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Trainer Joachim Löw

© dpa

Nach der Niederlage gegen Brasilien: Joachim Löw: "Ich weiß, wozu wir fähig sind"

Der Fußball-Bundestrainer spricht im Interview nach dem 0:1 über Frieden für die brasilianische Seele, A- und B-Team und Sorgen vor der Weltmeisterschaft.

Den Test gegen Brasilien hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Dienstagabend in Berlin mit 0:1 verloren. Bundestrainer Joachim Löw war entsprechend nicht mit allen Aspekten des Auftritts seines Teams zufrieden. Was muss bis zur WM in Russland im Sommer noch besser werden? Ein Gespräch über Gegenwart und Zukunft der Nationalmannschaft.

Herr Löw, wie kommentieren Sie Spiel und Resultat?

Es war irgendwie nicht unser Tag, wir sind nicht ins Spiel reingekommen. Es gab bewusst ein paar Wechsel. Wir wussten, dass es nicht leicht sein würde, dass die Automatismen greifen. Unser Spiel ist nicht so rund gelaufen wie normalerweise. Wir haben den Gegner in der ersten Halbzeit mit einer Reihe von Ballverlusten stark gemacht. Unsere Körpersprache, die Dominanz und Sicherheit waren nicht gut. Es waren ein paar junge Spieler auf dem Platz, das ist für sie eine gute Erfahrung gewesen. Da wird es wieder Fortschritte geben.

Kommt die Niederlage vielleicht gerade zur rechten Zeit?

Natürlich will man so ein Spiel nicht verlieren. Dass wir an vielen Dingen arbeiten müssen, ist keine neue Erkenntnis. Wenn die Nationalmannschaft so lange nicht zusammen war, ist ein Trainingslager über 14 Tage immer wichtig, wie wir es vor der WM haben.

War es für die Brasilianer eine kleine Revanche für das 1:7?

Wenn die brasilianische Seele jetzt ein bisschen Frieden findet für einige Wochen, ist das absolut okay. Es war zu erwarten, dass Brasilien mit wahnsinniger Motivation und großem Einsatz zur Sache geht. Es war mit der Hoffnung verbunden, dieses 1:7 irgendwie auszumerzen. Aber sie hatten auch ein bisschen Sorgen, erneut zu verlieren. Ich hätte mir gewünscht, wenn wir es die ersten 15, 20 Minuten geschafft hätten, dass die Brasilianer hinterherlaufen.

Kevin Trapp hat 90 Minuten durchgespielt, wirkte aber mit dem Fuß nicht immer sicher. Sie wollten eigentlich Leno einwechseln?

Wir hatten irgendwie das Gefühl, in der zweiten Halbzeit so weiter zu machen, weil vielleicht auch ein bisschen Verunsicherung da war. Mit dem Fuß hat er einige Bälle zum Gegner gespielt. Man hat ihn manchmal hinten allein gelassen. Normalerweise haben wir mehr Mumm, uns den Ball zu holen und hinten rauszuspielen. Wir haben uns nicht so angeboten und gelöst, deshalb kam er manchmal unter Druck.

Ilkay Gündogan und Leroy Sané konnten auch nicht ihr bestes Spiel zeigen, warum?

Ilkay ist in sehr guter Form, war aber auch lange nicht bei der Nationalmannschaft. Da gab es am Anfang drei, vier Unsicherheiten, die man normalerweise nicht von ihm kennt. Er muss sich auch wieder bei uns reinfinden. Leroy hat bei Manchester City gute Fortschritte gemacht. In der Nationalmannschaft ist noch eine andere Situation, da ist noch ein anderer Druck.

Ist der Unterschied zwischen der ersten Elf und der zweiten Besetzung doch größer als gedacht?

Wenn man fünf, sechs Wechsel vollzieht, ist es nicht so einfach. Es darf nicht nur eine erste Elf geben beim Turnier, weil man dann mehr punktuell wechselt. Dann müssen die einzelnen Spieler genau diese Niveau anrufen. Es ist dann einfacher, in eine Gesamtgefüge zu kommen, das funktioniert. Spieler wie Müller, Özil oder Khedira können einige Dinge auffangen und in schwierigen Situationen helfen.

Machen Sie sich nach dem 0:1 irgendwelche Sorgen Richtung WM?

Mir bereitet kaum etwas große Sorgen. Weil ich weiß, dass die Mannschaft zu etwas ganz anderem fähig ist. Jede Mannschaft hat mal so einen Tag, an dem es nicht läuft. Ich weiß, was wir können und welche Mentalität wir haben. (dpa)

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