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Die Kapsel der „Chang’e-6“-Sonde ist in der nordchinesischen Autonomen Region Innere Mongolei gelandet.

© dpa/XinHua/Lian Zhen

Mission „Chang’e-6“ erfolgreich: Chinas Raumkapsel bringt besonderes Mondgestein zur Erde

Die Kapsel der „Chang’e-6“-Sonde hat Proben von einer Stelle des Mondes, die bisher noch nie für die Probenentnahme erreicht wurde, an Bord. Forscher sehen einzigartige Chancen.

Eine Kapsel des chinesischen Raumschiffs „Chang’e-6“ ist mit Gesteinsproben von der Rückseite des Mondes zur Erde zurückgekehrt. Wie Live-Bilder des chinesischen Staatsfernsehens zeigten, landete die Kapsel am Nachmittag (Ortszeit) in der Steppe der Inneren Mongolei.


Was ist an den Proben so besonders?

China hatte zuletzt im Dezember 2020 Gesteinsproben vom Mond zur Erde gebracht. Davor war dies bereits den USA und der Sowjetunion in den 1960er und 1970er Jahren gelungen. Allerdings waren das Steine von der erdzugewandten Seite.

Erstmals waren nun jedoch Proben von der erdabgewandten Seite des Mondes an Bord, von denen sich Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die Entstehungsgeschichte des Erdtrabanten erhoffen.

Die Rückseite des Mondes unterscheidet sich von der erdzugewandten Seite: Sie hat weniger breite, dunkle Basaltflächen und mehr Krater und eine dickere Kruste. Das schreibt auch der chinesische Geologe Yue Zongyu von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften im Wissenschaftsmagazin „The Innovation“. Diese Unterschiede können wichtige Hinweise auf die geologische Entwicklung des Mondes geben.


Was wollen Forschende aus den Steinen „lesen“?

Basierend auf den geologischen Merkmalen der Landestelle im Südpol-Aitken-Becken (SPA), dem ältesten und tiefsten Einschlagkrater des Mondes, gehen chinesische Forscher davon aus, dass die zurückgebrachten Proben aus 2,5 Milliarden Jahre altem Vulkangestein bestehen werden. Auch Spuren früherer Meteoriteneinschläge könnten in den Proben enthalten sein.

Die älteren Proben von Chang’e-5, die von der erdzugewandten Seite des Mondes stammen, zeigten, dass vor etwa zwei Milliarden Jahren Vulkane auf dem Mond aktiv waren. Zu diesem Ergebnis kamen zwei Forschungsteams bereits, die ihre Studien in den Fachzeitschriften „Nature“ und „Science“ veröffentlichten.

Die neuen Proben von der Rückseite könnten jetzt helfen zu verstehen, ob und wie sich der Vulkanismus auf den beiden Seiten des Mondes unterschiedlich entwickelt hat.


Hintergrund zu Chinas Weltraum-Vorstoß

Der Lander des nach der chinesischen Mondgöttin benannten Raumschiffs „Chang’e-6“ hatte am 2. Juni auf dem Mond aufgesetzt und anschließend die Gesteinsproben gesammelt.

Dieses Bild, das einer Bildschirmaufzeichnung im Beijing Aerospace Control Center (BACC) entnommen wurde, zeigt die Chang’e-6-Sonde, die Proben auf dem Mond sammelt. (Archivbild)

© dpa/XinHua/Jin Liwang

Proben mit Spuren von Meteoriten könnten letztendlich nicht nur Informationen über die Evolution des Mondes liefern, sondern auch neue Erkenntnisse über die Entstehung des gesamten inneren Sonnensystems, erklärte Yue.

Mit der Rückkehr der Kapsel zur Erde schließt China bereits seine sechste Mondmission seit 2007 ab. Zuletzt hatte „Chang’e-5“ 2020 Proben von der Vorderseite des Mondes zur Untersuchung zur Erde gebracht. Zuvor war 2019 mit „Chang’e-4“ erstmals ein Rover auf der Rückseite des Mondes gelandet und hatte dort das Terrain erkundet.


USA befürchten militärische Ziele hinter Chinas Weltraumprogramm

Mondlande-Missionen gelten als äußerst diffizil. In jüngster Vergangenheit hatten mehrere Mondsonden aus Indien, Israel, Japan und Russland nicht wie geplant ihr Ziel erreicht.

China ist nach der Sowjetunion und den USA auch erst das dritte Land, das mit einer eigenen Mission Menschen in den Weltraum geschickt hat. Zudem gelang China die Landung einer Sonde auf dem Mars sowie der Aufbau der Raumstation Tiangong („Himmelpalast“), die seit 2022 ständig mit Taikonauten besetzt ist. Bis 2030 plant Peking eine bemannte Mondlandemission, zudem will das Land eine dauerhafte Basis auf der Mondoberfläche errichten.

Die USA sehen im chinesischen Raumfahrtprogramm allerdings auch einen Versuch, militärische Ziele auch aus dem Weltraum heraus durchzusetzen. Die USA wollen mit ihrer Mission „Artemis 3“, die für 2026 geplant ist, wieder Astronauten auf den Mond bringen. (fgh mit dpa/AFP)

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