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Der hessische Grünen-Chef tarek Al-Wazir über die Grünen und ihren Umgang mit "Stuttgart 21".

© dpa

Stresstest zu Stuttgart 21: Tarek Al-Wazir: "Herr Grube entwickelt sich zu einem zweiten Hartmut Mehdorn"

Der hessische Grünen-Chef Tarek Al-Wazir über den Umgang der Grünen mit dem Thema "Stuttgart 21", den Umgang der Deutschen Bahn mit dem Stresstest und der Suche nach einem grünen Kanzlerkandidaten.

Herr Al-Wazir, müssen sich die Grünen beim Thema "Stuttgart 21" auf eine neue Zerreißprobe einstellen?

Das mit den Zerreißproben kennen die Grünen seit Jahrzehnten: Immer wieder wird uns prophezeit, dass wir bei einem Thema vor der Zerreißprobe stehen. Aber bisher hat uns nichts zerrissen. Und das wird auch diesmal nicht passieren.

Die ersten Ergebnisse sind aber bereits an die Öffentlichkeit gelangt und die lassen auf einen positiven Ausgang für die Bahn schließen.

Bisher ist doch gar nichts passiert. Nicht die Bahn macht den Stresstest, sondern ein unabhängiges Schweizer Institut. So sieht es das Schlichtungsergebnis vor. Deshalb ist alles Spekulieren jetzt nur Pfeifen im Wald.

Ein Fehlverhalten seitens der Deutschen Bahn AG also?

Mich wundert es schon, wie die Bahn versucht, das Ergebnis vorweg zu nehmen. Das ist unlauter und verstößt gegen den Geist der Schlichtung. Herr Grube entwickelt sich damit immer mehr zu einem zweiten Hartmut Mehdorn und man weiß ja, wie das mit dem endete. Dieser Versuch der Vorab-Stimmungsmache heizt den Konflikt unnötig neu an.

Droht in dem Konflikt eine neue Eskalation der Gewalt?

Das wäre eine Katastrophe. Gewalt ist auf gar keinen Fall zu akzeptieren. Denn der Protest lebt bisher ja gerade davon, dass er von ganz normalen Bürgern getragen wird. Das Vorgehen der Polizei unter Stefan Mappus letzten Herbst war absolut falsch. Wenn jetzt einzelne Projektgegner ebenfalls gewalttätig werden, ist das ebenfalls völlig inakzeptabel und außerdem noch kontraproduktiv.

Kommt es am Ende aber doch zu dem Ergebnis, dass sich der Bau rechnet, droht dann eine harte Auseinandersetzung innerhalb der Partei?

Dann würde erst einmal eine Volksabstimmung anstehen und dann gilt: Man muss sich an das Ergebnis halten - im Guten wie im Schlechten.

Man hat den Eindruck: alles ist gut bei den Grünen. Der schwarz-gelbe Atomausstieg hat die Partei nicht zerrissen und S 21 ist ihrer Darstellung nach auch keine Gefahr. Dann geht es mit dem Aufschwung der Grünen also weiter?

Wir müssen konzentriert inhaltlich weiter arbeiten, uns an der Sache und nicht an irgendwelchen Wahltaktiken orientieren. Glaubwürdigkeit ist unser größtes Gut. Von den Umfragen müssen wir uns frei machen, denn die gehen mal hoch und mal runter.

Zurzeit eher hoch: Wann müssen die Grünen einen Kanzlerkandidaten benennen?

Dazu müssen wir das Jahr 2013 abwarten. Bis dahin gilt es nicht größenwahnsinnig zu werden. Denn was Größenwahn auslösen kann, das konnte man an Guido Westerwelles Schuhsohlen sehen.

Tarek Al-Wazir ist Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Hessischen Landtag. Zusammen mit Kordula Schulz-Asche ist er auch Parteivorsitzender der hessischen Grünen. Das Gespräch mit ihm führte Christian Tretbar.

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