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Der britische Schottland-Minister Alister Jack (r.) im Parlament

© afp/Jessica Taylor

Update

Wettskandal bei Tories weitet sich aus: Auch britischer Minister setzte Geld auf Datum der Wahl

Die Konservativen von Premier Sunak liegen in Wahlumfragen ohnehin weit zurück. Nun belastet eine Wett-Affäre die Tories immer mehr.

Der Wettskandal in der Konservativen Partei des britischen Premierministers Rishi Sunak hat nun auch die Regierung erreicht. Schottland-Minister Alister Jack teilte britischen Medien zufolge mit, im April habe er 20 Pfund (23,70 Euro) darauf gewettet, dass die Parlamentswahl zwischen Juli und September stattfindet. Sunak hatte am 22. Mai überraschend den 4. Juli als Termin für die Abstimmung genannt. Die Abstimmung war erst für Herbst erwartet worden.

Zwei weitere Wetten im März seien nicht erfolgreich gewesen, hieß es in Jacks Mitteilung vom Donnerstagabend weiter. Mit seinen Einsätzen habe er keine Regeln verletzt, behauptete der Minister. Er sei keine Wette im Mai eingegangen, und die zuständige Aufsichtsbehörde Gambling Commission ermittle nicht gegen ihn. Zuvor hatte die BBC berichtet, Jack habe dem Sender gesagt, dass er 2000 Pfund mit Wetten auf den Wahltermin gewonnen habe. Dies sei ein Witz gewesen, sagte der Minister.

Die Gambling Commission ermittelt bereits gegen zwei konservative Parlamentskandidaten. Bei einem der Politiker handelt es sich um einen der engsten Mitarbeiter Sunaks: Craig Williams war bisher als Principal Private Secretary eine Art Assistent des Regierungschefs im Rang eines Unterstaatssekretärs. Er soll 100 Pfund (118 Euro) darauf gesetzt haben, dass die Wahl im Juli stattfindet. Drei Tage später nannte Sunak den 4. Juli. Die zweite Person, gegen die ermittelt wird, ist Laura Sanders, die Ehefrau von Tory-Wahlkampfchef Tony Lee.

Die Tory-Partei entzog beiden die Unterstützung im Wahlkampf. Weil die Nominierungsfrist verstrichen ist, kann die Partei keine neuen Bewerber aufstellen.

„Aufgrund laufender interner Ermittlungen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir Craig Williams und Laura Saunders bei der bevorstehenden Parlamentswahl nicht länger als Parlamentskandidaten unterstützen können“, zitierten britische Medien am Dienstag übereinstimmend einen Parteisprecher. „Wir haben bei der Glücksspielkommission nachgefragt, dass diese Entscheidung die von ihr durchgeführten Ermittlungen nicht beeinträchtigt, die zu Recht unabhängig sind und weiterlaufen“, hieß es weiter.

Auch Tory-Personenschützer und ein Labour-Politiker sollen gewettet haben

Auch mehrere Personenschützer der Londoner Polizei sowie der Chef für Datenstrategie der Tories, Nick Mason, sollen auf den Wahltermin gewettet haben. Am Dienstagabend trat zudem ein konservativer Abgeordneter im walisischen Regionalparlament von seinem Fraktionsamt zurück, weil gegen ihn ermittelt wird.

Auch die Labour-Partei, die in Umfragen einen deutlichen Vorsprung auf die Konservativen hat, suspendierte einen Kandidaten. Er hatte darauf gewettet, dass er nicht gewählt wird.

Premier Sunak war unter erheblichen Druck geraten, in dem Fall hart durchzugreifen. Zu seinem Amtsantritt hatte er eine Rückkehr zur Integrität versprochen.

Wettbetrug durch Insiderwissen ist in Großbritannien eine Straftat, die mit bis zu zwei Jahren Haft geahndet werden kann. Sunaks Konservative liegen in Umfragen abgeschlagen hinter der sozialdemokratischen Oppositionspartei Labour. (dpa)

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