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Partystimmung zum Abschluss der Saison.

© dpa/Andreas Gora

Robbie Williams und viele Liebeserklärungen: Die BR Volleys werden von ihren Emotionen überwältigt

Die Volleys müssen sich von Anton Brehme verabschieden, aber beweisen, dass sie ein Herz für Ex-Frankfurter haben. Zum Abschluss wird Romantik großgeschrieben.

Erst zierte Timothée Carle sich etwas. Seine Teamkollegen von den BR Volleys hatten ihn am Mikrofon als besten Sänger der Mannschaft angekündigt. Die Fans hatten „Singen, singen“ gebrüllt, doch der Franzose wollte auf der Saisonabschlussfeier am Dienstagabend nicht alleine seine Gesangskünste zum Besten geben. „Wir singen mit dir“, rief Anton Brehme, der mit Carle seit mehreren Jahren in Berlin spielt und inzwischen zu seinem besten Freund geworden ist.

Und so betraten schließlich alle Volleys-Spieler die Bühne, um gemeinsam „Angels“ von Robbie Williams ins Mikrofon zu schmettern und sich zu umarmen. Auf ihren Trikots prangte die Aufschrift „Triple“, denn in dieser Saison war ihnen der Sieg des Bouncehouse Cups, des Pokals und der Meisterschaft gelungen. „Das Lied ist so romantisch, Robbie Williams ist unser Künstler. Wir hören es immer“, erklärte Saso Stalekar, der besonders textsicher war, wohingegen seine Kollegen den Text vom Handy ablesen mussten.

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Romantisch war der Abend in vielerlei Hinsicht, immer wieder fiel das Wort „Liebe“. So feierte Manager Kaweh Niroomand an diesem Tag nicht nur den Titel, sondern auch den Hochzeitstag mit seiner Frau Jutta. Und Trainer und Spieler wurden nicht müde zu betonen, wie sehr sie den Verein liebten. Insbesondere Trainer Cédric Énard, der die Volleys ebenso wie der restliche Trainerstab verlässt, wirkte sichtlich bewegt. „Ich bin so glücklich. Endlich können wir den Sieg genießen.“

Auch der 23 Jahre alte Mittelblocker Anton Brehme wurde am Ende des Abends von seinen Emotionen überwältigt. . Wenige Stunden zuvor hatte Niroomand seinen Abschied verkündet. Brehme, der seit 2020 in Berlin unter Vertrag stand, geht nun zum italienischen Klub Modena. „Wir müssen emotional stark sein“, sagte Niroomand. „Menschlich ist das ein großer Verlust. Alle lieben Anton, ich auch.“

Stimmungskanone Anton Brehme geht nach Italien.

© IMAGO/Contrast

Für Brehme, der in der vorherigen Saison aufgrund von Knieproblemen ausgefallen war und lange Zeit an seinem Comeback arbeiten musste, erfüllt sich damit ein großer Traum. Die italienische Liga ist eine der besten der Welt und Modena gewann bereits zwölfmal die Meisterschaft. Trotzdem ist der Abschiedsschmerz groß. „Ich bin übel traurig“, sagte Brehme. „Die letzten Tage waren hart. Die Volleys sind wie meine Familie, aber wir sehen uns wieder.“

Auch Niroomand hegt Hoffnungen, dass Brehme eines Tages zurückkehrt – ebenso wie Ruben Schott, der eine Zeit lang im Ausland spielte und nun in Berlin Kapitän ist. „Wenn Anton nach Deutschland zurückkehrt, dann nur zu uns“, sagte Niroomand.

Die Breite des Kaders ausbauen

Brehme ist nicht der einzige Spieler, der die Volleys verlässt. Wenig überraschend gehen auch Matheus Krauchuk, der praktisch keine Spielzeit erhielt, und Antti Ronkainen, der meist nur für die Aufschläge eingewechselt wurde. Im Volleyball sind die Verträge häufig auf ein Jahr befristet und die Kader ständig im Umbruch, insofern ist es eine kleine Überraschung, dass nur vier Spieler gehen und diese fast gänzlich aus der zweiten Reihe stammen.

„Die Spieler sind einzeln stärker geworden, aber auch als Team“, sagte Niroomand. Die Grundidee, ein Gerüst aus jungen Spielern aufzubauen, solle beibehalten werden. „Wir haben keine einzelnen Spitzenspieler mehr wie Sergej Grankin oder Ben Patch, aber die brauchen wir auch nicht. Sie würden nicht reinpassen.“ Stattdessen soll die Breite des Kaders ausgebaut und damit auch die Spitze verbessert werden.

Diesem Grundgedanken folgend, wurde der Kader umstrukturiert. Zuspieler Johannes Tille, der von der französischen Zweiten Liga nach Berlin gewechselt war, steigerte sich im Laufe der Saison enorm. Dafür wurde er nicht nur als wertvollster Spieler der Saison ausgezeichnet, sondern auch mit einer Vertragsverlängerung von drei Jahren belohnt.

Johannes Tille ist auch bei den Fans beliebt.

© dpa/Andreas Gora

Ángel Trinidad, der eigentlich als erster Zuspieler eingeplant war, nach einer Verletzung jedoch nicht so recht zurückfand, verlässt den Klub hingegen. Dafür kommt der deutsche Spieler Leon Dervisaj. Er ist neben Nationalspieler Daniel Malescha einer von zwei Neuzugängen, die einst beim ehemaligen Bundesligisten United Volleys Frankfurt unter Vertrag standen. Malescha soll Diagonalangreifer Marek Sotola im Training und bei den Spielen entlasten. „In dieser Saison hat Marek durchgespielt und das sind keine Zustände“, sagte Niroomand.

Ein besonderer Coup gelang ihm auf der Mittelblock-Position. Nach sechs Jahren, in denen er es immer wieder versucht hatte, konnte er endlich den 31-jährigen Esten Timo Tammemaa verpflichten. „Ich hatte ihn die ganze Zeit auf dem Schirm.“ Brehme konnte insbesondere bei den Finalspielen zwar eine beeindruckende Angriffsquote vorweisen, hatte allerdings immer wieder Schwierigkeiten im Block. Diese Lücke könnte Tammemaa zukünftig füllen. Insgesamt dürften die Kaderveränderungen dazu beitragen, dass es auf den einzelnen Positionen wieder mehr Konkurrenz gibt.

Jubel bei den Fans zum dreifachen Sieg.

© dpa/Andreas Gora

Besonders freuen dürften die Volleys sich darüber, dass Marek Sotola bleibt, obwohl er Angebote von polnischen Spitzenklubs und dem italienischen Klubweltmeister Perugia erhielt. „Ich fühle mich hier einfach zu Hause“, sagte er. Niroomand habe ihm vor einem Jahr die große Chance gegeben, in der ersten Reihe zu spielen. Zudem könne er in Berlin ganz er selbst sein. „Ich bin einfach glücklich.“

Teamkollege Cody Kessel, der mit 31 Jahren derweil zu den ältesten gehört, sieht darin das Erfolgsrezept des Vereins. „Menschen fühlen sich hier freier und können mehr sie selbst sein. Das ist wie bei Künstlern: Sie sind am erfolgreichsten, wenn sie völlig sie selbst sind und sich ganz frei entfalten können.“ Und als die Volleys sich umarmten und lautstark die Zeilen von „Angels“ ins Mikrofon brüllten, da wirkten sie gelöst, voller Euphorie – und ganz sie selbst.

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