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Hakan Calhanoglu hatte die Türkei in Führung gebracht.

© IMAGO/Ulrich Hufnagel

Im Achtelfinale gegen Österreich: Die Türkei ringt Tschechien in der Nachspielzeit nieder

Am Mittwochabend ist die Türkei lange überlegen und geht folgerichtig in Führung. Die Tschechen kämpfen sich in Unterzahl zurück und scheiden am Ende trotzdem aus.

Nach zwanzig Minuten erschütterte der erste emotionale Ausbruch der türkischen Fans das Volksparkstadion in Hamburg. Dabei war nicht mal ein Tor gefallen. Grund zur Freude lieferte vielmehr eine Gelb-Rote Karte, die der Tscheche Antonín Barák gerade gesehen hatte und die der Türkei einen zahlenmäßigen Vorteil für die restlichen 70 Minuten verschaffte.

Schiedsrichter Istvan Kovacs hatte Barák nur neun Minuten zuvor nach Trikotziehen ermahnt. Bei dessen Foul an Salih Özcan auf Höhe der Mittellinie blieb ihm dann keine andere Wahl, als Barák vom Platz zu stellen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt agierte die türkische Mannschaft am Mittwochabend in ihrem dritten Auftritt bei der EM tonangebend und gewann nach einem Treffer von Cenk Tosun in der Nachspielzeit mit 2:1 (1:0) gegen Tschechien.

Durch den Last-Minute-Sieg sicherte die Türkei sich Platz zwei in der Gruppe F, sodass sie am kommenden Dienstag im Achtelfinale in Leipzig auf Österreich trifft. Für Tschechien hingegen ist nach der Vorrunde Schluss.

Dabei hatte es so gut angefangen aus tschechischer Sicht. Zwar musste die Mannschaft von Trainer Ivan Hasek verletzungsbedingt auf Torjäger Patrik Schick verzichten. Trotzdem präsentierte sie sich in ungewohnter Offensivlaune. Bereits in der zweiten Minute musste Mert Günok im Tor der Türken das erste Mal eingreifen und parierte einen abgefälschten Schuss von Lukáš Provod aus zweiter Reihe.

Die Tschechen – gegen Georgien noch als dominierender Part aufgetreten – zogen sich im Anschluss zurück und lauerten auf Konter. Die Mannschaft von Trainer Vincenzo Montella konnte zunächst aber keine Chancen aus eigenem Ballbesitz kreieren. Nach dem deutlichen 0:3 gegen Portugal waren die Türken – auf sieben Positionen verändert in der Startaufstellung – um defensive Stabilität bemüht. Bei Ballverlusten und den weiten Einwürfen von Vladimír Coufal präsentierten sie sich dennoch anfällig.

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Umso weniger passte der Platzverweis von Barák in den bisherigen Spielverlauf. Zugleich war er ein kleiner Weckruf für die Türkei, die in der Folge bis zu 70 Prozent Ballbesitz hatte und sich nun auch in der gegnerischen Hälfte festsetzte. Die großen Chancen blieben aber weiterhin aus. Arda Güler versuchte es nach einer knappen halben Stunde artistisch per Seitfallzieher, viel mehr passierte aber erstmal nicht.

Kurz vor der Halbzeit waren es plötzlich die Tschechen, die nah an der Führung waren. Nach einem Ballverlust Gülers schaltete Provod blitzschnell um und dribbelte aus der eigenen Hälfte bis an den Strafraum der Türkei. Im letzten Moment sah er den links mitgelaufenen David Jurásek, der aber am erneut gut parierenden Günok scheiterte.

Türkei geht in Führung und Tschechien dreht auf

Der zweite Durchgang hatte gerade begonnen, da fasste sich Barış Yilmaz auf der rechten Seite ein Herz und trug den Ball bis an den Sechzehner der Tschechen. Seinen Pass in den Rückraum konnte erst Kenan Yildiz nicht verwerten, dann vergab Ismail Yüksek im Nachschuss. Doch weil Tschechien den Ball nicht geklärt bekam, landete dieser bei Hakan Çalhanoğlu und der Kapitän ließ sich links vor dem Strafraum nicht zweimal bitten. Per Flachschuss ins lange Eck brachte er die türkischen Anhänger zum Toben.

Die Mannschaft von Trainer Hasek stand nun vor einer kaum zu lösenden Aufgabe, denn sie musste zwei Tore in Unterzahl erzielen, um den Traum vom Achtelfinale zu realisieren. Zudem verlor sie Torhüter Jindřich Staněk, der sich beim Gegentor an der Schulter verletzt hatte. Doch als Güler das 2:0 für die Türkei verpasste, erzielte Kapitän Souček Sekunden später auf der anderen Seite den Ausgleichstreffer.

Nun entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, denn die Türkei drängte trotz dessen, dass ein Unentschieden fürs Weiterkommen reichen würde, auf die erneute Führung. Angetrieben von beiden Fanlagern fuhren die Mannschaften Konter um Konter.

Zwanzig Minuten vor Schluss lag den türkischen Anhängern der erneute Jubelschrei auf den Lippen, doch nach einem super Zuspiel von Yilmaz verpasste Yildiz im Strafraum den richtigen Moment für den Abschluss.

Die Tschechen warfen weiterhin alles nach vorne, der zweite Treffer blieb ihnen aber verwehrt. In der vierten Minute der Nachspielzeit erreichte der Lautstärkepegel zum dritten Mal an diesem Abend das Maximum, als der eingewechselte Cenk Tosun die türkischen Anhänger mit seinem Tor zum 2:1 endgültig zum Feiern brachte.

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