zum Hauptinhalt
Medikamente (Symbolbild)

© dpa/Christin Klose

Update

Produktion nur noch in China: Letztes Werk für Schmerzmittel Novalgin in Europa schließt

Deutschland ist schon jetzt auf Arzneimitteln aus dem Ausland angewiesen. Einem Medienbericht zufolge kommt der Schmerzmittelwirkstoff Metamizol bald ausschließlich aus Asien.

Metamizol, besser bekannt unter der Bezeichnung Novalgin, wird in Deutschland nach Ibuprofen am häufigsten verschrieben. In Frankfurt-Höchst wird der Wirkstoff noch hergestellt, doch der französische Konzern Euroapi will die Metamizol-Produktion zu Ende 2025 einstellen, wie der „Spiegel“ berichtete.

Damit schließt der letzte Betrieb in Europa und China gewinnt mit seinen Betrieben die Markthoheit. Dass Deutschland und Europa von da an auf China angewiesen sind, halten Kritiker für problematisch – etwa im Falle von Handelskriegen.

Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU im Deutschen Bundestag, Tino Sorge, hat die Bundesregierung aufgefordert, die hiesigen Pharma-Hersteller zu entlasten. Die Nachricht über den Produktionsstopp am Standort Frankfurt habe ihn „alarmiert“.

„Wenn die Bundesregierung jetzt nicht entschieden gegensteuert, wird sie den Trend hin zu mehr Abhängigkeit von außereuropäischen Herstellern nicht aufhalten können. Die ausgegebenen Ziele der Pharmastrategie blieben dann reine Lippenbekenntnisse“, sagte Sorge gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Anfang des Jahres waren 500 Präparate nicht lieferbar

Mit einem Aktionsplan sollte Deutschland als Forschungs- und Produktionsstandort für die Pharmabranche wieder attraktiver werden. Teil der geplanten Maßnahmen innerhalb der Pharmastrategie waren neben einer Stabilisierung des Herstellerabschlags auf sieben Prozent auch vertrauliche Erstattungspreise. 

Die FDP sieht in dem Aus der Metamizol-Herstellung die sinkende Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands belegt. „Die Unternehmensabwanderungen und -aufgaben untermauern die FDP-Forderungen für die Wirtschaftswende“, sagte Vize-Fraktionschef Christoph Meyer.

Deutschland hat nach Ansicht von Bork Bretthauer zu lange zu billig eingekauft. „Jetzt sind wir dabei, auch noch die letzte Produktionsstätte des wichtigsten Schmerzmittels zu verlieren“, sagt der Geschäftsführer des Verbandes Pro Generika, der die Interessen der Generikaindustrie vertritt, im Interview mit dem Blatt. Die Politik bleibe passiv, beklagt Bretthauer.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Deutsche Unternehmen wie Bayer oder Merck sind schon jetzt vom globalen Handel abhängig, wichtige Bestandteile ihrer Arzneimittel werden importiert. Apotheken und Arztpraxen klagen über fatalen Medikamentenmangel. Anfang des Jahres teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mit, dass fast 500 Präparate nicht lieferbar seien.

Während viele Pharmafirmen hierzulande Metamizol anbieten, stellt niemand den Wirkstoff selbst her. Die 1100 Tonnen Wirkstoff, die für den deutschen Markt gebraucht werden, kommen dem Bericht zufolge schon jetzt größtenteils aus China, mit dem Produktionsstopp bei Euroapi bald komplett.

Deutsche Anbieter setzen aus Kostengründen kaum mehr auf den einzigen europäischen Hersteller. Der Wirkstoffpreis für Metamizol bei Euroapi dürfte dem Magazin zufolge im Vergleich zum Preis der chinesischen Wettbewerber rund 15 Cent pro Packung höher liegen.

Euroapi steckt demnach in der Krise. Der Aktienkurs des Wirkstoffherstellers ist in den vergangenen sechs Monaten um rund 45 Prozent gefallen und im vergangenen Jahr um 71 Prozent. (els)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false