen

Die erste Duisburger Männermannschaft steigt in die Regionalliga ab, weshalb das erste Frauenteam aus dem Profibereich zurückgezogen wird. Das zeigt: Der Fußball ist gefangen im Patriarchat.

Ein Kommentar von Lisa Schneider

Der MSV Duisburg sieht sich wirtschaftlich nicht in der Lage, seinem Frauenteam den Spielbetrieb in der zweiten Bundesliga für die Saison 2024/25 zu ermöglichen. Das bestätigte der Verein nach dem Abstieg der Männermannschaft. Das ist kein neues Phänomen im höherklassigen Fußball der Frauen. Bereits 2012 litt ebenfalls das erste Frauenteam des Hamburger SV unter vereinsinternen Sparmaßnahmen. Das ist ein problematisches Muster.

Die Abhängigkeit der Frauenteams des MSV Duisburg und des Hamburger Sportvereins von ihrem männlichen Äquivalent deckt patriarchale Strukturen im Sport auf. Das sollte im Zuge der Gleichberechtigung ernst genommen und durch gezielte Förderung des Frauenfußballs im Profi- und Nachwuchsbereich verhindert werden.

Ein enormer Rückschritt

Die Einnahmen des Profi-Sports der Frauen sind nach der EM 2022 enorm gestiegen. Die WM 2023 in Australien und auch der Ligabetrieb sind sichtbarer und populärer als je zuvor. Das Zurückziehen von Frauenteams aus Profi-Ligen stellt einen enormen Rückschritt dar.

Gleichzeitig erwirtschaftet der Frauenfußball weniger Einnahmen als der Männerfußball. Das ist allerdings weder eine neue Erkenntnis noch eine schlüssige Begründung für die ergriffenen Sparmaßnahmen im Frauenfußball. Der Hinweis auf das Verlustgeschäft ist höchstens eine Ausrede, sich nicht mit den patriarchalen Strukturen der Vereine zu beschäftigen.

Spielen wir es mal durch: Das Zurückziehen des Frauen-Bundesligateams beim MSV führt zu einer Perspektivlosigkeit für Nachwuchsspielerinnen. Ohne Nachwuchs gibt es keinen Profifußball. Und ohne Profifußball kann kein Erfolg verzeichnet und ebenso wenig Geld erwirtschaftet werden. Das ist ein Kreislauf.

Es kann nicht sein, dass nur die großen Klubs investieren. Die Unabhängigkeit vom Spielbetrieb der Männer, die ein FC Bayern oder VfL Wolfsburg seinen Nachwuchsspielerinnen bieten kann, muss auch kleineren Vereinen wie dem MSV Duisburg ermöglicht werden.

Denn eins ist klar: Frauenfußball kann nicht ohne explizite Förderung einen Rückstand von Jahren der Bevorzugung des Männersports aufholen. Alle Vergleiche wirtschaftlicher Kraft zwischen Männer- und Frauenfußball, die vor der Schaffung einer ebenmäßigen Ausgangslage gezogen werden, sind also hinfällig.

Der Rückzug des Duisburger Frauen-Teams steht exemplarisch für eine strukturelle Diskriminierung von Fußballerinnen. Aber Hauptsache, die Männer rollen weiterhin mit ihrer A-Klasse aufs Trainingsgelände. Schließlich dürfen die Frauen des MSV laut Klubmitteilung ja noch „ambitionierten Breitensport“ betreiben.

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