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Gesine Lötzsch ist haushaltspolitische Sprecherin der Bundestagsgruppe der Linkspartei.

© imago/Metodi Popow/IMAGO/M. Popow

Gesine Lötzsch tritt nicht erneut an: Berliner Linke-Abgeordnete wirft ihrer Partei schwere Fehler vor

Jetzt auch noch Gesine Lötzsch: Sechs Mal gewann sie in Lichtenberg das Direktmandat für den Bundestag. Der Linke wirft sie vor, ihre Stammwähler zu vernachlässigen.

Die langjährige Bundestagsabgeordnete Gesine Lötzsch tritt 2025 nicht erneut für die Linke zur Wahl an. Die Partei verliert damit einige ihrer wichtigsten Stützen, um überhaupt noch auf Bundesebene relevant sein zu können. Seit 2002 holte sie sechs Mal in Berlin-Lichtenberg das Direktmandat, teils mit Ergebnissen über 40 Prozent.

Obwohl die Linke 2021 an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte, kam sie dank dreier Direktmandate in den Bundestag: eines von Gregor Gysi in Treptow-Köpenick, eines von Sören Pellmann im Leipziger Süden und schließlich das Mandat von Gesine Lötzsch mit nur knapp 26 Prozent der Stimmen.

Die 62-Jährige profitierte von den alten PDS-Wählern, wohl auch von den alten Ost-Berliner SED-Leuten. Von früheren Stasi-Mitarbeitern und Veteranengruppen „bewaffneter Organe“ der DDR distanzierte sie sich ausdrücklich nicht – im Gegenteil. Wolfgang Wieland (Grüne) beschimpfte sie deshalb 2010 als „Heilige Johanna der Alt-Tschekisten“.

Lötzsch hatte durchaus Einfluss. Von 2010 bis 2012 war sie neben Klaus Ernst Parteivorsitzende, im Bundestag sie leitete den Haushaltsausschuss, aktuell ist sie haushaltspolitische Sprecherin der durch die Wagenknecht-Abspaltung BSW von der Fraktion zur Gruppe geschrumpften Linken im Bundestag.

Entweder haben sie das BSW gewählt oder sind gar nicht wählen gegangen.

Gesine Lötzsch über frühere Linke-Wähler bei der Europawahl.

Die beiden Berliner Landesparteichefs Franziska Brychcy und Maximilian Schirmer erklärten: „Wir kämpfen dafür, diesen wichtigen Wahlkreis zu verteidigen.“ Lötzsch selbst glaubt offenbar nicht mehr daran, gewissermaßen symbolisiert das auch den Wandel ihrer Partei und Wählerschaft.

In ihrer Erklärung zum Rückzug kritisierte sie die Parteiführung für das „katastrophale Ergebnis bei der Europawahl“. Die Linke sei von vielen ihrer ehemaligen Wähler „nicht mehr gewählt“ worden. „Entweder haben sie das BSW gewählt oder sind gar nicht wählen gegangen“, schreibt Lötzsch. „In den vergangenen Jahren habe ich immer mehr den Eindruck gewonnen, dass die Parteivorstände neue Wählerinnen und Wähler gewinnen wollen und dabei auf die Stammwähler gern verzichten.“

Ähnliches attestierte der kürzlich von der Linken zum BSW übergetretene langjährige Berliner Abgeordnete Hakan Taş der Partei. Er beklagte „Apparatschiks, weltfremde Ideen und Denkverbote“, die Linke sei überheblich, bevormunde und stelle sich den Wünschen der Bevölkerung entgegen.

Auch Lötzsch ist inhaltlich, etwa bei der Haltung zum russischen Invasionskrieg in der Ukraine, Sahra Wagenknecht näher als großen Teilen der in dieser Frage gespaltenen Linken. Noch vor der Abspaltung des BSW hatte sich Lötzsch stets gegen einen Parteiausschluss Wagenknechts ausgesprochen.

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