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Carola Zarth

© Marie Staggat / Marie Staggat

Lebenswerk sucht neue Leitung: Warum die Nachfolge von Betrieben so wichtig ist für Berlin

Im August startet das Beratungszentrum für die Unternehmens-Nachfolge. Dort entscheidet sich dann das Schicksal vieler Betriebe, sagt die Präsidentin der Handwerkskammer. Folge 80 unsere Serie „In der Lobby“.

Eine Kolumne von Carola Zarth

Wenn zwei sich suchen, aber nicht zueinanderfinden, weil sie nicht zur richtigen Zeit am gleichen Ort sind, ist das zwar ein persönliches Drama, hat aber selten Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung einer Stadt.

Bei der Unternehmensnachfolge sieht das vollkommen anders aus: Betrachten wir das verzwickte „Dating“ der Betriebsübergabe und -übernahme – ein Thema, das die pulsierende Lebensader von ganz Berlin betrifft.

Warum ist das so dramatisch? Berliner Handwerksbetriebe verfügen durchschnittlich über eine Betriebsgröße von etwas mehr als fünf Beschäftigten. Das bringt oft größere Schwierigkeiten bei der Nachfolgeregelung mit sich, da kleine Betriebe stark mit der Persönlichkeit des Inhabers verknüpft sind und es keine zweite Führungsebene gibt.

Im Handwerk ist ein Betrieb oftmals ein Lebenswerk mit fast familienähnlichen Strukturen. Dahinter steht immer ein emotionaler Gedanke, den es auch in der Zukunft zu erhalten gilt.

In den nächsten zwei Jahren werden Schätzungen zufolge rund 8.600 Unternehmen aus allen Wirtschaftsbereichen in Berlin eine Nachfolgeregelung benötigen. 40 Prozent der betroffenen Unternehmen finden jedoch keine passende Nachfolgerin oder passenden Nachfolger und es droht die Geschäftsaufgabe. Kundenbeziehungen und Lieferketten, Arbeits- und Ausbildungsplätze – vieles ginge damit verloren.

180.000
Berliner Betriebe haben einen Chef bzw. eine Chefin im Alter über 55 Jahre.

Die Nachfolgezentrale, gegründet von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Handwerkskammer Berlin, IHK Berlin und der BürgschaftsBank Berlin ist unser Schachzug gegen dieses Szenario.

Aber wo bleibt nun das Happy End? Wir hoffen, dass die neue Nachfolgezentrale Berlin, die am 1. August 2024 startet, dazu beiträgt. Endlich, möchte man rufen, denn mit 180.000 Betrieben in Berlin, deren Inhaberinnen und Inhaber über 55 Jahre alt sind, hängt die Zukunftsfähigkeit Berlins buchstäblich am seidenen Faden.

Die Nachfolgezentrale ist keine x-beliebige Dating-Plattform für Betriebe, denn hier geht es um echte Menschen, echte Geschäfte und echte Zukunftschancen. 

Carola Zarth, Präsidentin der Berliner handelskammer

Sie ist keine x-beliebige Dating-Plattform für Betriebe, denn hier geht es um echte Menschen, echte Geschäfte und echte Zukunftschancen. Kostenfreie Registrierung, IT-unterstütztes, personalisiertes Matching und Zugang zu einem großen Netzwerk aus Kammern, Banken und Beratenden – das sind unsere Antworten im Kampf gegen die drohende Unternehmensdezimierung.

Diese Initiative ist so kostenlos wie Luft und Sonnenschein! Hier bringen wir echte Unternehmerinnen und Unternehmer mit potenziellen Nachfolgenden zusammen, die sich nicht nur per Algorithmus, sondern auch bei persönlichen Begegnungen kennenlernen.

Ein weiterer Clou: Die Sensibilisierung junger Talente. Absolventen von Universitäten und Absolventinnen der Meisterschulen bietet sich die Chance, nicht nur Karriere zu machen, sondern ein etabliertes Unternehmen zu übernehmen und weiterzuführen. Unternehmertum zu fördern, das ist das Ziel für Berlin.

Jeder in dieser Stadt braucht das Handwerk

Die Sicherung der Unternehmensnachfolge ist nicht nur entscheidend für den Fortbestand unserer vielfältigen Betriebslandschaft in Berlin, sondern auch existenziell für unsere Stadt. Deshalb setzen wir mit der Nachfolgezentrale auf den persönlichen Touch, auf Begegnungen im wahren Leben und auf wirkliche Chancen.

Jeder braucht das Handwerk, denn an seinen Produkten und Dienstleistungen kommen die Berlinerinnen und Berliner in ihrem Alltag kaum vorbei. Auch deshalb müssen wir gemeinsam die Stadt am Laufen halten.

In dieser Kolumne kommentieren Köpfe der Berliner Wirtschaft die aktuelle politische Lage. Lesen Sie auch unsere Kolumne „Meine Lehre“, in der Auszubildende ihre Berufe vorstellen.

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