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Der Schriftzug „Wir Schliessen“ steht hinter einem Rollgitter an einem geschlossenen Geschäft in Düsseldorf. Der steigende Trend bei den Firmenpleiten in Deutschland hält an.

© dpa/Martin Gerten

„Aufgestaute Probleme der Krisen“: Firmeninsolvenzen im ersten Halbjahr auf höchstem Stand seit fast zehn Jahren

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Firmeninsolvenzen im ersten Halbjahr 2024 um 30 Prozent in die Höhe gerauscht. Betroffen davon sind 133.000 Beschäftigte.

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ist wegen der schwachen Konjunktur in den ersten sechs Monaten des Jahres um fast 30 Prozent im Vorjahresvergleich angestiegen. Die Auskunftei Creditreform registrierte rund 11.000 Firmenpleiten, wie sie am Montag mitteilte. Das markiere den höchsten Stand seit fast zehn Jahren. Geschätzt 133.000 Beschäftigte waren betroffen.

„Die Unternehmen kämpfen im ersten Halbjahr 2024 weiter gegen die Auswirkungen der Rezession in 2023, anhaltende Krisen und die kraftlose konjunkturelle Entwicklung in diesem Jahr“, erläuterte der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch. „Das alles zusammengenommen bricht vielen Betrieben das Genick.“

Creditreform rechnet damit, dass im weiteren Verlauf des Jahres die Insolvenzen weiter zunehmen und im Gesamtjahr erstmals wieder das Vor-Corona-Niveau übersteigen werden. In den Zahlen spiegelten sich die „aufgestauten Probleme der zurückliegenden Krisen“, so die Auskunftei. Viele Unternehmen hätten zudem ein Schuldenproblem und könnten aufgrund der schlechten Wirtschaftslage den Zahlungsverpflichtungen aus eigener Kraft derzeit kaum nachkommen.

Im ersten Halbjahr mussten laut Creditreform deutlich mehr mittlere und große Unternehmen Insolvenz anmelden - entsprechend stiegen die Forderungsausfälle (von 13 Milliarden auf 19 Milliarden Euro) und die Zahl der betroffenen Beschäftigten. Schlagzeilen in den vergangenen Monaten machten etwa die Insolvenzen von Galeria Karstadt Kaufhof oder FTI-Touristik.

Creditreform schätzt, dass rund 133.000 Beschäftigte im Zeitraum von Januar bis Juni von einer Insolvenz betroffen waren. Im Vorjahreszeitraum waren es 125.000 gewesen. Das heißt nicht unbedingt, dass sie ihren Job verlieren: Der Fokus des Insolvenzrechts liege auf Sanierungen und auf dem Erhalt von Unternehmen sowie Arbeitsplätzen, erläuterte Hantzsch. Das erkläre zum Teil auch den Anstieg der Fallzahlen in den vergangenen Jahren. Unternehmen würden die Insolvenz „zunehmend als Chance in der Krise“ begreifen.

Auch bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern stiegen die Insolvenzzahlen im ersten Halbjahr: Creditreform registrierte 35.400 Fälle, das waren 6,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Dafür dürfte neben der hohen Inflation und der Zinswende, die zu höheren Darlehenszinsen führte, auch weiterhin die Novelle des Verbraucherinsolvenzrechts Ende 2020 verantwortlich sein, erklärte die Auskunftei: Die Reform ermöglicht Privatpersonen eine schnellere Restschuldbefreiung und macht das Verfahren für Schuldner so interessanter. (AFP)

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