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„Gravity Switchback Roller Coaster“ um 1887.

© Ernest Marquez Collection/The Huntington Library / Ernest Marquez Collection/The Huntington Library

Tagesrückspiegel – Heute vor 138 Jahren: Patent auf eine Achterbahn

Ein Auf und Ab: „Life is a Roller Coaster“ ist eins der noch nicht ganz so alten anglophonen Sprichwörter. Denn so lange gibt es die Dinger eben noch gar nicht.

Eine Kolumne von Richard Friebe

Wenn es eine Hitliste für die Unterhaltungsangebote mit dem besten Quotienten aus Adrenalinausstoß und tatsächlicher Gefahr gäbe, würde die Achterbahn sicher ganz oben landen. Zwar gibt es auch in jüngerer Zeit immer wieder Zwischen- oder auch Unfälle, diese aber meist aufgrund von Unachtsamkeit oder eben jahrmarkttypischer Trunkenheit derjenigen, die letztlich auch geschädigt werden.

Statistisch ist etwa eine Fahrt mit dem Auto zum Vergnügungspark um ein Vielfaches gefährlicher als die Fahrt im Berg-und-Tal-Kurven-und-Looping-Cabrio.

Heute vor 138 Jahren, am 20. Januar 1885, bekam ein Amerikaner mit dem schönen Namen LaMarcus Adna Thompson das erste US-Patent für eine auch tatsächlich nachweislich gebaute solche Konstruktion. „Roller Coaster“ wurden solche Anlagen bald genannt.

Dieser stand, noch ohne Looping, in einem Vergnügungspark auf Coney Island bei New York und war schon 1884 eingeweiht worden.

Thomson hatte die Idee dazu gehabt, als er Jahre zuvor im Ort Mauch Chunk in Pennsylvania mit einer „Zickzack“-Schwerkraftbahn, die ursprünglich zum Transport von Kohle aus den Bergen zur Verladestelle an einem Kanal gedacht war, fuhr.

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Auf Coney Island verband Thomson zwei Türme, der eine deutlich höher als der andere, mit einer wellenartigen Schienenkonstruktion für eine Art Lore mit Sitzbänken. An Turm Nummer Zwei angekommen stiegen die zahlenden Gäste schon wieder aus, die Lore rollte soweit es ging zurück und wurde dann von Mitarbeitern wieder auf die Einstiegshöhe gezogen.

Runter kommen sie immer.

© imago/Gerhard Leber

Thomsons erste Bahn war, so legen zumindest die erhaltenen Bilder nahe, noch ganz und gar keine Achterbahn, denn die Strecke ging einfach nur geradeaus. Designs mit Steilkurven und geschlossenen Rund- oder sich per Brücke kreuzenden Achterkursen kamen aber bald hinzu.

Höchstgeschwindigkeit 10 km/h

Die erste patentierte Bahn auf Coney Island erreichte gerade einmal 10 Kilometern pro Stunde und die Mitfahrenden waren kaum erhöhten Zentrifugalkräften ausgesetzt.

Schon zehn Jahre später stand fast an gleicher Stelle aber eine Bahn mit Looping, in der zahlende Kunden Extremwerte des Zwölffachen der Erdbeschleunigung aushalten mussten. Das ist, soweit bekannt, bis heute ein nicht mehr erreichter Rekord, gelegentliches Schleudertrauma und ähnliche Verletzungen bei Mitfahrenden inbegriffen. Manche Quellen berichten sogar von Genickbrüchen.

Eine Zug der Hochgeschwindigkeitsachterbahn Euromir im Freizeitpark Rust mit Tempo 80.

© imago/Winfried Rothermel

Neu war das allerdings nicht. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Europa ähnliche Konstruktionen, allerdings mit Wagen für nur zwei Personen, etwa im französischen Le Havre. Die flippten allerdings nicht nur, sondern sie floppten kommerziell auch. Sie ließen sich wegen des hohen Aufwandes und der geringen möglichen Passagierzahl schlicht nicht gewinnbringend betreiben.

Die heutigen Loops von Achterbahmen sind im Gegensatz zu den frühen Designs nicht rund, sondern eher tropfenförmig. Das führt dazu, dass die Werte jener Zentrifugalbeschleunigung nicht mehr so extrem und damit etwas gesundheitserhaltender ausfallen.

Heute gibt es, je nach Zählung und Quelle, wahrscheinlich zwischen 2400 und 5000 fest installierte Achterbahnen weltweit. Dazu kommen zahlreiche kleinere „mobile“, die auf Jahrmärkten und Rummelplätzen auf- und abgebaut werden können.

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