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Heinz Hajek-Halkes fotografisches Element stammt aus den 1960er-Jahren.

© Heinz Hajek-Halke Estate / Chaussee 36

Tiefe Schnitte, warme Bäder: Die Lichtgrafik von Heinz Hajek-Halke

Im privaten Ausstellungsraum Chaussee 36 zeigt eine junge Generation von Künstler:innen, wie wichtig der Fotografie-Pionier bis heute ist.

An der Fotografie war Heinz Hajek-Halke nur interessiert, weil ihn das Experiment reizte. Nicht die Abbildung von Realität war wichtig, sondern die Frage, was sich mit dem Medium sonst noch anstellen ließe. Hajek-Halke, Jahrgang 1898, hatte da seine eigenen Ideen. Sie machten ihn zum Pionier und wichtigen Fotokünstler des 20. Jahrhunderts. Erste Montagen entstanden in den 1920er-Jahren, er war mit abstrakten Künstlern befreundet und lehrte ab 1955 als Dozent für „Foto-Grafik“ an der Hochschule für Bildende Künste Berlin. Hajek-Halkes Einfluss auf Schüler wie Floris Neusüss war groß. So wundert es nicht, wenn eine aktuelle Ausstellung in der Chaussee 36 Photo Foundation die Frage stellt, wie sehr sich experimentelle Fotografie bis heute an ihm orientiert.

Ausgangspunkt ist seine Lichtgrafik. Sie entstand in der Dunkelkammer ohne Kamera, basierend auf der Technik des Fotogramms, mit dem auch das Bauhaus spielte. Hajek-Halke belichtete allerdings nicht auf Fotopapier, sondern erstellte ein Negativ aus einer kleinen Glasplatte oder einem Film, das in den Vergrößerer gelegt und auf Fotopapier belichtet wurde. Dieses Negativ traktierte er auf alle erdenklichen Arten: mit Einschnitten, warmen Bädern, Tusche oder Fixiermittel, Klebstoff, Folien und Farbmasken.

Diese radikalen Methoden nimmt die Gruppenschau „Über das Fotografische hinaus“ zum Anlass, den Lichtgrafiken Arbeiten zeitgenössischer Künstler:innen gegenüberzustellen. Darunter von Daisuke Yokote: Der junge Japaner kocht seine Negative, um die Motive zu verändern. Das Duo Banz & Bowinkel überträgt Bewegungen von Performen digital in Farbspritzer, Jana Dillo schafft „Polagramme“ – Geometrie aus farbigem Licht und Schablonen. Ohne Heinz Hajek-Halke, der 1983 starb, sähen sie anders aus. (cmx)

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