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Der DJ und Musikproduzent Gigi D’Agostino.

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Nach Sylt-Video: Gigi D'Agostinos „L'amour toujours“ erobert die Charts

Nach dem Sylt-Skandal landet der Partyhit aus den 90er Jahren auf Platz acht der deutschen Charts. Der Song ist unter Rechtsextremen zum geheimen Erkennungszeichen geworden.

Der Track „L'amour toujours“ von Gigi D'Agostino landet in dieser Woche auf Platz acht der deutschen Charts, wie GfK Entertainment am Freitag mitteilte. Auch in den deutschen iTunes Charts von Apple ist der Song erfolgreich und steht dort sogar auf Platz. Die Melodie des bekannten Partyhits aus den 90er Jahren wird häufig für rechtsextremistische Gesänge missbraucht.

In den vergangenen Tagen sollen etwa im thüringischen Suhl und auf der Ostseeinsel Fehmarn Parolen zu dem Hit von Gigi D'Agostino gesungen worden sein. Zuvor waren unter anderem Fälle auf Schützenfesten in Niedersachsen, auf dem Schlagermove in Hamburg und auf einem Spitzeninternat in Schleswig-Holstein öffentlich geworden.

Zuerst hatte ein kurzes Video von einer Pfingstparty in einem Lokal auf Sylt vor rund einer Woche bundesweit Empörung ausgelöst, weil Gäste zu „L'amour toujours“ rassistische Parolen wie „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“ grölten. Die Staatsschutz-Abteilung der Polizei ermittelt. Seitdem häufen sich die Berichte von ähnlichen Vorfällen.

Die Flensburger Staatsanwaltschaft ermittelt im Sylter Fall mittlerweile wegen des Verdachts der Volksverhetzung gegen eine Frau und zwei Männer, gegen einen der Männer außerdem wegen des Verdachts, Kennzeichen einer verfassungswidrigen Organisation verwendet zu haben. Eine Hamburger Hochschule prüft derzeit eine mögliche Exmatrikulation einer mutmaßlich beteiligten Studentin. Mindestens zwei der im Sylter Fall Identifizierten verloren ihren Job.

Auch im thüringischen Suhl sind zwei Mitarbeiter des Wachschutzes einer Erstaufnahmeunterkunft nach rassistischen Äußerungen zur Melodie von „L'amour toujours“ entlassen worden. Sie sollen im Dienst auf einem Smartphone das bekannte Lied abgespielt und sich dazu rassistisch geäußert haben, wie eine Sprecherin der Polizei in Suhl auf Nachfrage bestätigte. Es werde wegen des Verdachts der Volksverhetzung ermittelt.

Auf der Ostseeinsel Fehmarn wird ebenfalls wegen mutmaßlichen rassistischen Gesängen ermittelt. Bei einer Tanzveranstaltung zum Rapsblütenfest sollen rund 15 Personen „ausländerfeindliche Parolen“ gesungen haben, wie die Polizei mitteilte. Das Staatsschutzkommissariat der Bezirkskriminalinspektion Lübeck ermittelt wegen des Verdachts der Volksverhetzung. In den vergangenen Tagen gab es zudem mehrere vergleichbare Fälle in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Baden-Württemberg.

Partyhit auf Volksfesten verboten

Wegen der Umdichtungen mit rassistischen Textzeilen soll der 25 Jahre alte Partyhit in Deutschland auf einigen Volksfesten wie dem Münchner Oktoberfest und dem Cannstatter Volksfest in Stuttgart in Zukunft gar nicht erst gespielt werden.

Der Song ist unter Rechtsextremen schon länger zum geheimen Erkennungszeichen geworden. Auf TikTok unterlegen einschlägige Nutzer regelmäßig Videos mit rassistischen Botschaften und Falschinformationen mit „L’Amour Toujours“, vor wenigen Wochen verwendete auch der langjährige Kopf der „Identitären Bewegung“ Martin Sellner den Song.

Der italienische DJ Gigi D'Agostino stellte zu den rechtsextremen Umdichtungen zur Melodie seines Hits von 1999 bereits klar, dass es in seinem Lied ausschließlich um Liebe gehe. (dpa)

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