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Wissen: Langer Weg zum Tumor Krebsentstehung: Beispiel Bauchspeicheldrüse

Bauchspeicheldrüsenkrebs wird in den meisten Fällen zu spät diagnostiziert – erst dann, wenn sich schon Metastasen gebildet haben. Das liegt jedoch nicht daran, dass bei dieser Krebsart bereits in einem sehr frühen Stadium Metastasen entstehen, berichten amerikanische und britische Molekularbiologen.

Bauchspeicheldrüsenkrebs wird in den meisten Fällen zu spät diagnostiziert – erst dann, wenn sich schon Metastasen gebildet haben. Das liegt jedoch nicht daran, dass bei dieser Krebsart bereits in einem sehr frühen Stadium Metastasen entstehen, berichten amerikanische und britische Molekularbiologen. Durch genetische Analysen von Ersttumoren und Tochtergeschwülsten konnten sie den Verlauf der Krebsentwicklung rekonstruieren. Demnach dauert es mehr als zehn Jahre vom Beginn des Tumorwachstums bis zur Bildung von Metastasen, schreiben die Forscher im Fachjournal „Nature“. Jetzt müsse man versuchen, dieses Zeitfenster auszunutzen, um den Krebs so früh zu erkennen, dass er therapierbar ist.

„Erstmals verfügen wir über quantitative Angaben darüber, wie sich Bauchspeicheldrüsenkrebs entwickelt. Es gibt zwar eine große Zeitspanne für den frühen Nachweis, aber zurzeit erfolgt die Diagnose erst, wenn dieses Zeitfenster schon geschlossen ist“, sagt Christine Iacobuzio-Donahue von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore. Bisher ist eine Früherkennung nicht möglich. Die meisten Patienten sterben innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose. Zu diesem Zeitpunkt haben sich bereits tödliche Metastasen, meist in Leber und Lungen, gebildet.

Zusammen mit Forschern des Sanger-Instituts im britischen Hinxton analysierte das Team von Iacobuzio-Donahue die Gene der Krebszellen von 13 kurz zuvor verstorbenen Patienten. Mehr als die Hälfte der krebsrelevanten Mutationen ließ sich sowohl im Ersttumor der Bauchspeicheldrüse als auch in den Metastasen nachweisen.

Bereits innerhalb des Ersttumors hatten sich durch weitere Mutationen unterschiedliche Krebszelltypen mit der Fähigkeit entwickelt, sich aus dem Zellverband zu lösen und an anderer Stelle neue Tumore zu bilden. Bei andauernder genetischer Instabilität traten dann innerhalb der Metastasen zusätzliche Mutationen auf. Mithilfe mathematischer Modelle errechneten die Forscher, dass es etwa zwölf Jahre dauert, bis sich nach der ersten Krebs auslösenden Mutation die Zelle entwickelt hat, aus der der erste Tumor hervorgeht. Im Laufe von weiteren sieben Jahren entstehen Tumorzellen, die Metastasen bilden können. Danach vergehen im Durchschnitt noch knapp drei Jahre bis zum Tod des Patienten.

Neue Methoden der Krebsvorsorge könnten darin bestehen, durch einen Bluttest ein Bauchspeicheldrüsenkarzinom an veränderten Genen oder Genprodukten zu erkennen, bevor sich Metastasen entwickelt haben. Dazu könnten ab einem bestimmten Lebensalter Routineuntersuchungen angeboten werden. wsa

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