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Das russische IT-Unternehmen Kaspersky, einst ein international respektierter Spezialist für PC-Sicherheit, hat schon seit Jahren einen schweren Stand im Westen.

© Pavel Golovkin/AP/dpa

Update

„Risiko für nationale Sicherheit“: USA verbieten russische Antiviren-Software Kaspersky und sanktionieren Führung

Die USA befürchten, dass Russland das ansässige Antivirenprogramm Kaspersky beeinflussen oder gar lenken kann. Das Unternehmen will rechtlich gegen das Verbot vorgehen.

Nach dem Verbot des Anti-Viren-Programms von Kaspersky Lab haben die USA die Führungsspitze der russischen Firma für Computersicherheit mit Sanktionen belegt. Die Sanktionen richten sich gegen zwölf Führungsleute von Kaspersky, wie das Finanzministerium in Washington am Freitag mitteilte.

Zur Begründung hieß es, die „Integrität des digitalen Raums“ der USA solle abgesichert und die US-Bürger sollten vor „bösartigen Cyberbedrohungen geschützt“ werden. Bereits das Verbot der weit verbreiteten Antiviren-Software von Kaspersky war mit der nationalen Sicherheit begründet worden.

In einer gesonderten Stellungnahme zu den Sanktionen teilte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, mit, die Firma sei der „Rechtssprechung, Kontrolle oder Führung der russischen Regierung“ unterworfen. Diese könne den „privilegierten Zugang nutzen, um an sensible Daten zu kommen“. Dies sei ein „inakzeptable Risiko für die nationale Sicherheit der USA oder die Sicherheit von US-Bürgern“.

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Sanktioniert wurden zwölf Top-Führungsleute von Kaspersky, darunter der Leiter für das operative Geschäft. Der Unternehmenschef und die Firma selbst wurden aber nicht mit Sanktionen belegt.

USA sehen in Kaspersky „nationales Sicherheitsrisiko“

Die US-Behörden hatten das Antivirenprogramm der russischen Firma Kaspersky am Donnerstag verboten. Das US-Handelsministerium teilte mit, eine Untersuchung habe gezeigt, dass die russische Regierung über „offensive Cyberfähigkeiten“ verfüge und in der Lage sei, „Kasperskys Tätigkeiten zu beeinflussen oder zu lenken“.

Daher „stellen Kasperskys andauernde Aktivitäten in den Vereinigten Staaten ein nationales Sicherheitsrisiko dar“, fügte das Handelsministerium hinzu. „Russland hat immer wieder gezeigt, dass es die Fähigkeit und die Absicht hat, russische Firmen wie Kaspersky Lab zu nutzen, um sensible US-Informationen zu sammeln und als Waffe einzusetzen“, sagte US-Handelsministerin Gina Raimondo.

400 Millionen
Privatkunden hat Kaspersky laut dem US-Handelsministerium weltweit – plus 270.000 Firmenkunden.

Das Verbot gilt den Angaben des Ministeriums zufolge auch für Partnerunternehmen, Tochter- und Muttergesellschaften von Kaspersky.

Kaspersky will rechtlich gegen Verbot vorgehen

Das Unternehmen wies die Vorwürfe zurück. Man gehe davon aus, dass die Entscheidung „auf Basis des aktuellen geopolitischen Klimas und theoretischer Besorgnis“ getroffen worden sei – und nicht aufgrund einer Analyse der Software und Dienste der Firma. „Kaspersky betreibt keine Aktivitäten, die die nationale Sicherheit der USA bedrohen“, hieß es in einer Stellungnahme auf der Online-Plattform X.

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Das Unternehmen werde alle gesetzlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um seine Aktivitäten fortsetzen zu können. Der Kreml prangerte am Freitag in Moskau eine „unlautere Konkurrenz“ vonseiten der USA an.

Der Konzern mit Hauptsitz in Moskau hat nach Angaben des US-Handelsministeriums Niederlassungen in 31 Ländern und mehr als 400 Millionen Privat- und 270.000 Firmenkunden in mehr als 200 Ländern.

Verkauf von Kaspersky ab 20. Juli verboten

„Kaspersky wird unter anderem nicht mehr in der Lage sein, seine Software in den Vereinigten Staaten zu verkaufen und Updates für bereits im Einsatz befindliche Software bereitzustellen“, teilte das US-Handelsministerium mit.

Privatpersonen und Unternehmen wird dringend empfohlen, rasch zu einem anderen Anbieter zu wechseln.

US-Handelsministerium

„Privatpersonen und Unternehmen, die Kaspersky-Software einsetzen, wird dringend empfohlen, rasch zu einem anderen Anbieter zu wechseln“, empfiehlt die US-Behörde. Nur so könne man „die Gefährdung persönlicher oder anderer sensibler Daten durch böswillige Akteure begrenzen“.

Wer das Programm weiterhin benutze, werde aber nicht mit Sanktionen belegt, teilte das Ministerium mit. Die US-Behörden gewährten Kaspersky eine Frist bis zum 29. September, um den US-Kunden vor der Einstellung der Firmenaktivitäten ausreichend Zeit für die Suche nach Alternativen zu geben.

Der Verkauf von Kaspersky-Software an Unternehmen und Verbraucher in den USA wird vom 20. Juli an untersagt. Ab dem 29. September darf Kaspersky auch keine Updates mehr einspielen – damit würde die Software weitgehend nutzlos gegen neu dazukommende Bedrohungen. Ab dann ist auch der Weiterverkauf verboten.

Kaspersky-Software seit 2017 in US-Behörden verboten

Kaspersky, einst ein auch international respektierter Spezialist für PC-Sicherheit, hat schon seit Jahren einen schweren Stand im Westen. Bereits 2017 hatten die USA die Nutzung von Kaspersky-Software für Bundesbehörden untersagt. 2022 wurden Produkte, die direkt oder indirekt von Kaspersky bereitgestellt werden, als „Bedrohung für die innere Sicherheit“ eingestuft.

Als ein Auslöser dafür gilt eine Episode, bei der mutmaßliche Spionage-Software des US-Geheimdiensts NSA in die Hände von Kaspersky geraten war. Die Firma erklärte damals, der Quellcode sei als eine bisher unbekannte Variante von Schadsoftware auf einem PC entdeckt und zur Analyse auf einen Kaspersky-Server geladen worden.

US-Medienberichten zufolge hatte ein Mitarbeiter des US-Abhördienstes die geheime Software regelwidrig auf seinen privaten Computer geladen, auf dem Kasperskys Antiviren-Software lief. Das Unternehmen versicherte, die Dateien seien gelöscht worden, nachdem ein Analyst Firmenchef Eugene Kaspersky über den Fund informiert hatte.

Man habe sie mit niemandem geteilt. In den USA geht man jedoch davon aus, dass die NSA-Werkzeuge beim russischen Geheimdienst landeten. Das „Wall Street Journal“ schrieb damals unter Berufung auf amerikanische Behördenkreise, Kaspersky-Software habe gezielt nach Begriffen wie „Top Secret“ sowie nach Namen geheimer US-Programme gesucht.

BSI warnte bereits vor Antiviren-Software Kaspersky

Aufgrund der Vorwürfe zur Zusammenarbeit mit den russischen Behörden hatte das Unternehmen 2020 verkündet, dass die Daten seiner westlichen Kunden seien in ein Datenzentrum in der Schweiz überführt worden seien.

In Deutschland warnte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik im März 2022, kurz nach dem Beginn des Ukraine-Krieges, vor dem Einsatz von Kaspersky-Produkten.

Ein russischer IT-Hersteller könne in einer solchen Situation entweder selbst offensive Operationen durchführen oder womöglich auch ohne seine Kenntnis als Werkzeug für Cyberangriffe missbraucht werden, argumentierte die Behörde. Kaspersky konterte auch damals, die Warnung sei politisch motiviert. (AFP/dpa)

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