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Nur 24 Prozent der Technikstudierenden gehen für ein Semester ins Ausland.

© imago/JOKER

Studie des Stifterverbands: Ingenieure bleiben lieber an Heimatuni

Angehende Ingenieure aus Deutschland zieht es eher seltener ins Ausland. Das zeigt eine neue Studie des Stifterverbands. Umgekehrt kommen überproportional viele Technikstudierende hierher.

„Made in Germany“ mag weltweit als Technik-Gütesiegel gelten. Doch angehende Ingenieure aus Deutschland zieht es eher seltener ins Ausland. Vielmehr sind Technikstudierende diejenigen, die hierzulande die geringste Mobilitätsquote aufweisen. Mit 24 Prozent kann nicht mal ein Viertel aller Studierenden in den Ingenieurwissenschaften einen studienbezogenen Auslandsaufenthalt vorweisen. Ähnlich liegt die Quote in der Mathematik und den Naturwissenschaften (23 Prozent). Die „Mint“-Fächer liegen damit weit hinter den Wirtschaftswissenschaften, wo mit 46 Prozent die meisten Studierenden ins Ausland gehen – und sie kommen auch nicht an die Sprach- und Kulturwissenschaften heran (31 Prozent).

Die Werte gehen aus einer Studie des Stifterverbands für die Wissenschaft zur Internationalität in den Mint-Fächern an deutschen Hochschulen hervor, die der Verband pünktlich zum Nationalen Mint-Gipfel am Donnerstag in Berlin veröffentlicht. Auch wenn man die Zahlen für das Erasmus-Studium separat betrachtet, fällt die Austauschmüdigkeit der Mint-Studierenden auf. Ihr Anteil an den deutschen Erasmus-Studierenden liegt bei gerade einmal 20,7 Prozent – obwohl sie insgesamt fast vierzig Prozent aller Studierenden ausmachen.

Auslandssemester sind selten in den Curricula verankert

Wie ist es zu erklären, dass es so wenig angehende Ingenieure ins Ausland zieht? Ein Grund könnte sein, dass Auslandssemester oder -praktika in den Mint-Fächern nur selten fest in den Curriucla verankert sind. An weniger als fünf Prozent der deutschen Hochschulen sind diese Pflicht. Bei immerhin einem Drittel der Fachbereiche gibt es keine festgelegte Anerkennung von Studienleistungen aus dem Ausland. Auch das geht aus der Studie hervor. Womöglich liegt es aber gerade auch daran, das „German Engineering“ als Weltmarke gilt. Das könnte den Eindruck bei den Studierenden stärken, ein Auslandsaufenthalt sei gar nicht nötig. So hatte sich vor einiger Zeit auch Angela Ittel geäußert, Vizepräsidentin der Technischen Universität Berlin.

Wenn es umgekehrt darum geht, internationale Studierende anzulocken, scheint der Ruf der deutschen Ingenieurskunst den Hochschulen wiederum zu helfen. In keinem Land europaweit belegen so viele internationale Studierende Technikfächer: 28,5 Prozent sind angehende Ingenieure, der europäische Schnitt beträgt nur 16,7 Prozent. Dass jeder zweite internationale, englischsprachige Studiengang an deutschen Hochschulen aus dem Mint-Fächern kommt, hilft hier sicher weiter. Noch attraktiver sind diese Fächer an deutschen Unis für internationale Doktoranden.

Die Fachbereiche wollen noch internationaler werden

Insgesamt ziehen die Autoren der Studie ein gemischtes Fazit. Zwar seien die Mint-Fächer „noch nicht der erhoffte Motor der Internationalisierung an den Hochschulen“, heißt es. Dennoch lasse sich eine positive Entwicklung feststellen. Dazu gehört, dass internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die zeitweise in Deutschland forschen, überdurchschnittlich oft aus diesem Bereich kommen. Insbesondere die Alexander von Humboldt-Stiftung fördert viele Mathematiker und Naturwissenschaftler: Diese machen mehr als 40 Prozent der Stipendiaten aus (die Stiftung richtet sich vor allem an internationale Top-Forscher).  Und drei Viertel der Dekane dieser Fachbereiche will sich dafür einsetzen, dass es bei ihnen künftig noch internationaler wird.

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