
© stock.adobe.com/New Africa
Der Effekt der Haut: Warum sehen Adern blau aus, obwohl Blut rot ist?
Fast jeder kennt die Redewendung vom „blauen Blut“ der Adeligen. Was steckt dahinter? Und warum sind bei einigen Menschen die Adern mehr zu sehen als bei anderen? Ein Gefäßarzt klärt auf.
Stand:
Dass unsere Adern unter der Haut meist bläulich oder grünlich schimmern, liegt nicht etwa an der Farbe der Gefäßwand oder daran, dass unser Blut mal die Farbe ändert, sondern ist reine Physik. Der optische Effekt lässt sich durch die Biologie unserer Haut und den Eigenschaften von Licht erklären.
„Das weiße Tageslicht, das auf die Haut trifft, besteht aus einem Spektrum unterschiedlicher Wellenlängen, die von den Gewebeschichten auf verschiedene Weise gestreut, absorbiert oder reflektiert werden“, sagt Matthias Knittel, stellvertretender Chefarzt für Angiologie (Gefäßerkrankungen) im Kantonsspital Aarau.
Unter der Beleuchtung mit einer sehr starken, rotlastigen Lampe wird das Blut in seiner tatsächlichen, dunkelroten Farbe sichtbar.
Matthias Knittel, stellvertretender Chefarzt für Angiologie im Kantonsspital Aarau
Trifft Licht also auf oberflächennahe Venen in einem halben bis zwei Millimeter Tiefe, wird der langwellige, rote Teil stark vom dunkelroten, sauerstoffarmen Venenblut absorbiert. Das kurzwellige, blaue Teil hingegen wird deutlich stärker in alle Richtungen gestreut und eben auch wieder aus der Haut heraus. Dieses blaue Licht erreicht unsere Augen, die Adern erscheinen uns also blau.
Bei jedem Menschen schimmern sie anders
„Unter der Beleuchtung mit einer sehr starken, rotlastigen Lampe wird das Blut in seiner tatsächlichen, dunkelroten Farbe sichtbar“, sagt Knittel. Diesen Effekt mache man sich zum Beispiel auch bei der Verödungsbehandlung von Besenreisern zu Nutze, da diese kleinen Venen mithilfe einer speziellen Lampe besser sichtbar gemacht und damit behandelt werden können.
Der Effekt der blau schimmernden Adern ist aber nicht bei jedem Menschen gleich stark ausgeprägt und hängt vor allem auch von der Hautfarbe ab. Bei Menschen mit dunkler Haut schimmert meist gar nichts durch, denn hier kann das kurzwellige Licht nicht bis zu den Adern durchdringen.
Das Gleiche gilt für übergewichtige Menschen. „Bei sehr heller, wenig pigmentierter Haut ist der Kontrast zwischen der streuenden Hautschicht und den dunklen, lichtabsorbierenden Venen besonders groß, was den bläulichen Scheineffekt verstärkt“, sagt Knittel.
Die Redewendung vom „blauen Blut“ der Adeligen im Mittelalter übrigens hat darin ihren Ursprung, denn blasse Haut galt lange als Schönheitsideal der Betuchten. Sie waren selten der Sonne ausgesetzt und hatten entsprechend eine sehr helle Haut, unter der ihre Venen deutlich bläulich hervortraten – anders als bei der durch die Arbeit im Freien gebräunten Landbevölkerung.
Alle bisher erschienenen Folgen von „Die gute Frage“ finden Sie auf der Übersichtsseite der Kolumne.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- false