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Nach dem Angriff in Bad Oeynhausen bekunden Menschen ihre Anteilnahme.

© Str/dpa

Update

Mutmaßlicher Haupttäter in U-Haft: Politiker fordern Konsequenzen nach tödlichem Angriff in Bad Oeynhausen

Eine Gruppe junger Männer prügelte einen 20-Jährigen zu Tode. Der nun inhaftierte mutmaßliche Haupttäter ist ein 18-jähriger Syrer. Das heizt die Abschiebungsdebatte weiter an.

Nach dem tödlichen Angriff auf einen 20-Jährigen im Kurpark von Bad Oeynhausen sitzt ein dringend Tatverdächtiger in Untersuchungshaft. Der 18-Jährige hat sich bislang nicht zum Tatvorwurf Totschlag und gefährliche Körperverletzung geäußert, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag gemeinsam mit.

Laut den bisherigen Ermittlungen ging die Gewalt gegen das Opfer ausschließlich von dem 18-Jährigen aus, der laut Mitteilung syrischer Staatsbürger ist und in Bad Oeynhausen wohnt. Er sei in der Vergangenheit bereits durch Gewalt-, Eigentums- und Betäubungsmittel-Delikte aufgefallen.

„Nach derzeitigen Erkenntnissen handelt es sich bei ihm um den Haupttäter, der dem 20-jährigen Opfer die tödlichen Verletzungen zugefügt haben soll“, hieß es. In der Nacht zum Sonntag waren der 20-Jährige sowie ein 19-Jähriger bei einer Auseinandersetzung im Kurpark in Bad Oeynhausen verletzt worden. Der 20-Jährige erlitt demnach schwerste Kopfverletzungen, die einen unumkehrbaren Ausfall der gesamten Hirnfunktionen zur Folge hatten.

Zur Gruppe des Tatverdächtigen gehören auch mindestens drei weitere Deutsche im Alter von 18 Jahren. Die Zahl der an der Tat beteiligten Menschen und welche Straftaten noch passiert sind, das sei Teil der laufenden Ermittlungen, teilten die Ermittlungsbehörden mit. Auch sei nicht abschließend geklärt, was der Hintergrund und Auslöser des Streits war.

Zunächst soll es zu Streitigkeiten zwischen den beiden Opfern und einer Gruppe von etwa zehn unbekannten Männern gekommen sein. Dabei sollen Mitglieder der Gruppe auf die beiden eingeschlagen und -getreten haben. Anschließend habe einer der Tatverdächtigen den 20-Jährigen weggezerrt und weiter traktiert. Als Zeugen die Polizei verständigten, verschwand die Gruppe in Richtung Innenstadt.

Hunderte Menschen versammelten sich zum Gedenken an das Opfer

Die Polizei ruft weiterhin Zeugen auf, Fotos und Videos zur Verfügung zu stellen, auf denen möglicherweise Hinweise auf die Tat zu erkennen sind. In der Innenstadt gab es an dem Abend eine Schulabschlussfeier und eine Innenstadtparty. Nach Angaben eines Stadtsprechers war es deshalb zur Tatzeit sehr voll.

Nach der tödlichen Attacke ist die Betroffenheit in der Stadt groß. Menschen legten am Tatort zahlreiche Blumen nieder. Am Mittwochabend kamen dort rund 650 Menschen zu einer stillen Gedenkveranstaltung. Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU) hatte die Bevölkerung dazu aufgerufen.

„Ich freue mich, dass 650 Menschen aus Bad Oeynhausen und der Umgebung meinem Aufruf zu einem Stillen Gedenken für den getöteten 20-jährigen Philippos aus Minden gefolgt sind und wir damit ein Zeichen der Solidarität und Menschlichkeit in der Trauer setzen konnten“, sagte Bökenkröger der Deutschen Presse-Agentur.

Angesichts der Festnahme eines 18-jährigen Hauptverdächtigen mit Migrationshintergrund müssen wir jetzt eine offene und ehrliche Diskussion über die Konsequenzen aus diesem Vorfall führen“, sagte der Bürgermeister. Das sei eine Aufgabe vor allem für die Bundes- und Landespolitik, aber auch eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft.

Politiker fordern Konsequenzen

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) zeigte sich am Donnerstag betroffen von dem gewaltsamen Tod des jungen Mannes. „So sein Kind zu verlieren, seinen Bruder zu verlieren, das ist fast nicht auszuhalten“, sagte Wüst vor Journalisten in Gelsenkirchen. „Dieser Täter muss einer gerechten Strafe zugeführt werden.“

Deutschland müsse „besser werden darin, solche Intensivstraftäter, Gewaltstraftäter, die keine deutschen Staatsbürger sind, auch abzuschieben“, sagte Wüst. Der CDU-Politiker hatte sich zuvor bereits mit Blick auf die tödliche Messerattacke auf einen Polizisten in Mannheim durch einen 25-jährigen Afghanen für dessen Abschiebung ausgesprochen.

Als Reaktion auf die Verhaftung des 18-Jährigen forderte der stellvertretende SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzende Dirk Wiese in der Tageszeitung „Welt“: „Der Täter muss dafür mit aller Härte des Gesetzes zur Rechenschaft gezogen werden.“ Wenn es stimme, dass es sich bei dem festgenommenen 18-Jährigen um einen Syrer handele, der zuvor auch straffällig geworden sei, müsse er nach Verbüßen seiner Strafe sofort abgeschoben werden, sagte er schon am Nachmittag, bevor Polizei und Staatsanwaltschaft schließlich die Nationalität bestätigten.

Der Bundestagspolitiker Klaus Ernst vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) bezeichnete die Gewalttat als „ein Sinnbild gescheiterter Migrations- und Integrationspolitik“. Im Falle einer so schweren Straftat solle der Täter nun Deutschland verlassen müssen. Martin Hess, innenpolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, sprach von einem „staatlichen Totalversagen, das immer mehr Leben unschuldiger Bürger kostet“. (dpa, AFP)

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