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Im vergangenen Jahr wurden auf der italienischen Insel Lampedusa besonders viele Ankünfte von Flüchtlingen registriert. Inzwischen steigen die Asylbewerberzahlen in Italien wieder.

© imago/ZUMA Press/Ciro Fusco

Nach ruhigen Wintermonaten: Zahl der Asylanträge in Europa steigt wieder

Gegenüber dem Vorjahresmonat verzeichnete die EU-Asylagentur im April in Europa bei den Asylanträgen ein Plus von 14 Prozent. Besonders groß ist der Anstieg in Italien.

Nach den Wintermonaten steigt in der EU sowie in Norwegen und der Schweiz die Zahl der Asylanträge wieder. Laut den jüngsten Angaben der EU-Asylagentur (EUAA) wurden im April in den 27 EU-Ländern sowie Norwegen und der Schweiz 86.000 Asylanträge registriert. Im März waren es noch 83.000 Anträge gewesen. Der Großteil der Anträge mit einem Anteil von 23 Prozent entfiel im April nach den Angaben der Agentur mit Sitz im maltesischen Valletta auf Deutschland.

Zudem liegt die Zahl der EU-weiten Anträge im April um 14 Prozent über dem Vorjahresmonat. Im vergangenen Jahr hatte die Zahl der Anträge den höchsten Stand seit der Flüchtlingskrise von 2015/2016 erreicht.

Im vergangenen Jahr war fast ein Drittel der Asylanträge in den 29 europäischen Ländern hierzulande gestellt worden: Von den insgesamt 1,14 Millionen Anträgen entfielen 351.000 auf Deutschland. Dieser Trend ist inzwischen rückläufig. Der Grund: Geflüchtete stellen ihre Asylanträge laut den Angaben der EUAA zunehmend in Italien. Im April betrug deren Zahl rund 14.000 – ein Plus von 66 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. In Deutschland waren es laut EUAA 19.360 Anträge.

Pro Kopf verzeichnet Zypern die meisten Anträge

Nimmt man die Bevölkerungsgröße der einzelnen EU-Länder zum Maßstab, verzeichnete Zypern pro Kopf die höchste Zahl von Anträgen. Im EU-Staat Zypern leben knapp eine Million Menschen. Gleichzeitig entfielen elf Prozent der EU-weiten Anträge von Syrern auf den Inselstaat.  

Gemessen an absoluten Zahlen, bleibt Deutschland indes innerhalb der EU das wichtigste Zielland für Flüchtlinge. 48 Prozent der EU-weiten Asylanträge von Syrern wurden hierzulande gestellt, bei den Afghanen waren es 44 Prozent. Häufig haben sich allerdings Flüchtlinge, die ihren Antrag in Deutschland stellen, zuvor in anderen EU-Ländern aufgehalten. Damit wären eigentlich andere Staaten für die Bearbeitung der Anträge zuständig.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge soll personelle Unterstützung durch die EU-Asylagentur erhalten.

© dpa/Sebastian Gollnow

Eine zügige Rücküberstellung in andere EU-Länder scheitert allerdings oft an Personalengpässen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf), das für die Umsetzung der EU-Asylregeln vor Ort sorgen muss. Diese sehen vor, dass Asylbewerber dort ihre Anträge stellen müssen, wo sie zuerst den Boden der EU betreten haben.

Zusammenarbeit zwischen Bamf und EU-Asylagentur

Um die Verfahren bei der Rücküberstellung von Asylbewerbern in andere EU-Staaten zu beschleunigen, haben das Bamf und die EU-Asylagentur jüngst eine Zusammenarbeit vereinbart. Demnach sollen bis zu 15 Bedienstete der EUAA demnächst die deutschen Behörden vor Ort unterstützen.

Die Direktorin der EU-Asylagentur, Nina Gregori, erwartet auch für 2024 ein „herausforderndes Jahr“.

© Imago Images/Xinhua/Marios Lolos

Anfang des Monats hatte das Bamf mitgeteilt, dass im Mai in Deutschland 17.231 Erstanträge auf Asyl entgegengenommen wurden. Demnach wurden zwischen Januar und Mai 103.467 Erstanträge gestellt. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres (125.566 Erstanträge) bedeutet dies eine Abnahme um 17,6 Prozent.

Schutzbedarf von Geflüchteten lässt nicht nach

Schon im vergangenen Jahr hatte die EU-Asylagentur vorausgesagt, dass auch 2024 ein „herausforderndes Jahr“ werde. Bereits Ende 2023 hatte die Direktorin der EU-Asylagentur, Nina Gregori, erklärt, dass der Schutzbedarf von Flüchtlingen nicht nachlassen und sich zum Teil sogar erhöhen werde.

Um die irreguläre Migration in Richtung EU zu begrenzen, hatte sich die EU Mitte Mai auf eine Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) geeinigt. Unter anderem sollen Schnellverfahren an den EU-Außengrenzen dafür sorgen, dass Migranten ohne Bleibeperspektive schneller abgeschoben werden können. Nach Ansicht von Experten dürfte sich jedoch kein schneller Effekt der Reform zeigen. Den EU-Ländern bleiben zwei Jahre, um die neuen GEAS-Vorschriften umzusetzen.

Gleichzeitig wird in Deutschland nach dem Bund-Länder-Gipfel vom vergangenen Donnerstag die Diskussion um eine mögliche Auslagerung von Asylverfahren in Drittstaaten fortgesetzt.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) dämpfte allerdings in der vergangenen Woche zum Abschluss der Innenministerkonferenz von Bund und Ländern Erwartungen, dass Asylverfahren in Drittstaaten die irreguläre Migration deutlich begrenzen würden. Bei einer möglichen Auslagerung von Asylverfahren handele es sich sich um „ein weiteres zusätzliches Instrumentarium“, hatte Faeser gesagt.

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