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Günter M. Ziegler ist Präsident der Freien Universität Berlin.

© David Ausserhofer

Präsidentenkolumne: Intervenierende Universität

Universitäre Grundlagenforschung ist wichtig für die Zukunft der Stadt. Ihre Beiträge und Antworten müssen bei Politik und Medien ankommen.

Die Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene kann man als Zeichen der Wertschätzung und des Vertrauens in universitäre Grundlagenforschung lesen. Es ist deren Stärke in Deutschland, die ja nicht nur den Weg durch die Corona-Pandemie absichert, sondern auch eine wichtige Grundlage und Voraussetzung für eine starke Wirtschaft schafft.

Für die Freie Universität Berlin als exzellente Volluniversität in der Hauptstadt ist das klare Bekenntnis zum Exzellenzstrategie-Wettbewerb von großer Bedeutung, ebenso wie der geplante Ausbau und die Verstetigung des Tenure-Track-Programms: Es braucht weiter Engagement für eine Weiterentwicklung der Karrierewege in der Wissenschaft mit dem Anspruch, der #IchBinHanna-Initiative zugunsten langfristiger Arbeitsverträge nachhaltige Antworten zu geben, wie auch die Investitionen in Digitalisierung, Forschungsdatenmanagement und Cybersicherheit. Wichtig erscheint mir auch die Ankündigung, Open Access, den freien und offenen Zugang zu Forschungsergebnissen, als Standard zu etablieren.

Berlin ist ein integrierter Forschungsraum

Gleichzeitig werden jetzt die Weichen für Berlin neu gestellt. Auch wenn die Regierungsparteien sich nicht ändern: Neue Personen werden für die Wissenschaftspolitik Verantwortung übernehmen. Die Erkenntnis aus den vergangenen Jahren, dass Forschung und Wissenschaft eine zentrale Rolle für die Zukunft der Stadt spielen, wird dabei hoffentlich auch die Politik der neuen Legislaturperiode prägen.

Die drei großen Berliner Universitäten, die gemeinsam mit der Charité als Berlin University Alliance im Exzellenzstrategie-Wettbewerb erfolgreich waren und die Berlin nun zu einem integrierten Forschungsraum entwickeln, in dem die Hochschulen wie auch die außeruniversitären Forschungsinstitute beispielhaft zusammenwirken, stehen dabei im Mittelpunkt.

Die Berliner Wissenschaftslandschaft strahlt international, in verschiedensten Bereichen: Die Medizin ist nur einer davon, in der Corona-Pandemie natürlich der sichtbarste. Auch er speist seine Kraft und Leistung aus dem Zusammenspiel mit den Natur- und Sozialwissenschaften, wie auch aus der Kenntnis der Welt auf Basis vieler weiterer Wissenschaftsgebiete von Politik- und Regionalwissenschaften bis hin zu Philosophie und Ethik.

Corona ist eine Herausforderung für alle Wissensgebiete; wichtige Beiträge und Antworten entstehen aus der Zusammenarbeit in Berlin.

Die Freie Universität als intervenierende Universität

Welche Wege nehmen die Ergebnisse, die Vorschläge, die Antworten, die Alternativen und die Warnungen aus der Wissenschaft? Kommen sie an in der Praxis, der Politik, den Medien, der Öffentlichkeit? Wie funktioniert Politikberatung in ihren vielen möglichen Formen und Formaten?

Das sind zentrale Fragen, die in diesen schwierigen Zeiten neu gestellt und diskutiert werden müssen – erst recht an der Freien Universität, die seit ihrer Gründung am 4. Dezember 1948, vor 73 Jahren, eine intervenierende Universität war, auch wenn das nie so benannt wurde.

Dies wird nun bei uns noch mehr im Fokus stehen – auch durch den neuen Sonderforschungsbereich „Intervenierende Künste“, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft vor wenigen Tagen bewilligt hat. Die Freie Universität war und ist eine intervenierende Universität – heute mehr denn je.

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