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Ausgelassener Jubel. Matthew „Matt“ Knigge wechselt aus Lüneburg nach Berlin und will mit den Volleys Meister werden.

© IMAGO/Lobeca

Wechsel zum deutschen Rekordmeister: Matthew Knigge soll den BR Volleys künftig Benehmen beibringen

Der US-Amerikaner wechselt aus Lüneburg nach Berlin. Für ihn ist Volleyball nicht nur Sport, sondern auch kultureller Austausch. Teil davon: die Serie „Die Discounter“.

Ursprünglich wollte Matthew Knigge gar nicht Volleyballer werden. Ursprünglich wollte der US-Amerikaner die Welt bereisen, in jedem Land leben und in der Politik arbeiten. „Als ich das erste Mal einen Vertrag im Ausland unterschrieben habe, wollte ich nur jemanden finden, der meine Reise zahlt. Der Sport war sozusagen mein Ticket, um raus aus den USA zu kommen“, erzählt der 28-Jährige, der Russisch und Ökonomie studiert hat. „Es hat mir immer Freude bereitet, neue Sprachen und Kulturen kennenzulernen.“

Also zog Knigge, der in der Nähe von New York aufgewachsen ist, nach Spanien. Dort spielte er zunächst für den kleineren Klub Arenal Emevé, anschließend nahm ihn der Spitzenverein CV Guaguas unter Vertrag, mit dem er zweimal Meister wurde. Mittlerweile hat sich sein Fokus verschoben, der Sport ist für ihn weitaus mehr als ein Ticket nach Europa. „Ich hätte niemals gedacht, dass ich so lange spielen würde. Volleyball ist mir wichtig, ich nehme das Ganze sehr ernst. Trotzdem ist ein großer Teil des Jobs für mich der kulturelle Austausch.“

Dass Knigge sich für Sprachen und Kulturen interessiert, hängt auch mit seiner Familie zusammen. So stammen seine Urgroßeltern ursprünglich aus Deutschland. Daher kommt auch sein Nachname, dessen Bedeutung Knigge, der mehrere Jahre Deutschunterricht in der Highschool hatte, natürlich kennt. Ob er mit Adolf Knigge verwandt ist, der im 18. Jahrhundert einen Leitfaden für gutes Benehmen und Umgangsformen verfasste, bleibt zwar ungeklärt. Ein wenig Etikette will Matthew Knigge aber nach Berlin bringen, nachdem er zwei Jahre beim Bundesligisten SVG Lüneburg gespielt hatte.

Knigge möchte sein Deutsch verbessern

Der Mittelblocker wurde nämlich vom Deutschen Meister BR Volleys verpflichtet, wie der Tagesspiegel exklusiv erfuhr. In Berlin wird er neben Tobias Krick, Florian Krage und Nehemiah Mote die Mannschaft im Block verstärken. Bereits in der vergangenen Saison konnte er sich immer wieder hervortun und holte mit der SVG sogar die Silbermedaille im CEV-Cup.

Es ist ein großer Schritt, eine Serie in einer fremden Sprache schauen und sich darüber austauschen zu können.

Matthew Knigge, US-amerikanischer Mittelblocker

„Ich habe mich in Lünenburg sehr wohlgefühlt“, sagt Knigge. Die Entscheidung, zum Liga-Konkurrenten zu wechseln, fiel ihm daher alles andere als leicht. Volleys-Manager Kaweh Niroomand kontaktierte ihn bereits während der zweiten Hälfte der Saison. Als Knigge dann für ein Ligaspiel nach Berlin reiste, merkte er, wie gut ihm die Stadt gefiel. „Wir waren mit dem Bus unterwegs und ich dachte: Wow, die Stadt ist echt toll. Die Atmosphäre ist unglaublich, es gibt so viel zu entdecken. Ich war immer schon jemand, der gern in Großstädten gelebt hat.“

Bei der SVG tat sich Knigge immer wieder hervor.

© IMAGO/Justus Stegemann

Auch die Stimmung in der Max-Schmeling-Halle, der Heimspielstätte der Volleys, beeindruckte ihn. Tausende Fans machten Lärm mit Klatschpappen und feuerten die Spieler an, die vor Spielbeginn, begleitet von Feuerwerk, auf das Feld liefen. „In der Volleyball-Community berichten alle nur Gutes über den Verein. Ich freue mich unglaublich, für den besten Klub Deutschlands zu spielen. Und ich kann es nicht abwarten, selbst aus dem Tunnel gelaufen zu kommen und dabei angefeuert zu werden.“

Doch Knigge freut sich nicht nur auf die sportlichen Highlights in Bundesliga, Pokal und Champions League. Er möchte die Zeit in Berlin auch nutzen, um sein Deutsch aufzubessern. Sein großes Ziel: endlich Bücher auf Deutsch lesen zu können.

Auch bei der Nationalmannschaft gefragt

Einen ersten Schritt in diese Richtung machte er in Lüneburg, als er mit seinen Teamkollegen die Serie „Die Discounter“ schaute. Dort wird der Alltag einer Gruppe von Supermarktmitarbeitern des Discounters „Feinkost Kolinski“ gezeigt – eine Mischung aus Mockumentary und Improvisation. „Es ist ein großer Schritt, eine Serie in einer fremden Sprache schauen und sich darüber austauschen zu können. Ich liebe diese Serie und kann die nächste Staffel kaum abwarten.“

Bevor es für Knigge endlich nach Berlin geht, muss er aber erst einmal sein Können bei der US-amerikanischen Nationalmannschaft unter Beweis stellen. Dort nahm er zuletzt an der Nations League teil. „Vor ein paar Jahren war ich ein Fan von den Weltklassespielern und heute darf ich mit den besten 15 Spielern trainieren und auf dem Feld stehen. Das ist eine tolle Erfahrung.“ Dass er im Kader bei den Olympischen Spielen in Paris stehen wird, glaubt Knigge zwar nicht, aber er ergänzt: „In vier Jahren ist Olympia in Los Angeles. Ich möchte viel Arbeit reinstecken und schauen, wie weit nach oben ich es schaffe.“

Die BR Volleys sind es als Rekordmeister gewohnt, ganz oben zu stehen. Ihr Anspruch ist es, jedes Spiel zu gewinnen, auf nationaler Ebene alle Titel zu holen und in der Champions League möglichst weit zu kommen. Damit geht allerdings auch ein gewisser Druck auf die Spieler einher. Dem muss nicht nur Knigge standhalten, sondern auch andere Neuzugänge, die der Verein bereits bekannt gegeben hat.

Dazu zählen der polnische Außenangreifer Jan Fornal, der zuletzt beim VfB Friedrichshafen spielte, ebenso wie die beiden US-Amerikaner Jake Hanes (Diagonalangriff) und Kyle Dagostino (Libero). Auch die deutschen Nationalspieler Moritz Reichert (Außenangreifer) und Florian Krage (Mittelblock) werden künftig für Berlin aufschlagen. Außerdem kommt Djifa Amedegnato von den Netzhoppers Königs Wusterhausen. Damit steht der Verein vor der großen Herausforderung, möglichst schnell den Kaderumbruch zu verkraften.

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