zum Hauptinhalt
ARCHIV - 15.06.2021, Berlin: Die Villa von der Heydt, Sitz des Präsidenten und der Hauptverwaltung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK). (zu dpa: «Roth will Preußenstiftung neben Louvre und British Museum sehen» und «Preußen-Stiftung soll international mitmischen - mit neuem Namen») Foto: Fabian Sommer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© / dpa/Fabian Sommer

Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Sage mir, wie du heißt ...

Die Kulturstaatsministerin will auch den Namen der Preußen-Stiftung ändern. Keine neue Idee, aber jetzt wird debattiert, über Geschichtssinn versus Zukunftsperspektiven.

Ein Kommentar von Christiane Peitz

Neue Runde, neues Spiel? Mit der Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz möchte Kulturstaatsministerin Claudia Roth einen „attraktiven, zukunftsgewandten“ Namen für die SPK. Stiftungs-Präsident Hermann Parzinger pflichtet dem jetzt bei, gute Vorschläge nehme er gerne entgegen.  

Hin und her und wieder hin. Der Wissenschaftsrat hatte bei seiner Evaluation bereits vor zweieinhalb Jahren erklärt, der Name bedürfe einer „eingehenden kritischen Reflexion“, Parzinger fand die Namensfrage jedoch recht bald sekundär. Er hänge an dem Namen, sagte er 2020 dem Tagesspiegel, sei dieser doch ein Bekenntnis zum Humboldtschen Erbe. Geschichte solle man nicht wegreformieren.

Jetzt sagt er, im Ausland müsse er immer erklären, warum die Institution so heißt, immerhin eine der weltweit größten Kultureinrichtungen, zu der unter anderem Berlins Staatliche Museen und die Staatsbibliothek gehören. Die Grünen-Politikerin Roth findet die „einseitige Priorisierung“ auf Preußen als wichtiges, aber nicht einziges Erbe mittlerweile falsch.

Gut, dass diskutiert wird, denn eine breite Namens-Debatte fand bisher nicht statt. Andererseits: Mit der Reform hin zu mehr Autonomie und Attraktivität der Museen und einer flexibleren Verwaltung des 1900-Mitarbeiter:innen-Ladens geht es nur zäh voran. Die dringlichste Frage ist weiterhin offen: die der (Unter-)Finanzierung durch Bund und Länder, die allesamt im Stiftungsrat vertreten sind. Für eine Verschlankung müsste ein Bundesgesetz geändert werden.

Da erscheint einem der Namensdisput – der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und der Historiker Hubertus Knabe werfen den Grünen Geschichtslosigkeit und Ersatzhandlung vor - wie ein Ablenkungsmanöver von den eigentlichen SPK-Baustellen.

Mit stilisiertem Preußen-Adler: das Logo der SPK.

© Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Kolonialismus, Nationalismus, Gewaltherrschaft: Soll belastete Geschichte auch namentlich in Erinnerung bleiben oder mit Blick auf bessere Erbschaften, auf Gegenwart und Zukunft überschrieben werden? Ob Denkmäler oder Straßennamen, überall wird darüber gestritten, oft mit simplifizierender Lagerbildung – hier Geschichtssinn, da Identitätspolitik.

Was ist eigentlich mit dem stilisierten Preußen-Adler im SPK-Logo, was mit dem griffigen Kürzel auf Webseiten und Briefköpfen? Könnte man ja beibehalten, schon aus Kostengründen: SPK gleich Stiftung für prima Kultur? Stiftung unter Parzingers Kommando? Stiftung für kolossal bedeutende Kunst? Vielleicht hat die wortgewaltige Kulturstaatsministerin ja eine Idee.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false