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Blick auf das mehr als 100 Jahre alte Industrieareal in Siemensstadt.

© promo

Grundstein für die Stadt der Zukunft: 4,5 Milliarden Euro werden in Berlin-Siemensstadt investiert

Wohnraum für 7000 Menschen und 20.000 Jobs sollen entstehen, eine S-Bahn-Strecke wird reaktiviert: Kanzler Scholz sieht die neue Siemensstadt als „Ort des Aufbruchs und der Zukunft“.

Sechs Jahre nach der ersten Vereinbarung mit dem Land Berlin über die gemeinsame Entwicklung eines historischen Areals versammelte sich am Dienstag die Prominenz zur Grundsteinlegung für „die Stadt der Zukunft“. Auf dem Siemensstadt Square würden „Künstliche Intelligenz, digitale Zwillinge und andere Technologien einen historischen Industriestandort verwandeln“, sagte Siemens-Vorstandschef Roland Busch und sprach von einem „besonderen Tag für Siemens und Berlin“. Für Bundeskanzler Olaf (SPD) ist das Großprojekt in Berlin-Spandau ein Muster für die Innovationsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft.

Die Weiterentwicklung des „einzigartigen Stadtquartiers“ sei Beleg dafür, dass „Deutschland Industrieland ist und Industrieland bleibt“. Die neue Siemensstadt sieht der Bundeskanzler als „Ort des Aufbruchs, der Zukunft und der Zuversicht“. Das Milliardenprojekt „zeigt, was wir in Deutschland schaffen können“, meinte Scholz. „Eine gute neue Zeit ist möglich.“

Das Projekt soll 2035 abgeschlossen sein

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) lobte die Zusammenarbeit mit Siemens, seit 2018 die erste Vereinbarung zwischen Land Berlin und Konzern über die Entwicklung des Industrieareals geschlossen worden war. „In Berlin geht auch Geschwindigkeit“, sagte Wegner, der in seinem Grußwort die geplante Wiederinbetriebnahme der Siemensbahn betonte. Ohne die Entwicklung der Siemensstadt zum Zukunftsort wäre das nicht möglich gewesen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (r., SPD) und Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) bei der Grundsteinlegung für den Siemensstadt Square.

© AFP/Ralf Hirschberger

Siemens entwickelt mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie dem Land Berlin auf dem mehr als 100 Jahre alten Industriestandort in Spandau einen Zukunftsort, der Produktion und Forschung, Lernen, Wohnen und Leben vereint. Auf 270.000 Quadratmetern entsteht Wohnraum für bis zu 7000 Menschen, davon 30 Prozent sozialer Wohnungsbau. Rund 20.000 Arbeitsplätze soll es geben, wenn das Projekt 2035 abgeschlossen ist. „Die Stadt der Zukunft wird digital, klimaneutral und wettbewerbsfähig“, sagte Busch.

Der Weltkonzern mit 320.000 Mitarbeitenden, davon etwa 90.000 in Deutschland, war 1847 in Berlin gegründet worden. 1897 wurde es zu eng in der Stadt, sodass Fabriken auf der grünen Wiese gebaut wurden: So entstand die Siemensstadt auf den damaligen „sumpfigen Nonnenwiesen zwischen Berlin und Spandau“, wie Bundeskanzler Scholz zu berichten wusste.

Der Unternehmenssitz des Elektronikkonzerns wurde nach dem Krieg auch aufgrund der deutschen Teilung nach München verlegt. Doch bis heute ist Siemens der größte industrielle Arbeitgeber in Berlin. „Wir sind weltweit die Nummer eins in der Automatisierung von Energiedienstleistungen, und das größte Werk dafür steht in Berlin. Der Charme der Siemensstadt wird sein, dass sie auch Produktion hat“, sagt Siemens-Vorstandsmitglied Cedrik Neike.

4,5
Milliarden Euro werden in Siemensstadt investiert

Siemens selbst investiert nach eigenen Angaben 750 Millionen Euro vor Ort und bewertet das als „ein starkes Bekenntnis zum Industriestandort Deutschland“. Das gesamte Investitionsvolumen beläuft sich nach Konzernangaben auf 4,5 Milliarden Euro, dazu kommen noch mindestens 800 Millionen Euro für die Ertüchtigung der 4,5 Kilometer langen Bahnstrecke von Jungfernheide nach Gartenfeld, die seit 1980 brach liegt.

Mit der neuen Siemensbahn ist der Siemensstadt Square von 2029 an mit der S-Bahn zu erreichen. „Das ermöglicht auch schnelle Anschlüsse zum Berliner Hauptbahnhof und zum Flughafen BER“, heißt es bei der Bahn.

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Die Grundsteinlegung am Dienstag eröffnet die Bauphase, nachdem die vergangenen Jahre für Planung und Baurecht gebraucht wurden. Von Juli an kann das neue Quartier in einem Showroom im historischen Verwaltungsgebäude an der Nonnendammallee besichtigt werden.

In gut zwei Jahren sollen die ersten beiden Gebäude stehen: ein „Siemens Hub Berlin“ sowie ein Info-Pavillon. Ferner entsteht ein Hochhaus (60 Meter), das unter anderem die Schienenfahrzeugsparte des Konzerns beherbergen wird sowie das Büro von Konzernvorstand Cedrik Neike. Mitte 2027 soll der „Eingangsplatz“ fertig sein.

Leitprojekt der neuen Siemens-Plattform

Siemens-Chef Busch betonte am Dienstag den Einsatz der konzerneigenen Digital-Plattform Xcelerator für die Entwicklung des Areals. Siemensstadt Square sei der Kunde Null, also eine Art Leitkunde, teilte der Konzern mit.

Auf der Plattform wurden sogenannte digitale Zwillinge, Computermodelle, für den Campus entwickelt: Einer für die Energieplanung, einer die Gebäude und einer für die Infrastruktur, etwa die Verkehrswege auf dem Campus. Mithilfe dieser Zwillinge wird das Projekt digital entworfen und durchgeplant und schließlich real umgesetzt.

Der digitale Zwilling sei „das Herzstück der Planung, Optimierung und des Betriebs der städtischen Infrastruktur“, sagte Busch. Durch die Verknüpfung und Nutzung der Informationen entstehe ein vollständiges virtuelles Abbild des Quartiers. Im Ergebnis würden Fehler „in der digitalen Stadt erkannt und in der realen Welt vermieden“, sagte Busch.

Zur Optimierung der Energieversorgung werden mit dem Energie-Zwilling in der virtuellen Welt Prognosen erstellt und Versorgungsvarianten überwacht. „Integrierte KI optimiert die Energieeffizienz, den Verkehr und das Abfallmanagement durch Datenanalyse und ermöglicht Vorhersage“, heißt es im Konzern, der keine Konsumprodukte mehr herstellt, sondern sich auf die Digitalisierung von Industrie und Infrastruktur konzentriert.

Gemeinsam mit den Berliner Wasserbetrieben und einem Energieversorger wird in Siemensstadt der größte Abwasserwärmetauscher Europas installiert. Die Anlage werde in Kombination mit Wärmepumpen das Quartier bereits ab 2026 CO₂-neutral mit Wärme und Kälte versorgen. Der für die Wärmepumpe benötigte Strom soll vollständig aus erneuerbaren und lokalen Energien stammen.

Derzeit werden dem 76 Hektar großen Areal 55 Gigawatt (GW) im Jahr verbraucht, künftig, also nach der Verdichtung auf bis zu 35.000 Menschen, die auf dem Gelände arbeiten und leben, werden es 47 GW sein.

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