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Bundestrainer Julian Nagelsmann war nach dem Einzug ins EM-Viertelfinale offenbar verzückt.

© AFP/MIGUEL MEDINA

Pflicht gegen Dänemark erfüllt, Defizite bleiben: Für das DFB-Team geht es wieder in die richtige Richtung

Erstmals seit 2016 steht die deutsche Nationalmannschaft im Viertelfinale eines großen Turniers. Gegen Dänemark steigert sie sich, doch eine weitere Steigerung wird nötig sein.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Nach dem Gesetz der Serie hätte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft das EM-Achtelfinale gegen Dänemark verlieren müssen. Viermal sind beide Teams bisher bei großen Turnieren aufeinandergetroffen, und seit dem ersten Duell bei der Weltmeisterschaft 1986 haben sich Sieg und Niederlage verlässlich abgewechselt.

Hätte diese Serie Bestand gehabt, dann hätten die Dänen am Samstag das bessere Ende für sich haben müssen.

Ausgeschlossen war das nicht, wenn man nur an die Szene kurz nach der Pause denkt, als der Außenseiter das vermeintliche 1:0 erzielte, das dann wegen einer haarfeinen Abseitsstellung wieder einkassiert wurde. So steht am Ende ein scheinbar standesgemäßer 2:0-Erfolg für das deutsche Team und der Einzug ins Viertelfinale. So weit ist die Nationalmannschaft bei einem großen Turnier zuletzt 2016, bei der Europameisterschaft in Frankreich, gekommen.

Das Publikum in Dortmund feierte den Sieg mit großer Ausgelassenheit – nach den Enttäuschungen der jüngeren Vergangenheit eine durchaus verständliche Reaktion. Zweifel waren zuletzt ein verlässlicher Begleiter der Nationalmannschaft; mit dem Einzug ins Viertelfinale aber ist klar: Eine riesige Enttäuschung kann dieses Turnier schon jetzt nicht mehr werden, egal was noch kommt.

Die Deutschen haben ihre Pflicht erfüllt: Sie sind in einer, zugegeben, nicht übermäßig anspruchsvollen Gruppe Erster geworden. Sie haben das Achtelfinale gegen einen, zugegeben, nicht übermächtigen Gegner für sich entschieden.

Wichtig zur Selbstvergewisserung

Der Erfolg gegen Dänemark war auch aus Gründen der Selbstvergewisserung wichtig. Denn schon in der nächsten Runde droht dem Team von Julian Nagelsmann eine ganz andere Herausforderung. Wenn alles normal läuft, treffen die Deutschen dann auf Spanien, die Mannschaft, die bei der EM bisher die überzeugendsten Leistungen gezeigt hat.

So eng und so glücklich mit seiner Dramaturgie es gegen die Dänen auch gewesen sein mag: Das Spiel war ein Fortschritt im Vergleich zum letzten Duell der Gruppenphase gegen die Schweiz. Nachdem die Leistungen der Deutschen im Verlauf der Vorrunde mit jedem Spiel und mit dem steigenden Schwierigkeitsgrad der Widersacher ein bisschen weniger geworden waren, könnte ihnen nun gegen Dänemark so etwas wie die Schubumkehr gelungen sein.

„Es war ein Schritt nach vorne“, sagte Jamal Musiala, der Schütze des 2:0. „Wir hatten gute Phasen, aber auch Phasen, in denen wir es besser hätten machen können.“

So dominant wie in der Anfangsphase hat man die deutsche Mannschaft bei der EM noch nicht gesehen. Auch ihr Offensivspiel war deutlich zielstrebiger als zuletzt. Und trotzdem war der Auftritt nicht frei von Defiziten. Die oft zu nachlässige Chancenverwertung zählt dazu. Und das nicht zum ersten Mal. Dass die Deutschen ihren Gegner zudem allzu leicht aus dem Schwitzkasten entkommen ließen, war ebenfalls ein Problem.

Der Dänen wusste daraus im Achtelfinale kein Kapital zu schlagen. Beim Gegner im Viertelfinale könnte das schon ganz anders aussehen.

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