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Die australische Polizei bei der Festnahme eines Verdächtigen.

© AUSTRALIAN FEDERAL POLICE/REUTERS

Update

Undercover-Beamte schleusten Handys in Banden ein: 800 Festnahmen weltweit nach Razzien gegen organisiertes Verbrechen

18 Monate lang hörten Ermittler Telefongespräche von Banden ab. Dann schlugen sie in 16 Ländern zu. Die deutschen Behörden sprechen von einer „Goldgrube“.

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Im Zuge weltweiter Razzien gegen das organisierte Verbrechen hat es in Deutschland mehr als 70 Festnahmen gegeben. Schwerpunkt war Hessen, hier wurden bei den am Montag gestarteten Durchsuchungen mehr als 60 Personen aus dem Drogenmilieu festgenommen. Die Maßnahmen sind nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Hessen weiter im Gange.

Internationale Ermittler haben nach Angaben von Europol bei einem Einsatz gegen das Organisierte Verbrechen mehr als 800 Verdächtige in mehr als 16 Ländern festgenommen. Es sei eine der bislang größten Polizei-Operationen gewesen, teilte Europol am Dienstag in Den Haag mit. Mehr als 700 Häuser seien durchsucht worden, Tonnen an Drogen beschlagnahmt und große Mengen an Bargeld, Juwelen und Waffen sichergestellt worden.

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Über 18 Monate lang hatten die Ermittler Telefongespräche und andere Kommunikation der Banden abgehört. Mehr als 27 Millionen Nachrichten seien gefiltert worden. Der Schlag war gelungen, da Undercover-Beamte präparierte Telefone in mehr als 300 Banden eingeschleust hatten, auch bei Mafia-Banden in Italien, Motor-Gangs und internationalen Drogen-Syndikaten.

Die Telefone, die angeblich verschlüsselt sein sollten, waren aber nach Europol-Angaben mit einem Telekom-Netzwerk verbunden, das vom FBI eingerichtet worden war. Die Ermittlungen hätten etwa hundert Menschen das Leben gerettet, hob Calvin Shivers von der US-Bundespolizei FBI in Den Haag hervor. Dem FBI war es gelungen, Kriminelle auf die von ihm heimlich betriebene Krypto-Plattform "Anom" zu locken.

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„Dies war einer der größten und ausgeklügeltsten Einsätze überhaupt“, sagte der stellvertretende Europol-Direktor Jean-Philippe Lecouffe in Den Haag. Die Operation „Trojan Shield“ (Trojanisches Schild) stand unter Leitung des amerikanischen FBI, der US-Drogenbehörde FDA, der Polizei von Schweden und der Niederlande und war von Europol koordiniert worden. Ermittler in 16 Ländern seien beteiligt gewesen, darunter auch in Deutschland. Mit einer Razzia in bundesweit über hundert Wohnungen, Lagerhallen und Geschäftsräumen war die Polizei am Montag gegen Drogenkriminalität vorgegangen. Allein in Deutschland mit Schwerpunkt Hessen hatten die Einsatzkräfte der Polizei am Montag über 100 Wohnungen, Lagerhallen und Geschäftsräumen durchsucht.

In Hessen wird gegen zwei unterschiedliche Gruppierungen in zwei Ermittlungsverfahren vorgegangen. Es geht um 19 junge Männer aus dem Main-Kinzig-Kreis und deren illegalen Handel mit Drogen. Bei der zweiten Gruppe handelt es sich um 16 Beschuldigte aus dem Rhein-Main-Gebiet und ebenfalls um illegalen Drogenhandel. Sie sollen große Mengen an Drogen aus dem Ausland in dafür umgebauten Autos nach Deutschland gebracht haben.

Virginie Wegner, Pressesprecherin des Landeskriminalamtes in Hessen, sagte dem Tagesspiegel es seien 37 hochwertige Autos sichergestellt worden, die nun forensisch untersucht werden. Drogenhändler würden die Autos so präparieren, dass sie dort große Mengen an Drogen verstecken können, ohne, dass diese gesehen oder von Drogenspürhunden entdeckt werden können.

Wie das bei diesen Autos gemacht wurde, wird derzeit noch untersucht. In der Vergangenheit seien oft Hohlräume genutzt worden oder Teile ausgebaut worden, um weitere Hohlräume entstehen zu lassen, berichtet Wegner. So zum Beispiel könnten der Tank oder Hohlräume hinter der Verkleidung umgebaut worden sein.

Zusätzlich zu den Autos und IT-Geräten wurden in Hessen mehr als 120 kg Marihuana, 25 kg Haschisch und über 6.000 Cannabis-Pflanzen, 3 kg Heroin, ca. 1 kg Kokain und 100 kg Streckmittel, über 30 kg Amphetamin und 15 Kanister Amphetaminbase sowie über 20 Waffen und mehrere Schusswaffen sichergestellt.

Die deutschen Behörden seien erst vor einem Monat vom FBI eingeweiht worden, sagte Oberstaatsanwalt Benjamin Krause von der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main dem Tagesspiegel. Krause ist der Sprecher der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT). Das FBI stellte dem Bundeskriminalamt die Technik zur Verfügung, mit der die Kommunikation der Kriminellen über Kryptohandys mitgehört werden konnte. „Das war für uns eine Goldgrube“ , sagte Krause. „Die Kriminellen haben ganz offen gesprochen, weil sie glaubten, sie könnten nicht abgehört werden“ . Über die Kryptohandys seien Drogen bestellt und verabredet worden, „wo kommt was da und da hin“.

Krause betonte, er sei keineswegs unzufrieden darüber, dass die Amerikaner ihre deutschen Kollegen erst so spät über den geplanten internationalen Schlag gegen das organisierte Verbrechen informierten. „Die Kommunikation im Internet lässt sich nun mal nicht nur national überwachen“, sagte der Oberstaatsanwalt. Warum das FBI erst im Mai mit den Deutschen sprach, konnte Krause nicht erklären. Den Verdacht, die Amerikaner hätten erst spät informiert, um mögliche Abflüsse aus der Polizei an die organisierte Kriminalität zu verhindern. wies der Oberstaatsanwalt zurück. (mit dpa/AFP)

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