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Friedrich Merz, Kandidat für den CDU-Parteivorsitz.

© imago images / Christian Thiel

Reaktionen aus Politik und LGBT-Community: Empörung und Häme nach Merz-Aussagen zu Homosexualität

Der Kandidat für den CDU-Parteivorsitz hat Homosexualität mit Pädophilie in Zusammenhang gebracht. Scharfe Kritik an Friedrich Merz kommt auch aus der Union.

Der CDU-Vorsitz-Kandidat Friedrich Merz hat mit seinen Äußerungen zu Homosexualität heftige Kritik ausgelöst. Die kommt nicht nur aus der LGBTI-Community und den übrigen Parteien, sondern auch aus der CDU selbst.

In einem Polittalk der "Bild" am Sonntagabend hatte ihn der Moderator gefragt, ob er Vorbehalte gegen einen schwulen Bundeskanzler hätte. "Nein", sagte Merz. Auf die Nachfrage, ob das für ihn völlig normal sei, antwortete er, dass die Frage der sexuellen Orientierung die Öffentlichkeit nichts anginge, "solange sich das im Rahmen der Gesetze bewegt und solange es nicht Kinder betrifft".

An der Stelle sei für ihn "eine absolute Grenze erreicht". Auf eine weitere Nachfrage des "Bild"-Journalisten nach einem schwulen Bundeskanzler sagte Merz: "Überhaupt kein Thema für mich, klar."

Die Reaktionen auf Merz' Aussagen folgten prompt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte am Montag in Berlin auf Nachfrage eines Journalisten: "Wenn die erste Assoziation bei Homosexualität Gesetzesfragen oder Pädophilie ist, dann müssen Sie eher Fragen an Friedrich Merz richten". Spahn ist selbst mit einem Mann verheiratet. Er kandidiert gemeinsam mit Armin Laschet für den Parteivorsitz der CDU, der im Dezember entschieden werden soll.

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Auch der Verband der Lesben und Schwulen in der Union (LSU) kritisierte Merz' Aussagen "aufs Schärfste". Die LSU arbeite "hart daran, den immer wieder hergestellten, aber nicht vorhandenen Zusammenhang zwischen Homosexualität und Pädophilie aus den Köpfen zu bekommen", so der Bundesvorsitzende Alexander Vogt in einer Stellungnahme auf Facebook.

"Darum bin ich maßlos darüber verärgert, dass Herr Merz diese beiden Begriffe öffentlich und ohne Not miteinander verknüpft hat". Das sei "eine kalte Dusche" gewesen. "Von jemandem, der sich um den Vorsitz unserer Partei bewirbt, erwarte ich mehr", so Vogt.

Aussagen "auf Kosten von Minderheiten"

David Ermes, Sprecher der Bildungsministerin in Schleswig-Holstein Karin Prien (CDU), schrieb auf Twitter, dass Friedrich Merz "die CDU nicht als Partei der bürgerlichen Mitte im Jahr 2021 führen könnte". Das gehe aus Merz' Aussage und seinen weiteren Reaktionen hervor.

"Vom Vorsitzenden der CDU Deutschlands erwarte ich, dass er entweder seine Zunge im Griff hat, oder aber groß genug ist, um keine „das wird man doch noch sagen dürfen“ Punkte am Stammtisch auf Kosten von Minderheiten macht", schrieb Ermes.

Merz: Sexuelle Orientierung ist "Privatangelegenheit"

Merz hatte sich am Montag in der "Welt" gerechtfertigt. Zur Kritik sagte er, das sei ein "bösartig konstruierter Zusammenhang, der in keiner meiner Äußerungen vorkommt". Die Toleranzgrenze sei "immer überschritten, wenn Kinder betroffen sind". "Das werde ich so auch in Zukunft sagen, selbst wenn es offenbar dem einen oder anderen nicht gefällt."

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"Ich bewerte weder in meinem Arbeitsumfeld noch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis irgend jemanden anhand seiner sexuellen Orientierung. Das ist Privatangelegenheit. In einer liberalen Gesellschaft gibt es unterschiedliche Lebensentwürfe", so Merz.

Kritik aus der SPD von Kühnert und Klingbeil

Kritik an diesen Aussagen kam auch aus den anderen Parteien. "So laviert jemand, der nicht kaschieren kann, dass er mit der Normalisierung des Umgangs mit Homosexualität eigentlich nichts anfangen kann", schrieb der ebenfalls schwule Juso-Chef Kevin Kühnert auf Twitter.

Wer Kanzler werden wolle, sollte laut Kühnert eine Sprache sprechen, die "in sensiblen Feldern von Antidiskriminierung und der Gleichberechtigung aller Menschen keinen Platz für Interpretationen und doppelte Böden" lasse. Auch Merz' Rechtfertigung überzeugte Kühnert nicht. Homosexualität sei kein Lebensentwurf, so Kühnert.

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SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil forderte Merz zu einer Entschuldigung auf. "Schwule immer in den Verdacht zu rücken, dass da etwas mit Kindern sei, zeigt ein rückständiges Denken", sagte Klingbeil der "Bild"-Zeitung. "Da ist eine deutliche Entschuldigung fällig."

Grünen-Politikerin nennt Aussagen "widerlich und homophob"

Heiner Garg, Landesvorsitzender der FDP Schleswig-Holstein, reagierte auf Twitter mit einem kotzenden Smiley. "Der einzige, der hier bösartige Zusammenhänge konstruiert ist dieser vollkommen aus der Zeit gefallene Kandidat selbst", schrieb der Politiker.

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Der LSVD-Bundesverband kritisierte Merz' Aussagen auf Twitter als "homophob". Die Europaabgeordnete für die Grünen Terry Reintke bezeichnete die Verbindung von Homosexualität und Kindesmissbrauch als "Strategie der extremen Rechten und Autoritären".

Kritik gab es in den sozialen Medien auch an der Fragestellung der "Bild", ob Merz Vorbehalte gegen einen schwulen Kanzler hätte. Ulle Schauws, Grünen-Abgeordnete im Bundestag, nannte die Fragestellung "homophob" und Merz' Antwort darauf "widerlich und homophob".

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Sven Lehmann, Bundestagsabgeordneter der Grünen, kritisierte Merz' Rechtfertigung, dass sexuelle Identität "Privatsache" sei. Wenn das stimme, warum gebe Merz dann auf seiner Webseite an, dass er verheiratet ist, fragte Lehmann.

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Der Berliner Grünen-Politiker Henrik Rubner schrieb auf Twitter: "Ein heterosexueller Bundeskanzler wäre für mich übrigens ok, solange er nicht gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe stimmt." Rubner bezieht sich auf eine Abstimmung im Bundestag von 1997, bei der Merz dagegen stimmte, dass Vergewaltigung in der Ehe ein Straftatbestand werden soll.

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