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Auch der Vertrag von Mary Earps läuft bald aus.

© IMAGO/PPAUK

Wegen Sanierung bei Manchester United: Männerteam verdrängt die Frauenmannschaft in „mobile Kabinen“

Die Räumlichkeiten der Fußballer von Manchester United werden modernisiert. Die Männer sollen sich nun im Frauenbereich umziehen, die Frauen müssen auf „mobile Kabinen“ ausweichen. Im Netz sorgt das für Kritik.

Die Räumlichkeiten der Fußballer von Manchester United werden saniert. Doch nicht sie sollen während der Bauarbeiten in der kommenden Saison in „mobile Kabinen“ umziehen, sondern das Frauenteam. Das berichten der „Guardian“ und die „New York Times“. Die Renovierungsarbeiten im Trafford Training Center betreffen unter anderem das Fitnessstudio und den medizinischen Bereich.

Die Männer sollen künftig die Räumlichkeiten der Frauen nutzen, die bereits im vergangenen Sommer saniert wurden. Die Fußballerinnen sollen indes auf „mobile Kabinen“ ausweichen. Zumindest dann, wenn es Überschneidungen der Terminpläne beider Teams gibt. Laut „Guardian“ sollen dort Umkleiden, Mannschaftsbesprechungsräume, Büroräume und Gemeinschaftsbereiche eingerichtet werden. Die Spielfelder und die Kantine können wie bisher genutzt werden.

Als der Klub die Modernisierungsmaßnahmen, die sich auf rund 50 Millionen Pfund (knapp 60 Millionen Euro) belaufen, im vergangenen Sommer bekannt gegeben hatte, war von „temporären Veränderungen“ die Rede. Dadurch wollte man sichergehen, dass Fußballer und Fußballerinnen ihr Training wie gewohnt fortsetzen können. Sir Jim Ratcliffe, Miteigentümer von Manchester United, sagte: „Wir wollen ein Weltklasse-Umfeld schaffen, in dem unsere Mannschaften gewinnen können.“

So ganz gelang das keinem von beiden: Das Männerteam landete in der Premiere League auf dem achten Platz und schied in der Champions League als Gruppenletzter aus. Das Frauenteam gewann den Pokal, konnte in der Liga aber nicht an seine Erfolge aus der vorherigen Saison anknüpfen und landete auf dem fünften Platz. In der Spielzeit 2022/23 waren sie Vizemeisterinnen.

Die Entscheidung wirft grundsätzliche Fragen auf

Dass die Fußballerinnen nun zurückstecken müssen, sorgt bei den Fans für Kritik. „Warum nutzen die Männer nicht die mobilen Kabinen?“, und „Was hat das mit Geschlechtergleichheit zu tun?“ und „Leider hat dieser Verein immer wieder gezeigt, dass er dem Frauenteam keinen Respekt entgegenbringt“ lauteten einige Kommentare in den sozialen Medien.

Tatsächlich wirft die Entscheidung des Vereins auch grundsätzliche Fragen auf. Etwa, wie ernst es dem englischen Erfolgsklub mit der Professionalisierung des Frauenteams tatsächlich ist. Erst kürzlich hatte Ratcliffe in einem Interview mit „Bloomberg“ auf die Frage, wie es bei den Fußballerinnen weitergehe, geantwortet: „Wir sind noch nicht so sehr ins Detail gegangen, was das Frauenteam angeht. Wir haben uns vielmehr darauf konzentriert, wie wir die Probleme der ersten Mannschaft in diesem Umfeld lösen können, und das hat uns in den ersten sechs Monaten ziemlich beschäftigt.“

Dass er von den Männern als „erste Mannschaft“ sprach und die Fußballerinnen damit ausschloss, wurde von vielen Fans kritisiert. Mit der Kaderplanung sind Ratcliffe und sein Team überdies spät dran, denn die Verträge von Stammspielerinnen wie Kapitänin Katie Zelem oder Mary Earps und Nikita Parris laufen in diesem Sommer aus.

Das Frauenteam, das erst im Jahr 2018 gegründet wurde, rangierte in den vergangenen Spielzeiten im oberen Bereich der Tabelle der Super League. Doch die strukturellen Verhältnisse verhindern offenbar den Sprung an die Spitze, wie Recherchen des „Athletic“ offenlegen. Dieser veröffentlichte im März einen Bericht, aus dem hervorgeht, dass Probleme in der Führungsetage wichtigen Neuverpflichtungen im Weg gestanden haben sollen. Außerdem sollen Spielerinnen sich im Jahr 2021 an den nationalen Fußball-Verband gewandt und über die Trainingseinrichtungen und Unterkünfte beschwert haben.

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