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Kenan Yildiz (19, r.) ist ein belebendes Element auf der linken Außenseite der Türken, wenngleich er am Mittwoch etwas glücklos agierte.

© IMAGO/Gonzales Photo/IMAGO/Gonzales Photo/Lasse Lagoni

Zwischen Euphorie und Enttäuschung: Die Türkei hat personelle Sorgen vor dem Achtelfinale

Erstmals seit 2008 steht die türkische Nationalmannschaft bei einer EM wieder in der K.-o.-Runde. Doch wie viel ist möglich, wenn mit Österreich eine echte Spitzenmannschaft wartet?

Geschichten, die mit dem Wörtchen „ausgerechnet“ beginnen, sind im Regelfall die aufregendsten im Fußball. Hakan Calhanoglu avancierte am Mittwochabend im Hamburger Volksparkstadion in gewisser Weise zum Matchwinner, ohne nach Abpfiff zum „man of the match“ gewählt worden zu sein.

Ausgerechnet der Kapitän der türkischen Nationalmannschaft sorgte in seinem ehemaligen Heimstadion für die Führung. Zehn Jahre zuvor hatte Calhanoglu noch an selber Stelle Tore für den Hamburger SV erzielt. „Für seine eigene Nation ein Tor zu schießen, ist etwas Besonderes, etwas Spezielles. Solche Tore bleiben in Erinnerung“, sagte der 30-Jährige.

In einem packenden Spiel, das Tschechien ab Minute zwanzig in Unterzahl bestritt, ebnete Calhanoglu den Weg zum 2:1-Sieg der Türkei, der sie geradewegs ins Achtelfinale schickte. Erstmals seit 2008 stehen die Türken bei einer EM wieder in der K.-o.-Runde. Gespielt wird am Dienstag (21:00 Uhr/MagentaTV) in Leipzig gegen Österreich.

Wenig überzeugender Auftritt

Überzeugend war der Auftritt der Mannschaft von Trainer Vincenzo Montella am Mittwochabend aber nicht. Nachdem sich die Zuschauenden in Folge des Platzverweises von Antonín Barák in der 20. Minute und dem 1:0 kurz nach dem Seitenwechsel auf einen souveränen Erfolg der Türken einstellten, verpasste es die Mannschaft Montellas, für die vorzeitige Entscheidung zu sorgen. Erst in der Nachspielzeit erlöste Cenk Tosun die 33.000 türkischen Fans im Volkspark.

Die Tschechen kämpften aufopferungsvoll und belohnten sich mit dem zwischenzeitlichen Ausgleich. Mitte der zweiten Halbzeit schnupperten sie sogar an der Sensation. Doch Jan Kuchta hatte bei seinem vermeintlichen Führungstreffer in der 66. Minute ein Foul begangen.

Jetzt ist alles möglich.

 Hakan Calhanoglu, Kapitän der türkischen Nationalmannschaft

Am Ende durfte die Türkei jubeln. „Jetzt ist alles möglich“, meinte Calhanoglu am Mittwoch. Doch wie viel ist für die Türkei tatsächlich in der K.o.-Phase möglich, wenn mit Österreich eine echte Spitzenmannschaft wartet? Zumal der Kapitän aufgrund einer Gelbsperre fehlen wird.

Er sei enttäuscht und sprachlos gewesen. „Ich bin als Kapitän meines Teams zum Schiedsrichter gegangen, um mit ihm zu sprechen“, sagte Calhanoglu. Auch sein Trainer hatte kein Verständnis für die Entscheidung. „Hakan ist als Kapitän gehalten, Erklärungen zu bekommen“, meinte Montella.

Calhanoglu ist nicht der Einzige, der verwarnt wurde. Nach dem Schlusspfiff kam es zur ersten Rudelbildung bei dieser EM. Insgesamt vergab der rumänische Schiedsrichter Istvan Kovacs am Mittwochabend zwei Rote und 18 Gelbe Karten.

In Abwesenheit des türkischen Kapitäns wird die Verantwortung umso mehr auf den Schultern der Youngster lasten. Arda Güler (19) blieb gegen Tschechien etwas blass, ist aber in seiner Bestform unverzichtbar. Kenan Yildiz (19) ist ein belebendes Element auf der linken Außenseite, wenngleich er am Mittwoch etwas glücklos agierte.

Klar ist, dass sich nicht nur die beiden, sondern das gesamte Team insgesamt steigern muss. Sonst ist die türkische Nationalmannschaft gegen bestens aufgelegte Österreicher bereits in wenigen Tagen Schluss.

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