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Eine Unwetterzelle mit einem Blitz baut sich über Homburg auf.

© dpa/Alexander Wolf

Update

Starkregen, Hagel, Sturmböen: Schwere Gewitter wüten über Deutschland – Bahnstrecke nach Hannover wieder frei

Der Wind bläst fast in Orkanstärke, vielerorts schüttet es. Eine solche Lage gibt es Meteorologen zufolge eher selten. Am Sonntag konnten die Unwetterwarnungen aufgehoben werden.

In der Nacht zum Sonntag hat es in weiten Teilen der Bundesrepublik heftig gekracht und geblitzt. Besonders im Westen und Südwesten stürzten bei den schweren Gewittern Wassermassen und Hagelkörner vom Himmel. Der Wind fegte mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 Kilometern pro Stunde übers Land, das sei fast Orkanstärke (103 km/h), teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit.

Der DWD verzeichnete eine hohe Zahl an Blitzen. Bundesweit sei von über 100.000 Blitzen in der Nacht auszugehen, sagte DWD-Meteorologe Nico Bauer am Sonntag. „Die Blitzaktivität war sehr, sehr hoch.“ Eine exakte Gesamtzahl lag am Sonntag nicht vor. Um Mitternacht herum zählten die Meteorologen 22.000 Blitze pro halbe Stunde, hieß es.

Der Schwerpunkt lag dabei in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, wo knapp 17.000 Blitze pro halbe Stunde verzeichnet worden seien. Die Gewittersysteme sorgten mit einer sehr energiehaltigen Luftmasse bis in die Nacht hinein für eine hohe Blitzaktivität, hieß es. 

Viele Einsätze von Polizei und Feuerwehr

Am Sonntagmorgen hob der DWD alle bestehenden Unwetterwarnungen vor schweren Gewittern in Deutschland auf. Die Meteorologen warnten jedoch weiterhin vor starken Gewittern in Nord- und Ostdeutschland. Lokal eng begrenzt könnten zudem in der Nordosthälfte Deutschlands einzelne schwere Gewitter mit heftigem Starkregen bis in den Vormittag nicht ausgeschlossen werden, hieß es.

In Dortmund wurde das Achtelfinalspiel der Fußball-Europameisterschaft zwischen Deutschland und Dänemark am Samstagabend wegen des Gewitters zeitweise unterbrochen. Über dem Stadion waren mächtige Blitze zu sehen, Hagel und Starkregen fielen auf den Platz. Vom Dach des Dortmunder Stadions prasselten wahre Sturzbäche auf die vordersten Zuschauerreihen. Nach einer rund 25-minütigen Zwangspause ging das Spiel weiter.

Die Public-Viewing-Veranstaltungen in Dortmund wurden vorzeitig abgebrochen, zu groß sei die Gefahr durch das Gewitter für die Fans, hieß es zur Begründung. In Frankfurt am Main war bereits im Vorfeld die Fanmeile gesperrt worden.

Am Dortmunder Hauptbahnhof sorgte das Unwetter ebenfalls für Probleme. Auf der Bahnstrecke zwischen Dortmund und Hamm waren am Abend nach Angaben der Bundespolizei Blitze eingeschlagen. Menschen seien zwar nicht verletzt worden, es kam jedoch zu einer kurzzeitigen Sperrung der Strecke. Diese wurde nach einer Prüfung wieder freigegeben. Am Hauptbahnhof kam es nicht zu größeren Schäden.

Wegen eines Blitzeinschlags musste die wichtige Bahnstrecke zwischen Hannover und Minden für vier Stunden gesperrt werden. Die Züge wurden über Bremen umgeleitet, wie ein Bahnsprecher am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur sagte. Am Morgen konnte die Strecke wieder freigegeben werden.

Das Unternehmen sprach auf seiner Internetseite von massiven Beeinträchtigungen wegen des Unwetters im niedersächsischen Lindhorst. Züge im Fernverkehr hätten deswegen bis zu 90 Minuten Verspätung. Dem Bahnsprecher zufolge gab es bundesweit keine weiteren Störungen.

In Oberhausen schlug ein Blitz in das Dach eines Wohnhauses ein und löste so einen Brand aus. Das Feuer konnte gelöscht werden, doch die Anwohner konnten vorerst nicht zurück in ihr Haus, wie die Feuerwehr mitteilte.

Die Konzertveranstaltung SWR3 Rheinland-Pfalz Open Air in Mainz musste am Abend aufgrund des Unwetters ebenfalls abgebrochen werden. Bis zu diesem Zeitpunkt waren knapp 10.000 Menschen zum Veranstaltungsort an der Großen Bleiche in Mainz gekommen.

Die Gewitter richteten bundesweit nach einer ersten Bilanz keine größeren Schäden an. Das sagten Polizeisprecher in mehreren Bundesländern übereinstimmend. Vereinzelt fielen demnach Bäume um und blockierten Straßen. Fahrbahnen wurden überflutet, Keller liefen voll. Feuerwehren rückten zu vielen Einsätzen aus – auch wegen Bränden.

Im Saarland wurden 140 Einsätze von Polizei und Feuerwehren gezählt. Schwerpunkt sei der Regionalverband Saarbrücken gewesen, teilte das Innenministerium mit. Großflächige Schäden habe es keine gegeben. Meist ging es um umgestürzte Bäume, kleinere Wasserschäden und partielle Stromausfälle. Aber auch Fehlalarme wegen ausgelöster Einbruch-Meldeanlagen beschäftigten die Polizei. I.

Im Westen Mecklenburg-Vorpommerns schlug ein Blitz in den Schornstein eines Einfamilienhauses ein und setzte den Dachstuhl in Brand. Dieser brannte in der Nacht zum Sonntag in dem Ort Lübtheen südlich von Schwerin vollständig aus, wie die Polizei in Rostock mitteilte. Die 57-jährige Bewohnerin habe das Gebäude unverletzt verlassen können. Das Haus sei derzeit nicht mehr bewohnbar.

Kühleres Wetter in kommender Woche erwartet

Auch wenn sich Starkregen häuft: Eine sogenannte Schwergewitterlage wie diese Nacht kommt nach Angaben eines Meteorologen DWD nur „ein- bis zweimal im Jahr in Deutschland vor“. Über die Nacht hinweg zog das Unwetter weiter Richtung Nordosten.

In den besonders stark betroffenen Gebieten rechnete der DWD mit bis zu 40 Liter Regenwasser pro Quadratmeter in kurzer Zeit, teilweise sogar 50 bis 80 Liter in wenigen Stunden.

Zu Beginn der neuen Woche erwarten Meteorologen wechselhaftes und deutlich kühleres Wetter in Deutschland. „Die Temperaturen erreichen nur noch in den Niederungen knapp über 20 Grad“, sagte DWD-Meteorologe Bauer. „Immer wieder kommt es zu Schauern, vereinzelt ist auch Blitz und Donner mit von der Partie.“ Bundesweit werde es wechselhaft, zeitweise auch windig.

Am Montag ist im Nordwesten mit maximal 23 Grad zu rechnen, im Osten mit bis zu 23 Grad. Es wird wechselnd bis stark bewölkt. Auch am Dienstag und am Mittwoch geht es laut DWD grau und mit unbeständigem Wetter weiter. Die erwarteten Höchsttemperaturen liegen zwischen 18 und 23 Grad. Im höheren Bergland steigt das Thermometer teils nur auf etwa 15 Grad an.

„Zudem weht an beiden Tagen ein lebhafter Westwind, der für ein leicht herbstlich anmutendes Gefühl sorgt“, sagte Bauer. So soll es bis zum kommenden Wochenende weitergehen. „Erst ab dem Wochenende deutet sich nach jetzigem Stand eine allmähliche Erwärmung an“, sagte der Meteorologe zur aktuellen Vorhersage. (dpa)

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