zum Hauptinhalt
Weil die Klassenräume zu heiß sind, fallen regelmäßig Stunden aus.

© Sebastian Kahnert/ZB

Sommer in Berlin: Grundschule in Neukölln leidet unter extremer Hitze

Die Karlsgarten-Schule in Berlin-Neukölln heizt auf - bis zu 60 Grad in den Fluren werden gemessen. In den Ferien wird nach einer Lösung gesucht.

Bis zu 60 Grad in den Fluren und bis zu 40 Grad in den Klassenräumen haben die Schüler in den letzten Wochen gemessen. In der Karlsgarten-Grundschule in Neukölln ließen vor den Ferien nicht nur die Klassenarbeiten die Köpfe rauchen. „Selbst die Fische schwitzen“, schrieben die Schüler bei einer Protestaktion auf Plakate und übergaben sie samt Temperaturprotokoll Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD). Sie fordern Bildung statt Kopfschmerz – und einen funktionierenden Hitzeschutz für das Schulgebäude.

Große Glasfenster und vor allem das riesige Glasdach bieten bisher keinen Schutz vor der Sonneneinstrahlung. Auch der Boden werde wegen der dunklen Bodenfliesen an manchen Tagen brennend heiß, beklagen die Schüler. Die Folge: Bei Hitze muss der Unterricht regelmäßig auf den Schulhof ausgelagert werden oder ganz ausfallen.

Wie kann das sein? Als die Schule 1995 geplant wurde, sei „die Problematik des sommerlichen Wärmeschutzes“ noch nicht Teil der damals gültigen Normen und Anforderungen gewesen, heißt es aus dem Neuköllner Hochbauamt. Erst 2009 sei der Hitzeschutz in die Energieeinsparverordnung (EnEV) als Nachweisberechnung aufgenommen worden. Das Thema sei zwar „nicht unbeachtet“ geblieben, die geplante Durchlüftung der zentralen Halle der Schule durch Dachöffnungen habe sich jedoch recht bald als nicht ausreichend herausgestellt. „Aus diesem Grund haben wir 2015 eine außenliegende Verschattungsanlage planen und erstellen lassen“, heißt es im Hochbauamt.

Diese Verschattungsanlage, ein Sonnensegel, kostete den Bezirk 185.000 Euro, wurde nach den Sommerferien im Herbst 2015 noch neunmal ausgefahren und funktionierte nach dem Winter überhaupt nicht mehr. Seitdem befindet sich der Bezirk im Streit mit der Firma Elsbecker, die das Segel installiert hatte. Sie habe die Fehlfunktion des Segels im Garantiezeitraum gemeldet, sagt Schulstadträtin Karin Korte (SPD). Elsbecker beteuert wiederum, den Sonnenschutz korrekt installiert zu haben. Sie hätten auch mehrere kleinere Reparaturen durchgeführt und erwarteten, dass der Bauherr die Kosten übernehme.

Bis nach den Sommerferien soll eine Lösung gefunden werden

Die Firma schreibt dem Tagesspiegel, die Anlagen seien seit 1990 tausendfach bundesweit und in Europa erfolgreich eingesetzt worden und die Fehlfunktionen nur auf das Verhalten des Auftraggebers, also des Bezirksamts und der Schule, zurückzuführen. Zum Beispiel habe man schon bei der Vorbereitung der Anbringung gemerkt, dass sich die Dachkonstruktion bei Hitze unregelmäßig ausdehne. Die dagegen vorgeschlagenen Maßnahmen habe der Bauherr jedoch nicht angewandt. Zudem sei die Anlage durch marode Putzflächen blockiert und nicht regelmäßig gereinigt worden. Dieser Verschleiß führe „unweigerlich zum Totalausfall der Anlagen“, schreibt die Firma.

Am 25. Juli findet in der Schule eine Begehung mit Sachverständigen und Vertretern der Firma statt. Kortes erste Priorität sei es, eine Lösung im Rechtsstreit zu finden, damit das Sonnensegel wieder funktioniere.

Parallel sollen andere Möglichkeiten geprüft werden, etwa die, das Glasdach mit einer Sonnenschutzfolie zu belegen. Dies hätte jedoch zur Folge, dass die darunterliegenden Räume ganzjährig verdunkelt würden. Elternsprecherin Susann Worschech findet die Folie als Lösung ungeeignet: „Gerade der helle Innenhof macht die besondere Atmosphäre der Schule aus.“ Außerdem verringere die Folie die Temperatur nur um etwa fünf Grad, sagt auch Korte.

Jalousien fordern die Eltern dagegen schon lange und freuen sich, dass sich Stadträtin Korte ebenfalls dafür ausspricht. Für Klassenzimmer mit südlicher beziehungsweise südöstlicher Ausrichtung werde die Anbringung von Außenjalousien geprüft, so Korte. Für eine bessere Durchlüftung des Innenhofes soll der Einsatz von Türfeststellanlagen geprüft werden. Bis nach den Sommerferien möchte man zumindest wissen, was gegen die Hitze getan werden kann, hofft Korte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false