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Robert Habeck, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen.

© Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

Robert Habeck und die Bafin: Er wollte doch nur vereinfachen

Der sonst stets wortgewandte Grünen-Vorsitzende hat sich in einem Interview verplappert. Auweia. Eine Glosse

Robert Habeck ist ein Meister der schönen und klugen Worte, wie wir wissen. Kinderbücher hat er geschrieben, Romane, ein Theaterstück. Lyrik hat er übersetzt. Und natürlich hält er Reden, nicht zuletzt auf Grünen-Parteitagen. Und er gibt Interviews. Kann es da immer gelingen, die Worte wohl zu setzen und keine Fehler zu machen?

Übers Wochenende ist Habeck in den üblichen Online-Dauerorkan geraten, also in den Blick derer, die ihre Zeit damit verbringen, auf der Suche nach Aufregendem zu sein, um sich aufregen zu können.

Schon am Freitag hatte das Portal „t-online“ ein langes Gespräch mit dem Grünen-Vorsitzenden veröffentlicht, viele Fragen, teils recht lange Antworten. Auch zum Wirecard-Skandal und dessen Folgen. Somit auch um die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz Bafin.

Ein Satz mit Folgen

Und was sagt er da, unser Meister der klug gewählten Worte? „Die Bafin ist vielleicht gut darin, mittelständischen Unternehmen nachzuweisen, dass Handwerkerrechnungen falsch eingebucht wurden. Aber sie ist schlecht darin, internationale Finanzakteure zu kontrollieren. Das muss sich schleunigst ändern.“ Satz 3und Satz 2 haben wenig Aufregung verursacht, da scheint Habeck mit der breiten Meinung in den sozialen Medien irgendwie mitzuschwimmen.  

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Aber was haben sie ihn für Satz 1 gekloppt. Bafin, mittelständische Unternehmen, Handwerkerrechnungen? Nein, also wirklich! Der Zusammenhang ist tatsächlich etwas weit hergeholt. Es ist eine ziemlich unglückliche Verkettung. Ein Lapsus, ein Ausrutscher. Nahe an dem berühmten Brutto-Netto-Fall, den im Jahr 1994 die einstige SPD-Führungsfigur Rudolf Scharping verursachte, was auch damals schon – obwohl soziale Medien noch unbekannt waren – für einige Aufregung sorgte.

Wofür ist die Bafin da?

Denn die Bafin ist vor allem für die Aufsicht von Banken und Versicherern und des Börsengeschehens zuständig. Für eher große Zusammenhänge also. Verstopfte Rohre oder undichte Dächer sind nicht so ihr Ding. Mit Häme und Bosheit wurde Habeck nicht zuletzt vom schlimmsten natürlichen Feind der Grünen belegt, den Freien Demokraten. Deren Finanzpolitiker Otto Fricke macht einen „epic fail“ aus, kein ganz junges Wort mehr, aber Fricke ist auch schon etwas älter. Doch ist Habeck tatsächlich grandios gescheitert?

Nein. Leute, regt euch ab. Da hat sich halt einer vertan. Kannte die Zusammenhänge nicht so genau, muss also nacharbeiten. Oder seinem Pressesprecher ein bisschen Nachsitzen abverlangen zur Frage: Was hat die Bafin zu tun und welche Rolle spielen Handwerkerrechnungen in ihrem Aufgabenbereich?

Und wenn's sogar mal stimmt?

Guter Gott, vielleicht kommt sogar heraus, dass es da wirklich auch mal um eine solche geht. Was dann? Ein Vermögensverwalter behauptet auf Twitter immerhin, dass es tatsächlich so etwas geben kann wie eine Handwerkerrechnungskontrolle im Zusammenhang mit Bafin-Aufgaben. Klingt allerdings wie eine eher komplexe Sache.

Habeck dagegen wollte doch nur vereinfachen. Nach der allseits beliebten Devise: Bei den Kleinen schaut man genau hin, die Großen kommen durch. Womit man online sonst eigentlich nie aneckt.

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