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Kai Linke ist der einzige Koch-Azubi im Inselhotel , das derzeit zwölf unbesetzte Ausbildungsplätze hat.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Viele Köche gesucht: 300 Potsdamer Azubis unversorgt

Obwohl es mehr Stellen als Bewerberinnen und Bewerber gibt, sind noch viele Azubis unversorgt. Auch das Inselhotel sucht händeringend nach Nachwuchs, derzeit sind zwölf Ausbildungsplätze unbesetzt.

Lange Arbeitszeiten, mittelmäßige Bezahlung, viel Stehen: Die Arbeit in der Küche genießt unter jungen Potsdamerinnen und Potsdamern nicht den besten Ruf. Kai Linke jedoch liebt es, Koch zu sein: „Man hat viele Freiheiten, kommt gut ins Ausland und kann überall arbeiten“, sagt der 19-Jährige, der im Inselhotel auf Hermannswerder eine Ausbildung macht.

Damit ist er eine ziemliche Ausnahme: Derzeit hat das Hotel zwölf unbesetzte Stellen, darunter für Koch oder Köchin, Hotelfachmann – oder frau sowie Veranstaltungsfachmann – oder frau. „Wir stehen großen Herausforderungen gegenüber“, sagt Hotelchef Burkhard Scholz. „Die Nachfrage in unserer Branche ist so stark zurückgegangen, wie wir es uns in den schlimmsten Szenarien nicht hätten vorstellen können.“

Bei Bewerbungsgesprächen kommt immer als Erstes die Frage nach der Bezahlung und als Zweites die Frage, ob man auch an Feiertagen arbeiten müsse.

Burkhard Scholz, Chef des Inselhotels auf Hermannswerder

Aktuell kommen in Potsdam auf 100 betriebliche Ausbildungsstellen 76 Bewerberinnen und Bewerber. Trotz dieser großen Auswahl haben rund 300 junge Potsdamerinnen und Potsdamer, die sich um eine Ausbildung beworben haben, noch keinen Platz gefunden – das ist ein Anstieg von 18,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Gleichzeitig sinkt jedoch die Zahl der Betriebe, die ausbilden: Derzeit gibt es in Potsdam 784 offene Ausbildungsstellen – 13,8 Prozent weniger als 2023. Die Zahlen in Brandenburg sehen ähnlich aus: 7304 Stellen sind unbesetzt (9,5 Prozent weniger als im Vorjahr), 5990 Bewerberinnen und Bewerber sind noch unversorgt.

Ramona Schröder, die Vorsitzende der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, warnt vor den Folgen: „Der demografische Wandel holt uns nach und nach ein, da immer mehr Arbeitnehmer in Rente gehen. Wenn die Betriebe nicht ausbilden, fehlen uns am Ende viele Fachkräfte.“

Während manche Branchen kaum ausbilden, wird in anderen händeringend nach Nachwuchs gesucht: Vor allem Köchinnen und Köche und Industriemechanikerinnen und -mechaniker werden gesucht, aber auch im Einzelhandel und in der Verwaltung gibt es viele offene Stellen in Brandenburg. „Bei den Industriemechanikern liegt es vielleicht daran, dass viele junge Menschen sich fragen, wie viel Zukunft dieser Beruf noch hat“, sagt Schröder. „Beim Koch gibt es viele Vorurteile, dass der Beruf nicht attraktiv genug ist.“

„Das Kollegium stimmt“

Burkhard Scholz kennt diese Vorurteile: „Bei Bewerbungsgesprächen kommt immer als Erstes die Frage nach der Bezahlung und als Zweites die Frage, ob man auch an Feiertagen arbeiten müsse – da gibt es viele unrealistische Vorstellungen.“ Doch die Bewerberinnen und Bewerber von heute sind in einer anderen Position, da es im Vergleich zu den Ausbildungsstellen so wenige von ihnen gibt.

Vor 30 Jahren war das noch anders, sagt Scholz: „1996 hatten wir im Hotel auf 14 Stellen insgesamt 180 Bewerbungen in schönen Mappen, rund 40 Prozent davon mit Abitur.“ Die Begeisterung der Azubis für den Beruf sei eine ganz andere gewesen: „Die hatten glänzende Augen und einen festen Händedruck“, sagt Scholz.

Heute ist Kai Linke der einzige Koch-Azubi im Inselhotel. Dass man an Feiertagen arbeiten muss, war für ihn kein Hinderungsgrund: „Das ist schon gewöhnungsbedürftig, aber wenn man den Beruf liebt, steckt man automatisch alles rein, was man kann.“ Das Inselhotel sei zudem für ihn ein attraktiver Arbeitgeber: „Das Kollegium stimmt und außerdem werde ich hier gut gefördert und kann viele Fortschritte in meiner Ausbildung erreichen“, sagt Linke.

Aktuell hat die Arbeitsagentur die Kampagne „Brandenburg will dich!“ gestartet: Dazu wird ab 8. Juni ein Bus durchs Land touren, um bei Sport- und Freizeitevents über Ausbildungsstellen zu informieren. 

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