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14 Tage durch Deutschland. Der Vater sorgt sich um die Versorgung seines Sohnes.

© picture-alliance / gms

Gesundheitspolitik: Mit dem Rollstuhl nach Berlin – aus Protest gegen Jens Spahn

Ein pflegender Vater kritisiert Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) - und schiebt dafür den Rollstuhl seines Sohns von Hamburg nach Berlin. Heute kommt er an.

Von Laura Hofmann

Es ist eine Wanderung der besonderen Art: Arnold Schnittger läuft von Hamburg nach Berlin. Mit einem Rollstuhl. Dem Rollstuhl, in dem normalerweise sein Sohn sitzt. Nico ist 23, geistig behindert, kann nicht sprechen und nicht laufen. Wenn man Schnittger fragt, warum er das macht, 14 Tage durch Deutschland wandern, dann sagt er: „Aus Liebe zu meinem Sohn.“ Und aus einer Sorge, die er mit vielen anderen Eltern behinderter Kinder teilt: Was wird aus unseren Liebsten, wenn wir nicht mehr leben?

Als der 66-jährige Fotograf erfuhr, dass Jens Spahn (CDU) zum Gesundheitsminister wird, entschied er spontan, zu dessen Amtssitz zu pilgern. Er will die Menschen damit aufrütteln, sie auf den Pflegenotstand im Land hinweisen. Was stört Schnittger am neuen Gesundheitsminister? „Ich möchte ihm meinen Sohn nicht anvertrauen, wenn er alt ist“, sagt er. Spahns Aussagen, zum Beispiel über Hartz IV, hätten ihn schockiert.

Für Schnittger ist es ein Skandal, dass pflegende Angehörige nur Arbeitslosengeld II bekommen. Dieses Modell durch das einer Grundsicherung zu ersetzen, ist eine seiner zentralen Forderung. Außerdem die bessere Bezahlung und Wertschätzung von Pflegekräften. Von Spahns Idee, Personal aus dem Ausland zu rekrutieren, hält er nichts: „Die brauchen ihre Pfleger doch selbst.“

Vater Arnold Schnittger.
Vater Arnold Schnittger.

© Privat

Kundgebung vor dem Gesundheitsministerium

Am Dienstag, zum Zeitpunkt des Gesprächs, ist Schnittger bereits in Friesack in Brandenburg angekommen. Auf seinem Blog www.inwendig-warm.de berichtet er täglich von seiner Tour und seinen Gedanken. Am heutigen Freitag um 15 Uhr wird er am Brandenburger Tor von Initiatoren des Hamburger Volksentscheids gegen den Pflegenotstand und der Bundestagsabgeordneten Zaklin Nastic (Linke) in Empfang genommen. Für 16 Uhr ist eine Kundgebung vor dem Gesundheitsministerium geplant.

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