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Wolfgang Ischinger soll die Münchner Sicherheitskonferenz mehr als nur geleitet haben.

© dpa/Wolfgang Kumm

Fragwürdige Deals der Firma Agora: Verkaufte der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz Termine und Kontakte?

Vertraulichen Unterlagen zufolge soll Wolfgang Ischinger die Rüstungsfirma Hensoldt beraten haben – gegen ein Honorar von 27.860 Euro im Monat.

Die Beratungsfirma Agora Strategy Group von Wolfgang Ischinger soll Termine und Kontakte auf der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) zum Verkauf angeboten haben. Das berichtet der „Spiegel“ und bezieht sich auf vertrauliche Unterlagen der Münchener Aktiengesellschaft, die dem Magazin vorliegen. Demnach bot Agora der deutschen Rüstungsfirma Hensoldt im vergangenen Oktober an, wichtige Personen „aus dem Teilnehmerkreis der MSC“ für die „Durchführung eines Side Events“ auszuwählen. Mit Side Events sind Treffen in den Hinterzimmern der Konferenz gemeint.

Agora wollte nach Angaben des „Spiegel“ Hensoldt auch bei Geschäften in „Zielregionen“ wie Saudi-Arabien, Ägypten oder Libyen behilflich sein. Hensoldt stellt Verteidigungselektronik her, etwa Radare für Kampfflugzeuge oder Überwachungskameras für Drohnen. Die Offerte umfasste unter anderem die „Hands-on Unterstützung bei der strategischen Positionierung der Interessen der Hensoldt AG“. Dabei sollte dem Bericht zufolge auch der ehemalige Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Harald Braun, und der pensionierte General Hans-Lothar Domröse zum Einsatz kommen.

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Das Grundhonorar für die Beratungsleistungen insgesamt sollte monatlich 27.860 Euro betragen. Weitere Leistungen wären extra abzurechnen, mit bis zu 600 Euro pro Stunde. Für die Lobbyarbeit verlangte Agora zudem im Erfolgsfall Provisionen „von 0,8-1,6% des Auftragsvolumens“.

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Wolfgang Ischinger leitete 14 Jahre lang die Münchner Sicherheitskonferenz. Zuvor war er Staatssekretär im Auswärtigen Amt und Botschafter in Washington und London. 2015 hat er die Agora Strategy Group mitgegründet und ist heute über einen Treuhänder mit dreißig Prozent beteiligt. Auch an Hensoldt hält der Diplomat ein Aktienpaket und sitzt zudem seit 2017 im Aufsichtsrat der Firma.

Ob Hensoldt in dieser Form auf das Angebot von Agora einging, wird laut „Spiegel“ aus den Dokumenten nicht ersichtlich. Auf Anfrage des Magazins bestätigte das Unternehmen aber eine Vertragsbeziehung: „Die Agora Strategy Group berät Hensoldt zu strategischen und geopolitischen Fragen.“ Wolfgang Ischinger teilte dem „Spiegel“ mit, „keine Kenntnis von einem Agora-Angebot an Hensoldt“ gehabt zu haben. (Tsp)

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