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Das neue Recht – auf einfachere Einbürgerung.

© dpa/Fernando Gutierrez-Juarez

Neues Staatsbürgerschaftsrecht in Kraft: Die Bunte Republik Deutschland wird Wirklichkeit

Das Gefühl, gewollt zu sein – das soll mit dem deutschen Pass verbunden sein. Und das sollte auch die Union jetzt besser mal wirken lassen. Nachbessern kann man immer noch.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Nun ist das neue Staatsbürgerschaftsrecht in Kraft. Lange genug hat es gedauert, zu lang, jahrelang. Dabei weiß doch jeder: Staatsangehörigkeit ist auch ein Gefühl – nämlich das, gewollt zu werden, willkommen zu sein. Für viele ist das ein neues Gefühl. .

Endlich gibt es also einfachere und schnellere Einbürgerungen. Nach fünf statt acht Jahren, im besten Fall nach drei. Aber nicht einfach so, nicht zum Nulltarif. Wer sein Leben hier für sich und die Familie bezahlen kann, wer Deutsch spricht, die Grundwerte teilt und das Recht achtet, der und die ist Deutsch.

Mehr davon! Sind sie doch alle – staatlich geprüfte – Beispiele für Integration und werden damit positive für alle anderen im Land dazu. Solche neuen Staatsbürger, die alles das bieten, bieten wollen, was von ihnen erwartet wird, sind ein Gewinn für die Republik.

Die „Bunte Republik Deutschland“, wie sie der vormalige Bundespräsident Christian Wulff einmal getauft hat, wird Wirklichkeit. Recht so.

Dass jetzt eine Mehrstaatsangehörigkeit zugelassen wird, ein Leben mit zwei Pässen, entwertet den deutschen nicht. Es entspricht der Lebenswirklichkeit hierzulande und in vielen anderen Ländern Europas. SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hat recht: „Mit dem heutigen Tag endet eine jahrelange Respektlosigkeit gegenüber Millionen fleißiger Menschen in Deutschland.“

Warum das Gesetz nicht erst einmal wirken lassen?

Allerdings hat auch die Union das Recht aus Skepsis. Nicht alle denken wie Wulff, der übrigens Christdemokrat ist. CDU und CSU wollen das Gesetz im Falle einer Regierungsübernahme ändern, mindestens das. Da gilt allerdings: Das Gesetz besser erst einmal wirken lassen.

Und vor allem nicht gleich Misstrauen schüren. Als ob, wie Unionsfraktionschef Friedrich Merz fürchtet, lauter Menschen eingebürgert werden, die Sozialleistungen beziehen. Das geben die Zahlen nicht her.

Wichtiger sind diese Zahlen: Schon jetzt stapeln sich mehr als 200.000 unbearbeitete Einbürgerungsanträge in 42 Städten. Das werden sehr wahrscheinlich noch viel mehr werden. Da muss der Staat ran. Willkommen zu heißen, will organisiert sein.

Staatsangehörigkeit als Ausdruck eines Gefühls: Wer sich um die deutsche bewirbt, soll ein möglichst gutes haben. Darauf gibt es auch ein Recht.

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