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Der Schriftzug „Nie wieder ist jetzt“ wird zum 85. Jahrestag der Pogromnacht an das Brandenburger Tor projiziert. (Archivbild)

© Jörg Carstensen/dpa

83 Prozent mehr als im Vorjahr: 2023 gab es so viele antisemitische Vorfälle wie nie

Nach dem Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober haben auch in Deutschland die Feindseligkeiten gegen Juden eine neue Dimension erreicht. Die Meldestelle Rias sieht Grundrechte in Gefahr.

Der Bundesverband Rias hat im vergangenen Jahr 4782 antisemitische Vorfälle dokumentiertfast 83 Prozent mehr als 2022 und so viele wie nie zuvor. Hintergrund ist ein sprunghafter Anstieg solcher Angriffe und Anfeindungen gegen Juden in Deutschland seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Allein 2787 Vorfälle geschahen von da an bis zum Jahresende, wie aus dem Jahresbericht des Bundesverbands hervorgeht.

Die Selbstverständlichkeit, dass Grundrechte auch für Jüdinnen und Juden gelten, sei bedroht, warnte Rias-Geschäftsführer Benjamin Steinitz. „In allen Lebensbereichen werden Jüdinnen und Juden angefeindet, bedroht und angegriffen. Ein offenes jüdisches Leben ist seit dem 7. Oktober noch weniger möglich als zuvor.“ Der Normalisierung von Antisemitismus müsse Einhalt geboten werden.

Häufung der Gewalt nach dem 7. Oktober

Der Bundesverband Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus unterhält ein Netzwerk von Meldestellen in elf Bundesländern, bei denen Betroffene oder Zeugen solche Vorfälle dokumentieren lassen können. Es geht dabei um Angriffe und Bedrohung, aber auch um Pöbeleien oder Anfeindungen, die nicht immer strafrechtlich verfolgt werden. Die Zahlen unterscheiden sich also von der offiziellen Kriminalitätsstatistik.

Gegen Jahresende hätten sich gewalttätige Vorfälle gehäuft, berichtete Rias. Rund zwei Drittel aller Fälle von extremer Gewalt, von Angriffen und Bedrohungen hätten sich nach dem 7. Oktober ereignet.

Rias erwähnt den versuchten Brandanschlag zweier Unbekannter auf eine Berliner Synagoge Mitte Oktober 2023 sowie zwei Brandanschläge auf das Haus einer jüdischen Familie im Ruhrgebiet wenige Tage später. Zugenommen hätten zudem Vernichtungsdrohungen gegen jüdische Institutionen und Personen. (dpa)

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