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Weißes Flatterband vor der Treppe in den Untergrund: Der U-Bahnhof Kottbusser Tor ist abgesperrt.

© dpa/Fabian Sommer

Update

Tatverdächtiger identifiziert: 26-Jähriger im Berliner U-Bahnhof Kottbusser Tor erstochen

Erneute Gewalt am Kottbusser Tor: Im U-Bahnhofs ist am Samstagmittag die Leiche eines Mannes entdeckt worden. Die Tat ereignete sich auf dem Bahnsteig der U8.

Angriffe mit Messern reißen in Berlin nicht ab. Am Samstagmittag wurden Polizisten zum Kottbusser Tor in Kreuzberg gerufen. Nach Tagesspiegel-Informationen soll dort ein Mann erstochen worden sein.

Wie die Polizei am späten Nachmittag mitteilte, handelte es sich bei dem Opfer um einen 26-Jährigen. Er sei im U-Bahnhof Kottbusser Tor auf dem Bahnsteig der U8 aus einer Personengruppe heraus angegriffen und tödlich verletzt worden.

Nach Tagesspiegel-Informationen handelt es sich um einen tunesischen Staatsbürger, inzwischen wurde ein Tatverdächtiger identifiziert. Zuvor hatte es Kennern zufolge eine „milieutypische Auseinandersetzung“ unter sechs Männern gegeben.

Polizeiangaben zufolge wurde die Leiche des Mannes gegen 13 Uhr auf einem Zwischendeck des Bahnhofs entdeckt. Zu Art und Ursache der Verletzungen äußerte sich eine Polizeisprecherin auf Nachfrage nicht. Das Verletzungsmuster deute jedoch auf ein Tötungsdelikt hin.

Die Polizei sperrte den U-Bahnhof Kottbusser Tor komplett, die Kriminaltechnik rückte zur Spurensicherung an.

© dpa/Fabian Sommer

Eine Mordkommission und die Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen übernommen. Die Polizei sucht Zeugen der Gewalttat. Nach Angaben der Ermittler hatten sich bis Sonntagmorgen bereits einige gemeldet. Deren Hinweise würden nun ausgewertet.

Der Bahnhof wurde wegen der Ermittlungen zeitweise für Personen und den Zugverkehr gesperrt. Die BVG teilte mit, dass die Linien U1 und U3 auf der Hochbahn sowie die U8 im Untergrund die Station ohne Halt durchfahren.

Um die U-Bahn-Station werden überdurchschnittlich viele Rohheitsdelikte registriert, zudem Verstöße gegen die Drogengesetze. Anwohner aus Kreuzberg hatten sich immer wieder über die Gewalt empört.

Drei Fälle aus dem zurückliegenden Monat

Wegen der Kriminalität wurde im Februar 2023 eine Polizeiwache direkt am Kottbusser Tor eröffnet. Mindestens drei Polizisten sitzen rund um die Uhr in der ersten Etage des Wohn- und Gewerbeklotzes Zentrum Kreuzberg. Bei Bedarf sind auch Streifen zu Fuß unterwegs.

Kottbusser Tor ist Kriminalitätsschwerpunkt

Umstritten ist der Erfolg der 3,4 Millionen Euro teuren Maßnahmen: Auch knapp acht Monate nach Eröffnung der sogenannten Kotti-Wache bleibt die Gegend rund um das Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg ein Kriminalitätsschwerpunkt. Bis zum Oktober 2023 war die Zahl der registrierten Straftaten im Bereich der Kotti-Wache mit einem Zuwachs von 15 Prozent zum Vorjahreszeitraum deutlich stärker gewachsen als im gesamten Polizeiabschnitt 53, zu dem auch das Kottbusser Tor gehört.

Das Kottbusser Tor ist seit Jahren ein Hotspot der Kriminalität. Die Kotti-Wache soll den Ort beruhigen.

© imago/Emmanuele Contini

Während sich die Anzahl der erfassten Nötigungen, Freiheitsberaubungen oder Bedrohungen rund um das Kottbusser Tor fast verdreifacht hat, stieg der Zahl der Fälle im gesamten Abschnitt 53 „nur“ um 37 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei den erfassten einfachen Diebstählen sowie bei Körperverletzungen. Sicher gestiegen ist rund um das Kottbusser Tor die Zahl der ausgesprochenen Platzverweise, wie die Antwort der Innenverwaltung auf eine Anfrage des Grünen-Innenexperten Vasili Franco zeigte.

An der Wache gibt es auch Kritik aus ganz praktischen Gründen: Die Grünen in Friedrichshain-Kreuzberg fordern Umbaumaßnahmen. Ihre Begründung: Die Einsatzwagen parken eine Bushaltestelle zu.

Polizeipräsidentin konstatiert zunehmende Gewalt

Erst am Wochenende hatte Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik über eine zunehmende Gewalt vor allem von jüngeren Tätern gesprochen. Sie sprach sich in einem Interview mit dem Sender n-tv deshalb für eine von Niedersachsen geforderte Verschärfung des Waffenrechts aus.

Slowik wies darauf hin, dass die polizeiliche Kriminalstatistik seit Jahren eine Zunahme der Gewaltkriminalität verzeichne. Dabei seien „Nichtdeutsche überrepräsentiert“, so Slowik. „Zugespitzt formuliert: Nach unseren Zahlen ist die Gewalt in Berlin jung, männlich und hat einen nicht-deutschen Hintergrund. Das gilt auch für Messergewalt.“

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