zum Hauptinhalt
Das „Haus für Musik“ erinnert an die Architektur der 2017 abgerissenen Fachhochschule am Alten Markt.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Haus der Musik in Potsdam: Sterne der FH bekommen ein goldenes Revival

Das kleinste Haus in der neuen Mitte am Alten Markt erinnert bewusst an die Sternfassade der alten Fachhochschule. Was sich die Architekten dabei gedacht haben.

Das Haus in der Erika-Wolf-Straße 5 in Potsdam ist eine kleine Erinnerung daran, was noch vor wenigen Jahren am Alten Markt stand: Das seit einigen Wochen enthüllte „Haus der Musik“ ist das architektonisch ungewöhnlichste Gebäude im fast fertiggestellten Block III, denn seine Fassade ist mit goldenen Sternen verkleidet – eine Nachbildung der DDR-Sternfassade, die an der 2017 abgerissenen Fachhochschule (FH) hing. Im Unterschied zu heute waren die einst von Wolfgang Kärgel entworfenen Sterne damals allerdings weiß.

Wir wollen diese Wabenkonstruktion zeitgemäß interpretieren, einem Musiker gleich, der ein bekanntes Stück nach eigenem Verständnis ausführt.

Aus der Bewerbung für das Grundstück im Block III

„Wir haben nicht vor, diese Wabenkonstruktion genau zu rekonstruieren, sondern wollen sie zeitgemäß interpretieren, einem Musiker gleich, der ein bekanntes Stück nach eigenem Verständnis ausführt“, hieß es damals in der Bewerbung für das Grundstück.

Das Haus soll Proberäume für Musikerinnen und Musiker bereitstellen. Gebaut wird es von einem privaten Bauherrn, der Entwurf stammt vom Berliner Büro „Abcarius + Burns Architecture Design“. Mit sieben Metern Straßenbreite und 165 Quadratmetern Grundfläche ist es das kleinste Grundstück des Blocks.

Bei der Goldstern-Fassade handelt es sich um eine gefaltete Lochblechkonstruktion – nicht unähnlich der FH-Fassade, die aus Aluminium bestand. „Wir erzeugen eine Unschärfe, eine Abbildung oder Erinnerung an die Vergangenheit und ermöglichen eine Auseinandersetzung mit dieser – ohne sie zu kopieren“, heißt es.

Die Sterne am Haus der Musik im Detail.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Die Sternfassade war seit Errichtung der Fachhochschule – damals noch „Institut für Lehrerbildung“ – 1977 ein markanter Teil der Potsdamer Innenstadt. Die Aluminiumverkleidung diente vor allem dazu, das massive Gebäude optisch aufzulockern.

Im Zuge der Wiederherstellung der Potsdamer Mitte nach historischem Vorbild wurde beschlossen, die Fachhochschule abzureißen, was viele Proteste und eine Besetzung des Gebäudes nach sich zog. Die Sterne avancierten zu einem Symbol des Widerstands gegen die Baupolitik der Stadt, die nach Ansicht vieler Kritikerinnen und Kritiker zur sehr auf die Rekonstruktion barocker Bauten fixiert sei.

Nach dem Abriss der FH vergab der kommunale Sanierungsträger Teile der Sternfassade an ausgewählte Projekte wie etwa das Studentische Kulturzentrum, das Rechenzentrum, den Treffpunkt Freizeit oder die Fachhochschule Potsdam.

Heute gibt es rund ein dutzend Gebäude in der Stadt, wo die Sterne nach wie vor zu sehen sind, darunter viele linke Hausprojekte. Das größte zusammenhängende Stück der Sternfassade hängt nicht in Potsdam, sondern in Trebus bei Fürstenwalde: Eine private DDR-Sammlung hatte 2013 einen Teil der Verkleidung erworben, der im Rahmen von Sanierungsarbeiten demontiert werden musste.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false