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Carola Zarth

© Marie Staggat / Marie Staggat

Handwerker müssen zu ihren Kunden : Warum auch Fahrradfahrer Pkw-Stellplätze brauchen

In Folge 56 unserer Kolumne „In der Lobby“ beschäftigt sich unsere Gastautorin, die Präsidentin der Handwerkskammer Berlin, mit dem klimafreundlichem Wirtschaftsverkehr.

Eine Kolumne von Carola Zarth

Haben Sie schon mal versucht, eine Einbauküche auf einem Cargobike zu transportieren? Oder neue Holzdielen fürs Wohnzimmer mit Bus und Bahn? Es geht auch kleiner: Stellen Sie sich vor, Sie müssten nur ein paar Photovoltaik-Module mit Elektronikteilen und zugehöriger Werkzeugkiste auf dem Lastenfahrrad transportieren. Sie sind schon müde von der Vorstellung? Eben. Für Handwerkerinnen und Handwerker beginnt nach dem Transport dann aber noch die eigentliche Arbeit.

Aber die haben doch ihre Transporter, denken Sie? Richtig. Aber ein Parkplatz in Kundennähe ist damit noch lange nicht garantiert – und dann heißt es laufen mit all dem Zubehör. Die Alternative wäre, sich einen anderen Auftragsort suchen.

Mobilität ist kein privater Luxus, sondern garantiert die Versorgung der gesamten Stadt, auch dort, wo es wenig Stellplätze gibt. Unser Beispiel zeigt gut, wo Politik Handwerk an der Arbeit hindert. Einfach mal machen lassen, möchte man rufen, denn bei der Klimawende spielen Handwerksbetriebe mit ihren Expertinnen und Experten eine der Hauptrollen. Immer da, wo Verfahren vereinfacht werden, kommt es der Stadtgesellschaft zugute.

Für die Bürgerinnen und Bürger ist es wichtig, dass die Stadt funktioniert und das Handwerk seiner Aufgabe gerecht werden kann, nämlich die Versorgung der Stadt mit Handwerksleistungen sicherzustellen. Hierbei sind jedoch auch „die Nachbarn von nebenan“ gefordert: zum Beispiel auch mal großzügig zu sein, wenn zeitweilig Maschinenlärm zu hören ist oder Lieferverkehr seinen Tribut fordert.

Ein anderer Aspekt ist immer noch die Bürokratiebelastung. Unsere Betriebe – und natürlich auch deren Kunden – warten teilweise wochenlang auf eine straßenverkehrsbehördliche Genehmigung für eine Baustelle. Das könnte schneller gehen. Das muss schneller gehen!

Natürlich bietet der Jahresanfang immer die Gelegenheit, einen kritischen Ausblick auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen zu wagen. Doch bei all den Molltonarten, die Düsternis oder zumindest Tragik verbreiten, sollten wir vor lauter Niedergedrücktheit uns auf einige Tatsachen besinnen, und die sind durchaus positiv: Das Berliner Handwerk ist ein Stabilitätsanker und eine wichtige Säule der Berliner Wirtschaft.

Es bietet sehr gute Perspektiven für junge Menschen, die in sinnstiftenden Berufen ihre Zukunft suchen und sich gleichzeitig für die Umwelt und den Klimaschutz engagieren möchten. Mittlerweile gibt eine ganze Reihe von sogenannten Klimaberufen, die großes gesellschaftliches Ansehen genießen, wie Handwerke in den Bereichen Sanitär-Heizung-Klima, Schornsteinfegerhandwerk, Maler- oder Restauratorenhandwerk, aber auch eine Vielzahl von Handwerken, die das Thema Nachhaltigkeit priorisieren.

Das Beispiel vom Fahrradfahrer zeigt, dass auch der manchmal einen Pkw-Stellplatz benötigt – für seine Handwerker.

In dieser Kolumne kommentieren führende Köpfe der Berliner Wirtschaft die politische Lage in Berlin.

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