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König (zum Zeitpunkt der Aufnahme noch Prinz) Charles mit Ohren.

© dpa/dpaweb/A2800 EPA IAN WALDIE

Trocken oder feucht?: Was Sie schon immer über Ihr Ohrenschmalz wissen wollten

Stammt die schiefe Nase von Mama, die Glatze vom Papa? Beim Menschen lässt sich das meist nicht eindeutig beantworten: Zu viele Gene sind beteiligt. Nur das Ohrwachs ist eine Ausnahme.

Eine Kolumne von Sascha Karberg

Blauäugige Eltern können nur blauäugige Kinder bekommen. Können beide die Zunge seitlich nicht einrollen, wird auch ihr Nachwuchs daran scheitern. Die Bluterkrankheit Hämophilie lässt sich im Stammbaum des britischen Königshauses nachverfolgen.

Es existieren Dutzende solcher Geschichten über die Vererbung menschlicher Körpermerkmale, seit Jahrzehnten werden sie in Schulbüchern und von Biolehrern als Beispiele klassischer, von einem Gen gesteuerter Vererbung wiederholt. In den meisten Fällen ist der Erbgang aber komplizierter, weil von mehreren Genen bestimmt, wie neuere Forschung gezeigt hat. Mit einer Ausnahme. Und es ist ausgerechnet die unappetitlichste.

Was jetzt kommt, eignet sich also nicht unbedingt für den Smalltalk am Frühstückstisch. Denn es geht um Ohrenschmalz, ein Sekret aus den Talg- und Haarwurzeldrüsen im äußeren Gehörgang. Einen Grund, diesen selbstproduzierten Schutzfilm eklig zu finden, gibt es eigentlich nicht, zumal er antibakterielle Stoffe enthält und das Ohr frei von Fremdkörpern hält. Dennoch entspräche es wohl nicht der Etikette, pulte sich etwa King Charles öffentlich das Schmalz aus seinen Ohren.

Dabei ließe sich durchaus etwas lernen, etwa, ob der royale Schmalz nun „feucht, gelb und klebrig“ ist oder hingegen „trocken, grau und krümelig“. Letzteres ist selten (maximal 20 Prozent), jedenfalls in Europa. Denn die (rezessive) Mutation, die zu diesem Schmalztyp führte, entstand vor etwa 2000 Jahren in Nordostasien. Dort ist sie weit verbreitet, in Afrika hingegen fast nicht vorhanden.

Betroffen ist das Gen ABCC11, das die Entwicklung der Talg- und Schweißdrüsen des Menschen beeinflusst. Womöglich war die Auswirkung der Mutation auf die Schweißdrüsen in kalten Regionen vorteilhaft und die Folgen für das Ohrenschmalz nur eine hinnehmbare Nebenwirkung.

Jedenfalls erben die Kinder eines trockenen Ohrschmalzpaares, ob nun royal oder nicht, auf jeden Fall ebenfalls diesen Schmalztyp. Wohingegen gemischt-schmalzige Eltern sowohl trockenschmalzige als auch feuchtschmalzige Söhne und Töchter haben könnten.

Leider ist der Schmalzstatus der royalen Familie nicht bekannt. Sollten Sie also demnächst einmal einen Blick auf König Charles werfen können, achten Sie – im Interesse der Wissenschaft – auf seine Ohren. Den eigenen Schmalztyp haben Sie ja vermutlich, Frühstück hin oder her, längst überprüft, oder?

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