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Besser in die Armbeuge. Das Robert Koch-Institut empfiehlt, Taschentücher nur einmal zu benutzen und sich häufig die Hände zu waschen.

© Nicolas Armer, dpa

Schweinegrippe in Potsdam: Zahl der Ansteckungen liegt über dem Vorjahresniveau

In Potsdam wächst die Zahl der Ansteckungen mit der sogenannten Schweinegrippe. Der Virus kann selbst bei zuvor gesunden Erwachsenen schwere Krankheitsverläufe verursachen. Impfungen können aber auch jetzt noch schützen.

Potsdam - Die diesjährige Grippewelle erreicht Potsdam. Die Zahl der Ansteckungen liegt deutlich über dem Vorjahresniveau. Seit Jahresbeginn sind in der Stadt 31 Erkrankungsfälle gemeldet worden, teilt das Gesundheitsamt auf PNN-Anfrage mit. Im Laufe der vergangenen Woche seien neun neue Fälle hinzugekommen, so die Leitende Amtsärztin Kristina Böhm. In der Vorwoche waren es acht. Da nicht alle Erkrankungen auch amtlich gemeldet werden, dürfte die Dunkelziffer höher liegen. Viele Erkrankte mit Grippesymptomen werden nicht auf die Influenza-Erreger getestet.

Im Vorjahr hatte sich die Influenza in Potsdam später ausgebreitet. Erst ab Mitte Februar begann der Anstieg. „Ende Februar 2015 waren 120 Meldungen zu verzeichnen“, so Böhm. Obwohl sie vergleichsweise moderat verlief, musste zum Beispiel der Potsdamer Verkehrsbetrieb wegen des hohen Krankenstands vorübergehend seinen Fahrplan zusammenstreichen.

Höchstes Risiko bei älteren Menschen

Doch es gibt noch einen anderen Unterschied zum Vorjahr – und zwar was den häufigsten Virustyp betrifft. Bei den Potsdamer Fällen handelt es sich überwiegend um Infektionen mit der Influenza Typ A und dem H1N1pdm09-Virus – der sogenannten Schweinegrippe. Zwei Potsdamer sind an Influenza B erkrankt.

Potsdam ist dabei keine Ausnahme. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) ist der H1N1pdm09 bundesweit für 72 Prozent der Grippeerkrankungen verantwortlich. Das Virus könne bei jüngeren Erwachsenen und bei Menschen ohne Vorerkrankungen vermutlich mehr schwere Krankheitsverläufe verursachen als der saisonale Influenza A-Subtyp H3N2. Insgesamt kämen schwere Verläufe bei Jüngeren jedoch sehr selten vor. Das höchste Risiko für schwere Verläufe und Todesfälle im Falle einer Infektion haben nach wie vor ältere Menschen.

An Potsdamer Schulen ist bisher keine Zunahme von Grippeerkrankungen zu verzeichnen, teilte die Stadtverwaltung mit. Auch aus Gemeinschaftseinrichtungen seien keine gehäuften Erkrankungen gemeldet worden.

Impfung kann vor Schweinegrippe schützen

Eine Impfung wird eigentlich vor Beginn der Grippe-Saison im Oktober oder November empfohlen, ist aber auch jetzt noch sinnvoll. Je höher die Impfquote in der Bevölkerung, umso größer sei auch der Schutz für Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen – etwa wegen eines Immundefektes oder wegen Unverträglichkeiten – nicht impfen lassen können. Die Experten sprechen dann vom „Herdenschutz“. „Die Grippeimpfung ist gut verträglich. Schwere Nebenwirkungen, wie allergische Reaktion, sind – wie bei allen Impfstoffen – sehr selten“, so Böhm. Anders als während der Pandemie 2009 enthält der Impfstoff in diesem Jahr auch eine Komponente gegen den Schweinegrippe-Erreger.

Die aktuelle Grippewelle in Deutschland hat nach Angaben des Robert Koch-Instituts bereits mindestens 17 Todesopfer gefordert. Begonnen hat die Erkrankungswelle nach RKI-Angaben in der zweiten Januar-Woche. Mit knapp 3 000 Grippefällen sei in der vergangenen Woche der bislang höchste Influenza-Krankenstand in diesem Jahr verzeichnet worden.

In der Vorwoche lag die Zahl der registrierten Krankheitsfälle noch bei etwa 2 300. Insbesondere in Ostdeutschland sowie in einigen Regionen Bayerns gebe es aktuell eine Häufung.

Brandenburg ist einer der Schwerpunkte

Besonders Brandenburg ist derzeit einer der Schwerpunkte. Bis Mittwoch vergangener Woche waren dem brandenburgischen Gesundheitsministerium 290 Fälle bekannt. Zu diesem Zeitpunkt war das etwa ein Zehntel der deutschen Grippefälle – und damit deutlich mehr als dem Anteil an der Gesamtbevölkerung entspricht. Das zeigt auch die Übersichtskarte, die das RKI im Internet veröffentlicht. Dort sieht man zwei dicke rote Flecken westlich von Berlin und in der Umgebung von Frankfurt (Oder). Rot steht dabei für eine stark erhöhte Influenza-Aktivität.

Blickt man weiter nach Osten, sieht die Lage dramatischer aus. So meldete das ukrainische Gesundheitsministerium am Freitag den 273. Toten der Grippesaison. In dem von Krieg und Wirtschaftskrise gebeutelten Land müssen sämtliche Medikamente und Impfungen privat gezahlt werden. Seit Beginn der Grippesaison haben sich dort 3,6 Millionen Menschen angesteckt.

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